Bundesliga

Lebhafter Auftakt

Der HSV geriet früh mit 0:2 in Rückstand, bewies aber Courage und brachte das Ergebnis noch ins Gleichgewicht. Alles andere als zufrieden konnte dagegen der fehlerhafte Titelverteidiger sein.

Mit Ribery, Toni, Demichelis, Altintop und Sagnol musste Bayerns Coach Jürgen Klinsmann bei seinem Bundesligadebüt ohne fünf verletzte Stammkräfte auskommen. Auch wenn Franck Ribery und Luca Toni der Offensive natürlich gut zu Gesicht gestanden hätten, wog der Ausfall von Martin Demichelis am schwersten. Denn wie schon im DFB-Pokal gegen Erfurt konnte van Buyten den argentinischen Innenver-teidiger nicht ansatzweise ersetzen. Die Gäste wussten um die Schwachstelle und steuerten gleich den Kasten von Neu-Stammkeeper Rensing an. Die ersten Ausrufezeichen setzten Paolo Guerrero mit einem etwas zu ungenauen Zehn-Meter-Schuss (6.) sowie Piotr Trochowski, dessen Aufsetzer aus spitzem Winkel an den Pfosten klatschte (11.). Mehr Treffsicherheit zeigten bei ihrer ersten echten Möglichkeit die Münchner: Reinhardt wehrte eine Hereingabe Zé Robertos unglücklich vor die Füße des im Rückraum lauernden Bastian Schweinsteiger ab, der nicht lange fackelte und flach einschoss (12.). Nur vier Zeigerumdrehungen später wurde der HSV zum zweiten Mal kalt abgeduscht, als Schiedsrichter Kinhöfer nach einem leichten Textilvergehen von Mathijsen an Schweinsteiger auf Elfmeter entschied und Lukas Podolski sicher ins rechte Eck verwandelte. Damit war der große Schwung der Norddeutschen zwar dahin, doch sie spielten zielorientiert weiter und schafften in der 26. Minute dank zweier Ex-Bayern den Anschluss. Trochowski flankte von der rechten Seite auf den von Lucio allein gelassenen Guerrero, der aus fünf Metern einnickte. Da sich die Teams nun auf dem selben Niveau bewegten und in Gestalt von Podolski (33.) und Pitroipa (36.) jeweils noch eine Schusschance vergaben, war das 2:1 zugleich der Pausenstand.

Der Rekordmeister hatte sich für den zweiten Abschnitt offensichtlich eine Menge vorgenommen und kam schnell zu zwei dicken Gelegenheiten durch Podolski, der die Kugel allerdings freistehend über das Tor jagte (49.) und mit einem Volleyversuch an Schlussmann Frank Rost scheiterte (55.). Zwischenzeitlich standen auch die Hamburger dicht vor ihrem nächsten Erfolgserlebnis, doch Olic´ Schuss nach einer Trochowski-Ecke endete nur am Pfosten (50.). Dennoch war dies für die Gäste und ihren neuen Trainer Martin Jol der endgültige Beweis, dass sie mit der mutigen Spielweise das richtige Mittel gewählt hatten. Folglich griff der HSV weiter an und wurde in der 57. Minute mit dem Ausgleich belohnt: Bei einer Hereingabe von Pitroipa hatte Lell die Hände am Körper von Ivica Olic, der, wie Schweinsteiger in der ers-ten Halbzeit, ein wenig nachhalf und zu Boden ging. Kinhöfer blieb seiner harten Linie treu und verhängte auch diesmal einen Strafstoß, den der umtriebige Trochowski zentral einschoss. Das 2:2 war auch deshalb verdient, weil die Münchner ihren Elan mittlerweile verloren hatten und an erschreckender Ideenarmut litten. Auch die Einwechslung von Neuzugang Tim Borowski nach 65 Minuten änderte daran nichts. Je länger die Begegnung dauerte, desto größer wurde in beiden Lagern die Angst, am Ende ohne Zählbares dazustehen. In der letzten Viertelstunde war der bis dahin kurzweilige Nord-Süd-Gipfel somit wenig berauschend und torlos.
Christian Brackhagen