Man kennt sich
von Günther Jakobsen
Deutschland gegen Argentinien - diesen Vergleich gab es bereits bei vier WM-Turnieren. 1986 und 1990 stellte diese Paarung jeweils das Weltmeisterschaftsfinale dar, 1958 und 1966 traf man in Gruppenspielen aufeinander. Nicht alle Partien waren hochklassig, aber immer spannend und meistens mit einer Überdosis Härte ausgetragen.
Ungewohntes Outfit
Obwohl die deutsche Elf 1958 als Titelverteidiger zur WM nach Schweden reiste, fand sie sich im Gruppenspiel gegen Argentinien als Außenseiter wieder. Zu durchwachsen waren die Darbietungen nach dem 54er Triumph, während die Albiceleste als amtierender Südamerikameister (1957) allgemein zum Topfavoriten erklärt wurde. Ein Ärgernis hatten die Argentinier jedoch schon vor dem Anpfiff zu verkraften: Schiedsrichter Leafe veranlasste sie, wegen der Ähnlichkeit mit den weißen Trikots der Deutschen, ihre hellblau-weiß gestreiften Shirts zu tauschen. Als Ersatz mussten sie die gelben Trikots der Mannschaft von Malmö FF tragen. Die schnelle Führung der ungewohnt gewandeten Albiceleste (3., Corbatta) bestätigte zunächst die Einschätzung der Experten, doch die Deutschen hielten dagegen und kippten die Partie, die zu einer knüppelharten Angelegenheit wurde. Mit dem Stürmer-Doppel Helmut Rahn (32. und 89.), als abgezocktem Routinier, und Uwe Seeler (42.), der sein erstes großes Turnier spielte, wurde ein vielleicht etwas zu deutlicher, aber verdienter 3:1-Erfolg eingefahren. Die Argentinier scheiterten in der Gruppenphase, Deutschland kam bis ins Halbfinale (1:3 gegen Schweden.).
Ein Hauen und Stechen
Acht Jahre später, bei der WM in England, waren Argentinien und Deutschland erneut in eine Gruppe gelost und gemeinsam als Favoriten derselben angesehen. Die zwei Erstplatzierten würden eine Runde weiterkommen. Das 0:0-Remis unterstützte die Ambitionen der Kontrahenten, doch war der Vergleich, wie schon 1958, weit davon entfernt, mit einem Fairplay-Preis ausgezeichnet zu werden. Im Gegenteil; nach einer verhaltenen Anfangsviertelstunde wurden die Messer gewetzt und auch die deutschen Spieler beteiligten sich mit Revanchefouls am regelwidrigen Treiben. Als Schiedsrichter Zecevic sich in der 65. Minute entschloss, mit einem Platzverweis für Jose Albrecht ein Zeichen zu setzen, war das Kind längst in den Brunnen gefallen. Der Ermahnte wollte jedoch nicht weichen und konnte erst nach vier Minuten dazu bewegt werden, das Feld zu räumen. Die Restspielzeit verlief dann etwas ruhiger. Argentinien wurde im Viertelfinale von England bezwungen (0:1), Deutschland im Finale (2:4) ebenfalls.
Favoritensieg
Beim nächsten WM-Date war die ganze Welt zugeschaltet: Im Azteken-Stadion von Mexiko hatten Argentinien - aufgrund der guten Leistungen während des Turniers nicht unerwartet - und Deutschland das Finale erreicht. Die DFB-Elf hatte bis auf das Halbfinale gegen Frankreich (2:0) spielerisch nicht überzeugt, war deshalb Außenseiter. Das Spiel sollte den bisherigen Turnierverlauf widerspiegeln. Argentinien, um den Ausnahmespieler Diego Maradona formiert, dominierte und lag nach Treffern von Jose Brown (21.) und Jorge Valdano (55.) bis zur 73. Minute mit 2:0 vorn, als die gefürchtete Kampfkraft der Deutschen den scheinbar bereits eingefahrenen Erfolg der Albiceleste noch einmal in Frage stellte. Karl-Heinz Rummenigge (73.) und Rudi Völler (81.) trafen zum 2:2-Ausgleich. Die neu entfachte Hoffnung der Deutschen wurde jedoch fast umgehend gedeckelt, da sie in der Euphorie die Defensive vernachlässigten - ein fataler Fehler, den Maradona als Passgeber und Burruchaga als Vollstrecker des 3:2-Siegtreffers bestraften (84.).
Rollentausch
Vier Jahre später tauschten Deutsche und Argentinier wieder anlässlich des WM-Finales die Wimpel. Und noch etwas anderes war offenbar vertauscht worden: Die Deutschen spielten, die Argentinier kämpften eher Fußball. Der deutsche „Diego“, Guido Buchwald, hatte den argentinischen im Griff, was ein Grund der deutlichen Feldüberlegenheit der DFB-Elf war. Den Stürmern Rudi Völler und Jürgen Klinsmann fehlte nur das Zielwasser, so zögerte sich die Entscheidung hinaus. Das Spiel gewann an Härte - bestens belegt durch die Platzverweise für Monzon (65.) und Dezotti (87.). Deutschland ließ sich jedoch nicht die Konzentration rauben, insbesondere Andreas Brehme nicht, dessen Strafstoßtreffer (85.) den verdienten Sieg und die direkte Revanche für 1986 ermöglichte. Diesmal konnte DFB-Teamchef Franz Beckenbauer die Glückwünsche seines argentinischen Kollegen Carlos Bilardo entgegennehmen.
André Schulin
Ungewohntes Outfit
Obwohl die deutsche Elf 1958 als Titelverteidiger zur WM nach Schweden reiste, fand sie sich im Gruppenspiel gegen Argentinien als Außenseiter wieder. Zu durchwachsen waren die Darbietungen nach dem 54er Triumph, während die Albiceleste als amtierender Südamerikameister (1957) allgemein zum Topfavoriten erklärt wurde. Ein Ärgernis hatten die Argentinier jedoch schon vor dem Anpfiff zu verkraften: Schiedsrichter Leafe veranlasste sie, wegen der Ähnlichkeit mit den weißen Trikots der Deutschen, ihre hellblau-weiß gestreiften Shirts zu tauschen. Als Ersatz mussten sie die gelben Trikots der Mannschaft von Malmö FF tragen. Die schnelle Führung der ungewohnt gewandeten Albiceleste (3., Corbatta) bestätigte zunächst die Einschätzung der Experten, doch die Deutschen hielten dagegen und kippten die Partie, die zu einer knüppelharten Angelegenheit wurde. Mit dem Stürmer-Doppel Helmut Rahn (32. und 89.), als abgezocktem Routinier, und Uwe Seeler (42.), der sein erstes großes Turnier spielte, wurde ein vielleicht etwas zu deutlicher, aber verdienter 3:1-Erfolg eingefahren. Die Argentinier scheiterten in der Gruppenphase, Deutschland kam bis ins Halbfinale (1:3 gegen Schweden.).
Ein Hauen und Stechen
Acht Jahre später, bei der WM in England, waren Argentinien und Deutschland erneut in eine Gruppe gelost und gemeinsam als Favoriten derselben angesehen. Die zwei Erstplatzierten würden eine Runde weiterkommen. Das 0:0-Remis unterstützte die Ambitionen der Kontrahenten, doch war der Vergleich, wie schon 1958, weit davon entfernt, mit einem Fairplay-Preis ausgezeichnet zu werden. Im Gegenteil; nach einer verhaltenen Anfangsviertelstunde wurden die Messer gewetzt und auch die deutschen Spieler beteiligten sich mit Revanchefouls am regelwidrigen Treiben. Als Schiedsrichter Zecevic sich in der 65. Minute entschloss, mit einem Platzverweis für Jose Albrecht ein Zeichen zu setzen, war das Kind längst in den Brunnen gefallen. Der Ermahnte wollte jedoch nicht weichen und konnte erst nach vier Minuten dazu bewegt werden, das Feld zu räumen. Die Restspielzeit verlief dann etwas ruhiger. Argentinien wurde im Viertelfinale von England bezwungen (0:1), Deutschland im Finale (2:4) ebenfalls.
Beim nächsten WM-Date war die ganze Welt zugeschaltet: Im Azteken-Stadion von Mexiko hatten Argentinien - aufgrund der guten Leistungen während des Turniers nicht unerwartet - und Deutschland das Finale erreicht. Die DFB-Elf hatte bis auf das Halbfinale gegen Frankreich (2:0) spielerisch nicht überzeugt, war deshalb Außenseiter. Das Spiel sollte den bisherigen Turnierverlauf widerspiegeln. Argentinien, um den Ausnahmespieler Diego Maradona formiert, dominierte und lag nach Treffern von Jose Brown (21.) und Jorge Valdano (55.) bis zur 73. Minute mit 2:0 vorn, als die gefürchtete Kampfkraft der Deutschen den scheinbar bereits eingefahrenen Erfolg der Albiceleste noch einmal in Frage stellte. Karl-Heinz Rummenigge (73.) und Rudi Völler (81.) trafen zum 2:2-Ausgleich. Die neu entfachte Hoffnung der Deutschen wurde jedoch fast umgehend gedeckelt, da sie in der Euphorie die Defensive vernachlässigten - ein fataler Fehler, den Maradona als Passgeber und Burruchaga als Vollstrecker des 3:2-Siegtreffers bestraften (84.).
Rollentausch
Vier Jahre später tauschten Deutsche und Argentinier wieder anlässlich des WM-Finales die Wimpel. Und noch etwas anderes war offenbar vertauscht worden: Die Deutschen spielten, die Argentinier kämpften eher Fußball. Der deutsche „Diego“, Guido Buchwald, hatte den argentinischen im Griff, was ein Grund der deutlichen Feldüberlegenheit der DFB-Elf war. Den Stürmern Rudi Völler und Jürgen Klinsmann fehlte nur das Zielwasser, so zögerte sich die Entscheidung hinaus. Das Spiel gewann an Härte - bestens belegt durch die Platzverweise für Monzon (65.) und Dezotti (87.). Deutschland ließ sich jedoch nicht die Konzentration rauben, insbesondere Andreas Brehme nicht, dessen Strafstoßtreffer (85.) den verdienten Sieg und die direkte Revanche für 1986 ermöglichte. Diesmal konnte DFB-Teamchef Franz Beckenbauer die Glückwünsche seines argentinischen Kollegen Carlos Bilardo entgegennehmen.
André Schulin