Bundesliga

Hoffnungen auf dem Nullpunkt

Die Vorzeichen waren klar. Gegen den Hamburger SV mussten auf Mönchengladbacher Seite unbedingt drei Punkte her, um weiter von einem "letzten Strohhalm" sprechen zu können, an den man sich im Abstiegskampf klammern wollte. Doch das Unterfangen geriet zu einer weiteren Abschiedsvorstellung aus der 1. Liga.

Wissend um was es ging, hielten die Gladbacher dann auch von Beginn an nicht hinter dem Berg. Eifrig, aber auch recht ziellos wurde der Ball meist lang und hoch auf die Spitzen Delura, Rafael und Insua geschlagen. Einmal schaltete sich aber auch Nationalspieler Jansen über die linke Seite mit einem gekonnten Solo ein, doch sein Pass auf Insua wurde gerade noch rechtzeitig von der HSV-Deckung abgeblockt (11.). Die Gäste gingen das unrunde Tempospiel allerdings mit, hatten auch ihre Möglichkeiten, doch weder Olic (16.) noch Sorin (23.) fanden das Ziel. Insgesamt blieb Gladbach jedoch Spiel bestimmend, kam immer wieder zu Gelegenheiten, zeigte aber auch deutlich sein großen Manko in dieser Saison: die Abschlussschwäche. Dicht am Führungstreffer war vor allem Insua in der 40. Spielminute, der nach feiner Jansen-Vorarbeit nur den Querbalken vibrieren ließ. Mit einem etwas schmeichelhaften 0:0 durften die Hamburger etwas später in die Kabinen schleichen.

Waren die Hanseaten im ersten Durchgang nur selten gleichwertig, so änderten sich die Kräfteverhältnisse nach dem Seitenwechsel doch merklich. Gladbachs Angriffszüge wurde bereits im Mittelfeld unterbunden, so dass Torwart Rost bestenfalls Abschläge zu erledigen hatte. Echte Torraumszenen blieben im dritten Viertel der Partie nahezu völlig aus, das Match hatte sich zwischen den Strafräumen eingependelt. Da auch der Wechsel Neuville für Insua in der 65. Minute keine Auswirkungen auf dem Spielfeld mit sich brachte und es den Hamburgern auch weiterhin gelang, den Ball von der eigenen Gefahrenzone fernzuhalten, war das Spiel längst zu einem langweiligen Kampf- und Krampf-Kick im Mittelfeld abgesunken. Als Neuville in der 80. Minute dann doch einmal den Ball (per Kopf!) auf das gegnerische Tor brachte, war zuwenig Wucht dahinter. Es gelang den Hausherren auch in den Schlussminuten nicht mehr, vernünftigen Druck auf das HSV-Tor zu erzeugen. Im Gegenteil. Die Gäste wurden mit ihren letzten Kontern immer frecher, hatten durch van der Vaart die Chance zum 1:0 und verwirklichten ihren Sieg-Traum tatsächlich noch in der Nachspielzeit. Der eingewechselte Guerrero war keine Minute auf dem Platz, wurde von Mahdavikia bedient und lochte zum Entsetzen der über 54.000 Zuschauer zum entscheidenden Treffer ein. Damit sanken die Hoffnungen für das Luhukay-Team, die Klasse doch noch zu halten gen Nullpunkt, während sich die Hamburger von den ganz gefährlichen Rängen etwas absetzten.
Ulrich Merk