UEFA-Cup

Hoffnung für 20 Minuten

Werders Planwunder war auf dem besten Weg, als Almeida gleich nach drei Minuten zur Führung traf und das zweite Tor schon in der Warteschleife hing. Ein brutal früher Platzverweis gegen Klose zog den Bremern dann jedoch die Beine weg. Als kurz nach dem Wechsel auch noch Reinke patzte, kam Espanyol gar noch zum billigen Sieg und schaltete die Grün-Weißen am Ende scheinbar sicher aus.

So wenig wie taktisch musste sich Thomas Schaaf auch personell den Kopf zerbrechen, denn die Mannschaft stellte sich quasi von allein auf. Schon zu Beginn lief daher ein verkappter Dreiersturm ein, mit Klose und Almeida im Frontbereich und Hunt als hängender Spitze dahinter. Alles, wovor Espanyol Angst haben musste, war ein frühes Gegentor, doch genau das fingen sich die Spanier ein. Dem energischen Nachsetzen von erst Frings und dann Diego war es zu verdanken, dass der Ball per Pressschlag in den Lauf von Almeida sprang. Weil Keeper Iraizoz übereilt aus dem Kasten kam, lupfte der Portugiese kurz drüber und traf zum stimmungsgewaltigen 1:0. Der Treffer entfachte ein Feuer, das die ganze Mannschaft entzündete. Werder setzte sofort nach und nagelte Barcelona am eigenen Strafraum fest. Klose kam vorerst als einziger auch zum Abschluss, doch war das Übergewicht derart schwer, dass ein zweites Tor nur eine Frage der Zeit schien. Doch dann geschah das Unglück. Der französische Schiedsrichter hatte sich schon nach einer Minute keinen Gefallen getan, als er Klose nach einem üblichen Luftkampf die Gelbe Karte gezeigt hatte. Als der Nationalstürmer sich nun an der Grundlinie festgehalten fühlte und mit einer dummen Einlage einen Freistoß erwirken wollte, blieb der Unparteiische hart. Nach gerade 20 Minuten stellte er Klose vom Platz. Erst in der Folge lag der Pfeifenmann dann wirklich mehrfach daneben, doch die Bremer verloren nun etwas den Glauben und konnten Espanyol nicht anhaltend stark unter Druck setzen. Einige aussichtsreiche Standards verschenkten sie wiederum leichtfertig, auch wenn sie selbst in Unterzahl noch die deutlich bessere Mannschaft stellten.

Der zweite Durchgang dauerte nur fünf Minuten, danach verließen schon die ersten Zuschauer das Stadion. Schaaf hatte zum Wiederbeginn den jungen Schindler für Owomoyela gebracht; ausgerechnet über dessen leicht verwaiste Seite entstand dann die Entscheidung. Eine scharfe, aber greifbare Flanke ließ der bis dahin beschäftigungslose Reinke abprallen, Coro stand genau daneben und schoss ein Tor, das eigentlich nur den Ausgleich markierte – in Wahrheit aber war Werder nun besiegt. Als elf Minuten später die Gäste eine zweite Torchance bekamen, sah man schon, welchen Schaden der Treffer angerichtet hatte. Reinke stand diesmal wie angewurzelt, Schulz sprang nur halbherzig hoch, so dass Lacruz den Eckball spielend leicht einköpfen konnte. Eine halbe Stunde war noch zu spielen, doch hätte man ebenso gut abpfeifen können. Zwei Schüsse von Diego hatte Werder noch anzubieten, selbst um die durchaus abwendbare Niederlage zu verhindern, fehlte nun allerdings die Kraft. Was besonders auf die Seelen drückte, war der unwürdige Ertrag aus Hin- und Rückspiel. Die Dummheiten aus dem ersten Vergleich wettzumachen, es wäre den Bremern sogar möglich gewesen. Weil sie sich dann aber erneut das eigene Spiel mit Fahrlässigkeiten zerstörten, mussten die Hanseaten ohne echte Not die Segel streichen. Espanyol dagegen zog reich beschenkt ins Endspiel ein.
Maik Großmann