Last-Minute-Trainer - keine Erfolgsgarantie
von Günther Jakobsen
Die Ablösung von Bayer-Coach Thomas Hörster durch Klaus Augenthaler geht als 271. Trainerwechsel in die 40-jährige Bundesligageschichte ein - ein durchaus üblicher Vorgang also. Selbst dieses Leverkusener Stühlerücken zwei Spieltage vor dem Saisonende ist für die an Kapriolen nicht arme Trainer-Geschichte kein Novum. Die Erfolgsbilanz der als „Feuerwehrleute“ eingestellten Übungsleiter ist allerdings durchwachsen.
Neuer Chef am letzten Spieltag
Bereits in der ersten Spielzeit 1963/64 kam es zu einem Trainerwechsel zum letzten Spieltag: Bei Schalke wurde Georg Gawliczek durch Fritz Langner ersetzt. Ein Tausch ohne sportliche Relevanz allerdings - denn der Klassenerhalt war gesichert. In der Saison 1995/96 musste Friedhelm Funkel nach 33 Spielen die Zelte in Uerdingen abbrechen. Co-Trainer Armin Reutershahn übernahm die Chefrolle. Sportlich begründet war diese Umstellung allerdings ebenfalls nicht, denn Uerdingens Abstieg stand längst fest.
Weise vermied Lauterns Absturz
In den folgenden Fällen war die Situation anders gelagert, es ging um Abstieg oder Meisterschaft. Im Mai 1969 wurde Dietrich Weise vier Spieltage vor Saisonende an den Betzenberg geholt, um den drohenden Abstieg (Lautern belegte Platz 15, nur ein Punkt Puffer zu den Abstiegsplätzen) zu vermeiden. Kaiserslautern hielt mit genau jenen Eckdaten die Liga: Platz 15, ein Punkt Abstand zum Abstiegsbereich. In der gleichen Spielzeit konnte der Wechsel in Nürnberg - Kuno Klötzer kam am 28. Spieltag für Max Merkel - nicht den Absturz in die Zweitklassigkeit verhindern.
Nur ein Zähler aus drei Spielen
Drei Spieltage vor Schluss setzte sich das Duo Rudi Assauer/Rudolf Redepennig in der Saison 1980/81 auf die königsblaue Bank. Schalke war damals Tabellenletzter, zwei Punkte hinter dem 15. Platz zurück. Zu mehr als einer Verbesserung auf den vorletzten Rang (es gelang lediglich noch ein Punktgewinn) reichte es jedoch nicht - Abstieg. Ohne Erfolg blieb gleichfalls der Versuch des FC Bayern, durch den Trainerwechsel von Pal Csernai zu Reinhard Saftig in der Spielzeit 1982/83 in den letzten drei Begegnungen noch einen Schub in Richtung Tabellenspitze zu erreichen. Der FCB blieb vierter.
Homburg mit wechselnder Erfahrung
Als Gerd Schwickert den FC Homburg sechs Spieltage vor Schluss übernahm (Saison 1986/87), lag das Team auf Platz 17. Am Ende der Spielzeit hatte er die Position der Saarländer um einen Rang verbessert - und das reichte zum Klassenerhalt. Drei Jahre später tauschten die Homburger, auf dem letzten Platz rangierend, ebenfalls den Übungsleiter für die letzten sechs Spiele aus. Doch Manfred Lenz als Nachfolger von Josef Stabel konnte weder etwas am Tabellenstand, noch an der Differenz zu einem rettenden Platz (fünf Punkte Abstand) etwas ändern.
Level gehalten
Der in der Saison 1990/91 zum 28. Spieltag verpflichtete Rolf Schafstall erreichte beim VfL Bochum keine sich in der Tabelle niederschlagende Veränderung. Allerdings übernahm er den stark abstiegsgefährdeten VfL (zwei Punkte zur Abstiegsregion) damals als Tabellen-Vierzehnten. Es galt also, nicht weiter abzurutschen - und exakt die Platzierung, inklusive der Zwei-Punkte-Differenz zu den Abstiegsplätzen, hielten die Bochumer auch am Saisonende. Seinerzeit war der VfL ohnehin noch „unabsteigbar“.
Olsen führte Köln aus der Abstiegszone
Klaus Fischer rutschte in der Saison 1991/92 (20 Mannschaften, vier Absteiger) für die letzten vier Spiele auf Schalkes Trainerbank (Aleksandar Ristic wurde heruntergeschubst). Die Knappen waren trotz Tabellenplatz 13 extrem gefährdet, da die Abstiegszone nur einen Punkt entfernt begann. Die einzige Cheftrainer-Präsenz des Fallrückzieher-Spezialisten war von Erfolg gekrönt - Schalke wurde am Ende Elfter. Ein Glücksgriff war gleichfalls die Verpflichtung von Morten Olsen, der im Frühjahr 1993 Wolfgang Jerat beim 1. FC Köln ersetzte. Der Däne führte die Geißböcke innerhalb der letzten sechs Partien von Abstiegsrang 16 auf den zwölften Platz. Ohne Wirkung blieb der Versuch des VfB Leipzig in der Saison 1993/94, durch einen Trainerwechsel (Damian Halata für Jürgen Sundermann), vier Spieltage vor dem Saisonende den Abstieg noch zu vermeiden.
Rettung mit Rausch
Am 29. Spieltag der Saison 1997/98 nahm Friedel Rausch die Zügel bei den Gladbacher Fohlen in die Hand. Der Karren steckte tief im (Abstiegs-)Dreck (Platz 17). Der erfahrene Fuhrmann Rausch stoppte jedoch die Talfahrt der Borussen und Gladbach sicherte mit einem 2:0-Auswärtssieg am letzten Spieltag in Wolfsburg den denkbar knappen Klassenerhalt (Platz 15, 38 Punkte) vor dem punktgleichen Absteiger KSC. Auch die Badener hatten in einer späten Saisonphase den Trainer gewechselt: Jörg Berger kam ab 28. Spieltag für Winfried Schäfer. Dieser Wechsel bewirkte jedoch nichts. Karlsruhe war 16. bei Bergers Übernahme und bekleidete diesen Rang - nach einem kurzen Zwischenhoch - auch am Ende.
Dortmund mit Tandem erfolgreich
Zu den letzten drei Spieltagen der Saison 1998/99 wurde Thomas Schaaf als Nachfolger von Felix Magath in Bremens Cheftrainerposition berufen. Werder lag als Tabellen-Fünfzehnter in bedrohlicher Nachbarschaft zum drei Punkte entfernten Abstiegssumpf. Unter dem Bremer Urgestein gelangen gleich zwei Siege, die den Klassenerhalt sicherten. Ralf Rangnick kam am 30. Spieltag der gleichen Saison zum VfB Stuttgart und verteidigte mit den Schwaben den elften Platz. Das Trainer-Duo Udo Lattek/Matthias Sammer wurde im Frühjahr 2000 beim BVB in die Pflicht genommen und sicherte in den letzten vier Spielen die Erstligazugehörigkeit der überraschend in Abstiegsnöte geratenen Schwarz-Gelben.
Rumpeln auf der Trainerbank
In der Saison 1995/96 wechselte Bayern vier Spieltage vor Saisonende den Trainer. „Kaiser“ Franz Beckenbauer beerbte den in München nicht wohl gelittenen „König“ Otto Rehhagel. Das Team belegte zum Zeitpunkt der Ablösung Platz zwei, drei Punkte hinter den führenden Dortmundern. Ergebnis der Zepterübergabe: Bayern verlor zwei der letzten Partien, spielte einmal Remis und konnte lediglich einen Sieg einfahren. Der FCB blieb Zweiter und hatte am Ende einen Rückstand von sechs Zählern auf den BVB. Kuriosum am letzten Spieltag: Für den verletzt fehlenden „Kaiser“ rückte der damalige Co-Trainer auf den Thron: Klaus Augenthaler. Der „rumpelte“ bei seinem Einstand etwas. In der Halbzeit wechselte Augenthaler gleich vier (!) neue Spieler ein - üblich und erlaubt sind drei. Dies sollte ihm in Leverkusen besser nicht passieren, auch wenn die Leistungen seiner neuen Schützlinge in dieser Spielzeit oft nach Auswechslung schrieen.
André Schulin
Neuer Chef am letzten Spieltag
Bereits in der ersten Spielzeit 1963/64 kam es zu einem Trainerwechsel zum letzten Spieltag: Bei Schalke wurde Georg Gawliczek durch Fritz Langner ersetzt. Ein Tausch ohne sportliche Relevanz allerdings - denn der Klassenerhalt war gesichert. In der Saison 1995/96 musste Friedhelm Funkel nach 33 Spielen die Zelte in Uerdingen abbrechen. Co-Trainer Armin Reutershahn übernahm die Chefrolle. Sportlich begründet war diese Umstellung allerdings ebenfalls nicht, denn Uerdingens Abstieg stand längst fest.
Weise vermied Lauterns Absturz
In den folgenden Fällen war die Situation anders gelagert, es ging um Abstieg oder Meisterschaft. Im Mai 1969 wurde Dietrich Weise vier Spieltage vor Saisonende an den Betzenberg geholt, um den drohenden Abstieg (Lautern belegte Platz 15, nur ein Punkt Puffer zu den Abstiegsplätzen) zu vermeiden. Kaiserslautern hielt mit genau jenen Eckdaten die Liga: Platz 15, ein Punkt Abstand zum Abstiegsbereich. In der gleichen Spielzeit konnte der Wechsel in Nürnberg - Kuno Klötzer kam am 28. Spieltag für Max Merkel - nicht den Absturz in die Zweitklassigkeit verhindern.
Drei Spieltage vor Schluss setzte sich das Duo Rudi Assauer/Rudolf Redepennig in der Saison 1980/81 auf die königsblaue Bank. Schalke war damals Tabellenletzter, zwei Punkte hinter dem 15. Platz zurück. Zu mehr als einer Verbesserung auf den vorletzten Rang (es gelang lediglich noch ein Punktgewinn) reichte es jedoch nicht - Abstieg. Ohne Erfolg blieb gleichfalls der Versuch des FC Bayern, durch den Trainerwechsel von Pal Csernai zu Reinhard Saftig in der Spielzeit 1982/83 in den letzten drei Begegnungen noch einen Schub in Richtung Tabellenspitze zu erreichen. Der FCB blieb vierter.
Homburg mit wechselnder Erfahrung
Als Gerd Schwickert den FC Homburg sechs Spieltage vor Schluss übernahm (Saison 1986/87), lag das Team auf Platz 17. Am Ende der Spielzeit hatte er die Position der Saarländer um einen Rang verbessert - und das reichte zum Klassenerhalt. Drei Jahre später tauschten die Homburger, auf dem letzten Platz rangierend, ebenfalls den Übungsleiter für die letzten sechs Spiele aus. Doch Manfred Lenz als Nachfolger von Josef Stabel konnte weder etwas am Tabellenstand, noch an der Differenz zu einem rettenden Platz (fünf Punkte Abstand) etwas ändern.
Der in der Saison 1990/91 zum 28. Spieltag verpflichtete Rolf Schafstall erreichte beim VfL Bochum keine sich in der Tabelle niederschlagende Veränderung. Allerdings übernahm er den stark abstiegsgefährdeten VfL (zwei Punkte zur Abstiegsregion) damals als Tabellen-Vierzehnten. Es galt also, nicht weiter abzurutschen - und exakt die Platzierung, inklusive der Zwei-Punkte-Differenz zu den Abstiegsplätzen, hielten die Bochumer auch am Saisonende. Seinerzeit war der VfL ohnehin noch „unabsteigbar“.
Olsen führte Köln aus der Abstiegszone
Klaus Fischer rutschte in der Saison 1991/92 (20 Mannschaften, vier Absteiger) für die letzten vier Spiele auf Schalkes Trainerbank (Aleksandar Ristic wurde heruntergeschubst). Die Knappen waren trotz Tabellenplatz 13 extrem gefährdet, da die Abstiegszone nur einen Punkt entfernt begann. Die einzige Cheftrainer-Präsenz des Fallrückzieher-Spezialisten war von Erfolg gekrönt - Schalke wurde am Ende Elfter. Ein Glücksgriff war gleichfalls die Verpflichtung von Morten Olsen, der im Frühjahr 1993 Wolfgang Jerat beim 1. FC Köln ersetzte. Der Däne führte die Geißböcke innerhalb der letzten sechs Partien von Abstiegsrang 16 auf den zwölften Platz. Ohne Wirkung blieb der Versuch des VfB Leipzig in der Saison 1993/94, durch einen Trainerwechsel (Damian Halata für Jürgen Sundermann), vier Spieltage vor dem Saisonende den Abstieg noch zu vermeiden.
Rettung mit Rausch
Am 29. Spieltag der Saison 1997/98 nahm Friedel Rausch die Zügel bei den Gladbacher Fohlen in die Hand. Der Karren steckte tief im (Abstiegs-)Dreck (Platz 17). Der erfahrene Fuhrmann Rausch stoppte jedoch die Talfahrt der Borussen und Gladbach sicherte mit einem 2:0-Auswärtssieg am letzten Spieltag in Wolfsburg den denkbar knappen Klassenerhalt (Platz 15, 38 Punkte) vor dem punktgleichen Absteiger KSC. Auch die Badener hatten in einer späten Saisonphase den Trainer gewechselt: Jörg Berger kam ab 28. Spieltag für Winfried Schäfer. Dieser Wechsel bewirkte jedoch nichts. Karlsruhe war 16. bei Bergers Übernahme und bekleidete diesen Rang - nach einem kurzen Zwischenhoch - auch am Ende.
Dortmund mit Tandem erfolgreich
Zu den letzten drei Spieltagen der Saison 1998/99 wurde Thomas Schaaf als Nachfolger von Felix Magath in Bremens Cheftrainerposition berufen. Werder lag als Tabellen-Fünfzehnter in bedrohlicher Nachbarschaft zum drei Punkte entfernten Abstiegssumpf. Unter dem Bremer Urgestein gelangen gleich zwei Siege, die den Klassenerhalt sicherten. Ralf Rangnick kam am 30. Spieltag der gleichen Saison zum VfB Stuttgart und verteidigte mit den Schwaben den elften Platz. Das Trainer-Duo Udo Lattek/Matthias Sammer wurde im Frühjahr 2000 beim BVB in die Pflicht genommen und sicherte in den letzten vier Spielen die Erstligazugehörigkeit der überraschend in Abstiegsnöte geratenen Schwarz-Gelben.
Rumpeln auf der Trainerbank
In der Saison 1995/96 wechselte Bayern vier Spieltage vor Saisonende den Trainer. „Kaiser“ Franz Beckenbauer beerbte den in München nicht wohl gelittenen „König“ Otto Rehhagel. Das Team belegte zum Zeitpunkt der Ablösung Platz zwei, drei Punkte hinter den führenden Dortmundern. Ergebnis der Zepterübergabe: Bayern verlor zwei der letzten Partien, spielte einmal Remis und konnte lediglich einen Sieg einfahren. Der FCB blieb Zweiter und hatte am Ende einen Rückstand von sechs Zählern auf den BVB. Kuriosum am letzten Spieltag: Für den verletzt fehlenden „Kaiser“ rückte der damalige Co-Trainer auf den Thron: Klaus Augenthaler. Der „rumpelte“ bei seinem Einstand etwas. In der Halbzeit wechselte Augenthaler gleich vier (!) neue Spieler ein - üblich und erlaubt sind drei. Dies sollte ihm in Leverkusen besser nicht passieren, auch wenn die Leistungen seiner neuen Schützlinge in dieser Spielzeit oft nach Auswechslung schrieen.
André Schulin