Bundesliga

Hertha unterfordert

Dass der MSV am vorigen Spieltag einen Auswärtssieg gelandet hatte, hätte man nach dem Auftritt in Berlin kaum für möglich gehalten, so harmlos trabten die Zebras durchs Olympiastadion. Hertha produzierte 45 Minuten lang Druck, schoss zwei Tore und durfte den Fußball-Abend dann mit gedrosseltem Energieaufwand zu Ende bringen.

Bis auf den verletzten Fathi - ersetzt durch van Bergen - ließ Hertha-Coach Lucien Favre zum vierten Mal in Folge die gleiche Startelf auflaufen. MSV-Trainer Rudi Bommer hatte aus disziplinarischen Gründen auf Lavric verzichtet und wies Grlic wieder eine Libero-Rolle zu. Sich auf eine verstärkte Abwehr zu verlassen, sollte jedoch keine gute Idee der Gäste sein. Bereits in der dritten Minute waren die Berliner durch und hätten durch Raffael leicht in Führung gehen können - Starke boxte den Kopfball des Berliners jedoch aus der Gefahrenzone. In der elften Minute vergab Raffael erneut eine Kopfballmöglichkeit und nur eine Zeigerumdrehung später hätte Skacel per Linksschuss treffen können, doch wieder einmal parierte Starke. Die einseitige Chancenverteilung war kein Zufall, denn Hertha fing die Gäste bereits an der Mittellinie ab und setzte sie unter Druck. Die hoch verdiente Führung entsprang einem Berliner Powerplay: Chaheds Kopfball prallte noch von der Latte ins Feld zurück aber Duisburg bekam das Leder nicht unter Kontrolle. Pantelic passte im Strafraum auf Raffael, der aus zentraler Position vollstreckte (35.). Doch damit nicht genug. Die harmlosen Gäste wurden zwei Minuten später mittels eines von Raffael getretenen Steilpasses auf Pantelic nochmals überrumpelt. Der durchgestartete Serbe schnippelte die Kugel aus halblinker Position technisch anspruchsvoll an Starke vorbei ins lange Eck. Als es in die Pause ging, war die Überlegenheit der Gastgeber mit der 2:0-Führung nur ungenügend ausgedrückt.

Das trotz des Dauerregens ansehnliche und mit ordentlichem Tempo durchgeführte Spiel - was ausschließlich der Hertha zu verdanken war - büßte nach dem Seitenwechsel erheblich an Qualität ein. Die Gastgeber drosselten ihre Geschwindigkeit und ließen die Duisburger kommen; vielmehr, sie versuchten, den MSV kommen zu lassen - dem ging jedoch jedwede Zielstrebigkeit ab. Erschreckend, wie billig der Ball verloren ging - sei es durch Abspielfehler oder Zweikampfschwäche. Kontermöglichkeiten der Hertha verschafften den Berlinern mehrfach Gelegenheit, ihre Torbilanz zu verbessern. Der einzige mit Punktspiel-Niveau agierende Duisburger, Tom Starke, vereitelte jedoch Schlimmeres für den Westklub. Gegen Pantelic verkürzte er durch aufmerksames Herauslaufen in der 59. Minute einen höheren Rückstand und verwehrte auch Raffael einen weiteren Treffer, als der Brasilianer nach einem Konter über links frei zum Schuss kam (66.). Unterm Strich reichte der Hertha ihre gute Leistung aus der ersten Hälfte, um auf ganz einfache Weise zu drei Punkten zu kommen. Einziger Wermutstropfen neben der ungenügenden Torausbeute: Kapitän Arne Friedrich sah die Gelbe Karte und fehlt gesperrt beim Auswärtsspiel in Dortmund. Duisburg vermittelte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, als würde die Mannschaft an einen Erfolg glauben. Eine einzige ernsthafte Torchance der Gäste? Fehlanzeige. Hertha hätte fast ohne Torwart spielen können.
André Schulin