Europameisterschaft

Highlander im Tief

Die Spiele Deutschlands gegen Schottland gelten als die Spitzenpartien in Gruppe 5 der EM-Qualifikation. In diesem Wettbewerb liegt Braveheart-Coach Berti Vogts mit seinem Team noch im Soll - ansonsten enttäuschten die Schotten unter dem Ex-DFB-Trainer auf ganzer Linie. Die Rückkehr zu alter Größe, durch immerhin acht WM-Teilnahmen belegt, scheint kurzfristig nicht möglich.

Erstes Länderspiel gegen den Erzrivalen
629 Länderspiele, davon 110 gegen England, hat die traditionsreiche Schottische Nationalelf bislang bestritten. Der Widerstand gegen den ungeliebten, übermächtigen Nachbarn fand, nach dem Schwert schwingende Highlander dem englischen Okkupationsdrang bestenfalls noch auf Zelluloid trotzen, auf dem grünen Rasen seine fast adäquate Fortsetzung. Mit der nahezu ausgeglichenen Bilanz von 41 Siegen, bei 45 Niederlagen und 24 Remis, können die Schotten gut leben. In den letzten Jahren waren die Erfolge gegen England allerdings dünner gesät. Die Premiere dieses Fußballklassikers endete in Glasgow im November 1872 unentschieden 0:0 - gleichzeitig war dies für beide Nationen das erste Länderspiel überhaupt.

Rangers und Celtic planten den Ausstieg
Bis 1897 war es schottischen Klubs erlaubt, am englischen FA-Cup (seit 1872) teilzunehmen. Dann wurde dies vom schottischen Verband (SFA) untersagt. Unlängst planten die beiden dominierenden Top-Vereine der Schottischen Premiere League, Celtic Glasgow und die Glasgow Rangers, durch ihren Beitritt zur englischen First Division den grenzüberschreitenden Ligafußball neu zu beleben. Sportlich wäre dies sicher reizvoll - finanziell allemal auch. Im Jahr 2002 beendete dann das „No“ des englischen Verbandes (FA) diese Spekulation.
Schneller als ihre Postkarten
Die Nationalelf qualifizierte sich für acht WM-Endrunden, scheiterte dann jedoch konstanterweise immer in den Gruppenspielen. „Die Schotten sind meistens eher zu Hause als ihre Postkarten“, lästerte ARD-Kommentator Mohren treffend. Mehrfach verpassten sie den Sprung in die nächste Runde allerdings nur knapp. Bei der WM 1974 in Deutschland waren sie gar punktgleich mit den Gruppensiegern Jugoslawien und Brasilien - aber die sparsamste Tordifferenz dieses Trios kegelte Schottland aus dem Wettbewerb. Auch die beiden EM-Endrunden-Teilnahmen der Schotten, 1992 und 1996, endeten frühzeitig nach der Gruppenphase. 1992 in Schweden unterlag Schottland in Gruppe 2 der DFB-Auswahl mit 0:2 (Tore von Riedle und Effenberg).

Nur noch zweite Wahl
Als Coach Nummer 14 in der Reihe der schottischen Nationaltrainer bot Berti Vogts beim Amtsantritt im Frühjahr 2002 an, seinen Namen um das landesübliche Kürzel zu erweitern. Das brachte „McBerti“ zwar Sympathiepunkte - bewirkte aber noch lange keinen sportlichen Aufwärtstrend. Im Gegenteil, unter Vogts’ Leitung stürzte das schottische Team noch weiter ab: In den 14 offiziellen Länderspielen gelangen nur drei Siege und zwei Remis, aber neun Niederlagen. „Wir sind keine große Fußballnation mehr, Schottland war das in der Vergangenheit, aber zurzeit sind wir nur noch zweite Wahl“, gestand Vogts im Februar 2003 die Misere ein. Gelänge es ihm, die Bilanz Schottlands gegen die DFB-Auswahl auszugleichen - bisher stehen vier Siege, fünf Niederlagen und vier Remis zu Buche - bekäme er in der Heimat der Kilts und Dudelsäcke weiterhin Unterstützung. Ansonsten droht die Verbannung aus den Highlands.

André Schulin