Immer wieder auf hohem Niveau
von Günther Jakobsen
Der erste Länderspielvergleich zwischen Tschechien, bzw. dem Vorgängerstaat Tschechoslowakei, und Deutschland war gleich von großem Kaliber: Im WM-Halbfinale von 1934 gewannen die Osteuropäer mit 3:1. Seitdem kreuzten sich die Wege beider Auswahlteams häufig bei Top-Turnieren; zweimal spielten sie im direkten Duell den EM-Titel aus.
90 Minuten reichten nicht
Im Rahmen großer Turniere, inklusive der Qualifikationsrunden, trafen Tschechen und Deutsche schon zehn Mal aufeinander. Zwei dramatische EM-Finals bilden den Höhepunkt dieser Duelle: 1976, in Jugoslawien, setzten sich die Osteuropäer durch; damals noch als Tschechoslowakei firmierend. 2:2 hieß es nach 120 Minuten - es ging ins Elfmeterschießen. Ulli Hoeneß’ Fehlschuss eröffnete den Tschechoslowaken die Chance zum Titelgewinn, den sie durch Panenka nutzten. 20 Jahre später bestritten Deutschland und Tschechien das Endspiel der in England ausgetragenen EM. Erneut konnte in der regulären Spielzeit kein Sieger ermittelt werden; nach Treffern von Berger (59., Foulelfmeter für Tschechien) und Bierhoff (73.) stand es 1:1. Letztmals in der EM-Geschichte war für diese Eventualität das „Golden Goal“ vorgesehen - das nächste Tor entschied. Dieser Treffer war erneut Oliver Bierhoff vorbehalten, der die DFB-Elf fünf Minuten nach Wiederanpfiff zum dritten EM-Titel schoss. Neben dem Titelerfolg von 1976 und der Vizemeisterschaft 1996 sprangen bei den Europameisterschaften 1960 und 1980 jeweils dritte Ränge heraus. Die Gesamtbilanz aller Länderspielvergleiche mit der DFB-Auswahl weist ein klares Übergewicht zugunsten der Deutschen aus. Sie gewannen 13 Spiele, vier Partien blieben ohne Sieger, vier Mal gewann Tschechien (bzw. die Tschechoslowakei). In der laufenden EM-2008-Quali sind beide Teams punktgleich an der Spitze der Gruppe D und gelten als Favoriten für die Plätze eins und zwei, die das Ticket für das Turnier in Österreich und der Schweiz bedeuten.
Unersetzbarer Koller
Klekih-petra wird Tschechiens Nationaltrainer Karel Brückner genannt. Wer die Beschreibung der namensgebenden Karl May-Figur in „Winnetou I“ gelesen hat, wo Klekih-petra den erfahrenen Schulmeister der Apatschen gibt, wird den Vergleich nachvollziehen können. Aber auch in seiner realen Profession, als Übungsleiter der besten tschechischen Fußballer, ist Brückner eine gute Besetzung. Er übernahm die Elf, nachdem Tschechien in der Qualifikation zur WM 2002 gescheitert war. Seine Art des Umgangs mit der Mannschaft kam bei den Spielern gut an, er wurde Vertrauens- und Respektsperson. Unter seiner Regie schoss die Elf bis auf Rang zwei in der FIFA-Weltrangliste vor, konnte diese Platzierung bei der WM 2006 jedoch nicht rechtfertigen. Zu offenkundig wurde die Abhängigkeit von Stürmerkoloss Jan Koller, dessen verletzungsbedingtes WM-Aus im ersten Gruppenspiel ein irreparables Vakuum im Angriff der Tschechen hinterließ. Der Geheimfavorit musste bereits nach der Vorrunde die Segel streichen.
Spärliche Kulissen
Die Spieler der tschechischen Nationalelf sind über den gesamten europäischen Kontinent verstreut, nur eine Minderheit spielt bei einem Klub aus der Gambrinus-Liga (so genannt nach dem Hauptsponsor, einer Brauerei aus Pilsen), der höchsten tschechischen Spielklasse. Das hat Gründe, die zuvorderst in den Einkommensmöglichkeiten zu finden sind, aber auch in der öffentlichen Unterstützung. Fußball ist zwar äußerst populär, aber nur vereinzelte Spitzenspiele können auf eine Zuschauerkulisse von mehr als 10.000 Besuchern bauen. In der Regel weisen die Meisterschaftsspiele zwischen 3.000 bis 7.000 vor Ort mitfiebernde Fans aus - überhaupt kein Vergleich mit den Zahlen aus den europäischen Top-Ligen. Mit Abstand ist Sparta Prag der erfolgreichste Klub Tschechiens. Seit der Trennung von der Slowakei im Dezember 1992 wurden 14 nationale Meistertitel ausgespielt - neun gingen an Sparta. Amtierender Titelträger ist allerdings Slovan Liberec, das nach 2001 zum zweiten Mal Landesmeister wurde.
Sicher ist sicher - Kopfschutz für Cech
Mit den beiden Clubberern Tomas Galasek und Jan Polak sowie David Jarolim (Hamburger SV) hat Brückner drei aktuelle Bundesligaspieler in den Kader berufen. Aus früheren Jahren sind die Ex-Dortmunder Jan Koller (AS Monaco) und Tomas Rosicky (FC Arsenal) noch bestens bekannt, ebenso wie der langjährige Ex-HSVer Tomas Ujfalusi (AC Florenz). Tschechiens Stamm-Keeper Petr Cech (FC Chelsea) wird als „Mann mit Helm“ auflaufen. Im Premier-League-Spiel beim FC Reading (Oktober 2006) hatte er sich bei einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler eine schwere Kopfverletzung zugezogen, schwebte nach Einschätzung der Ärzte zeitweilig sogar in Lebensgefahr. Seit Mitte Januar `07 steht Cech wieder für Chelsea zwischen den Pfosten. Fünf Kicker aus der tschechischen Liga tauchen im Aufgebot gegen die DFB-Auswahl auf: Torhüter Jaromir Blazek (Sparta Prag), die Mittelfeldakteure Marek Matejovsky (Mlada Boleslav) und Daniel Pudil (Slovan Liberec) sowie die Stürmer Marek Kulic (Sparta Prag) und Stanislav Vlcek (Slavia Prag).
André Schulin
90 Minuten reichten nicht
Im Rahmen großer Turniere, inklusive der Qualifikationsrunden, trafen Tschechen und Deutsche schon zehn Mal aufeinander. Zwei dramatische EM-Finals bilden den Höhepunkt dieser Duelle: 1976, in Jugoslawien, setzten sich die Osteuropäer durch; damals noch als Tschechoslowakei firmierend. 2:2 hieß es nach 120 Minuten - es ging ins Elfmeterschießen. Ulli Hoeneß’ Fehlschuss eröffnete den Tschechoslowaken die Chance zum Titelgewinn, den sie durch Panenka nutzten. 20 Jahre später bestritten Deutschland und Tschechien das Endspiel der in England ausgetragenen EM. Erneut konnte in der regulären Spielzeit kein Sieger ermittelt werden; nach Treffern von Berger (59., Foulelfmeter für Tschechien) und Bierhoff (73.) stand es 1:1. Letztmals in der EM-Geschichte war für diese Eventualität das „Golden Goal“ vorgesehen - das nächste Tor entschied. Dieser Treffer war erneut Oliver Bierhoff vorbehalten, der die DFB-Elf fünf Minuten nach Wiederanpfiff zum dritten EM-Titel schoss. Neben dem Titelerfolg von 1976 und der Vizemeisterschaft 1996 sprangen bei den Europameisterschaften 1960 und 1980 jeweils dritte Ränge heraus. Die Gesamtbilanz aller Länderspielvergleiche mit der DFB-Auswahl weist ein klares Übergewicht zugunsten der Deutschen aus. Sie gewannen 13 Spiele, vier Partien blieben ohne Sieger, vier Mal gewann Tschechien (bzw. die Tschechoslowakei). In der laufenden EM-2008-Quali sind beide Teams punktgleich an der Spitze der Gruppe D und gelten als Favoriten für die Plätze eins und zwei, die das Ticket für das Turnier in Österreich und der Schweiz bedeuten.
Unersetzbarer Koller
Klekih-petra wird Tschechiens Nationaltrainer Karel Brückner genannt. Wer die Beschreibung der namensgebenden Karl May-Figur in „Winnetou I“ gelesen hat, wo Klekih-petra den erfahrenen Schulmeister der Apatschen gibt, wird den Vergleich nachvollziehen können. Aber auch in seiner realen Profession, als Übungsleiter der besten tschechischen Fußballer, ist Brückner eine gute Besetzung. Er übernahm die Elf, nachdem Tschechien in der Qualifikation zur WM 2002 gescheitert war. Seine Art des Umgangs mit der Mannschaft kam bei den Spielern gut an, er wurde Vertrauens- und Respektsperson. Unter seiner Regie schoss die Elf bis auf Rang zwei in der FIFA-Weltrangliste vor, konnte diese Platzierung bei der WM 2006 jedoch nicht rechtfertigen. Zu offenkundig wurde die Abhängigkeit von Stürmerkoloss Jan Koller, dessen verletzungsbedingtes WM-Aus im ersten Gruppenspiel ein irreparables Vakuum im Angriff der Tschechen hinterließ. Der Geheimfavorit musste bereits nach der Vorrunde die Segel streichen.
Die Spieler der tschechischen Nationalelf sind über den gesamten europäischen Kontinent verstreut, nur eine Minderheit spielt bei einem Klub aus der Gambrinus-Liga (so genannt nach dem Hauptsponsor, einer Brauerei aus Pilsen), der höchsten tschechischen Spielklasse. Das hat Gründe, die zuvorderst in den Einkommensmöglichkeiten zu finden sind, aber auch in der öffentlichen Unterstützung. Fußball ist zwar äußerst populär, aber nur vereinzelte Spitzenspiele können auf eine Zuschauerkulisse von mehr als 10.000 Besuchern bauen. In der Regel weisen die Meisterschaftsspiele zwischen 3.000 bis 7.000 vor Ort mitfiebernde Fans aus - überhaupt kein Vergleich mit den Zahlen aus den europäischen Top-Ligen. Mit Abstand ist Sparta Prag der erfolgreichste Klub Tschechiens. Seit der Trennung von der Slowakei im Dezember 1992 wurden 14 nationale Meistertitel ausgespielt - neun gingen an Sparta. Amtierender Titelträger ist allerdings Slovan Liberec, das nach 2001 zum zweiten Mal Landesmeister wurde.
Sicher ist sicher - Kopfschutz für Cech
Mit den beiden Clubberern Tomas Galasek und Jan Polak sowie David Jarolim (Hamburger SV) hat Brückner drei aktuelle Bundesligaspieler in den Kader berufen. Aus früheren Jahren sind die Ex-Dortmunder Jan Koller (AS Monaco) und Tomas Rosicky (FC Arsenal) noch bestens bekannt, ebenso wie der langjährige Ex-HSVer Tomas Ujfalusi (AC Florenz). Tschechiens Stamm-Keeper Petr Cech (FC Chelsea) wird als „Mann mit Helm“ auflaufen. Im Premier-League-Spiel beim FC Reading (Oktober 2006) hatte er sich bei einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler eine schwere Kopfverletzung zugezogen, schwebte nach Einschätzung der Ärzte zeitweilig sogar in Lebensgefahr. Seit Mitte Januar `07 steht Cech wieder für Chelsea zwischen den Pfosten. Fünf Kicker aus der tschechischen Liga tauchen im Aufgebot gegen die DFB-Auswahl auf: Torhüter Jaromir Blazek (Sparta Prag), die Mittelfeldakteure Marek Matejovsky (Mlada Boleslav) und Daniel Pudil (Slovan Liberec) sowie die Stürmer Marek Kulic (Sparta Prag) und Stanislav Vlcek (Slavia Prag).
André Schulin