Bundesliga

Nachholbedarf im Angriff

Wie bei Aufsteigern gemeinhin üblich, hatte man den MSV Duisburg vor der Saison als einen der heißesten Abstiegskandidaten eingestuft. Die Experten scheinen mit ihrer Prognose richtig zu liegen, denn nach 17 absolvierten Spielen haben die Zebras erst 13 Zähler auf dem Konto und stehen auf dem letzten Platz.

Mindestens ebenso erschreckend wie die Punktzahl und der Tabellenstand ist die Anzahl der erzielten Treffer. Lediglich 14 Mal beförderten die Meidericher das Spielgerät über die gegnerischen Torlinien und sind damit hinter dem Zweitligisten Paderborn die abschlussschwächste Mannschaft im deutschen Profifußball. Dabei hatte es zu Saisonbeginn alles andere als schlecht ausgesehen: Auf den 3:1-Auftakterfolg über die Dortmunder Borussen folgten zwar zunächst Niederlagen gegen Wolfsburg und Stuttgart, doch ein klares 3:0 am vierten Spieltag gegen Bielefeld bedeutete schließlich einen ordentlichen Auftakt. Dumm nur, dass die Unbekümmertheit des Liganeulings damit verbraucht war und es von nun an im Steilflug bergab ging. Das 1:2 gegen Berlin war der Startschuss zu einer fünf Begegnungen andauernden Niederlagenserie, die am zehnten Spieltag mit einem 2:1-Sieg in Cottbus beendet wurde. Die Freude über den dritten Saisondreier hielt allerdings nur eine Woche an, denn Hamburg (0:1) und Karlsruhe (0:1) waren für die Duisburger genauso eine Nummer zu groß wie Bochum (0:2) und Leverkusen (1:4). Ins Bild passte es, dass die Truppe von Trainer Rudi Bommer in dieser Phase eine deftige 0:4-Schlappe im DFB-Pokal gegen Werder Bremen einstecken musste, nachdem man die Partie der ersten Runde gegen den Regionalligisten SV Babelsberg noch mit dem gleichen Ergebnis für sich entschieden hatte.

Ein wenig Hoffnung für die zweite Saisonhälfte kann der MSV aus den Auftritten gegen Nürnberg (1:0) und in München, wo man sich ein respektables 0:0 ermauerte, schöpfen. Perfekt wäre die Schlussphase der Hinrunde gewesen, wenn im letzten Spiel gegen Eintracht Frankfurt ein dreifacher Punktgewinn gelungen wäre. Die Westdeutschen unterlagen jedoch mit 0:1 und mussten somit wohl oder übel die Rote Laterne von Cottbus übernehmen. Selbst in der Winterpause blieben die Meidericher nicht von Rückschlägen verschont. Stammtorwart Tom Starke zog sich im spanischen Trainingslager eine Knochenabsplitterung am Fuß zu und wird deshalb wohl den Rückrundenstart verpassen. Außerdem bat Roque Junior, der erst seit Oktober an der Wedau weilt, wegen seiner schlechten körperlichen Verfassung und daraus resultierender mentaler Probleme um die Auflösung seines Vertrags. Ebenfalls gescheitert ist das „Experiment Ailton“; der Torschützenkönig der Saison 2003/2004 wurde freigestellt und kann den Verein verlassen. Nichtsdestotrotz ist in Duisburg eine gewisse Aufbruchstimmung zu erkennen. Neben Mittelfeldmann Silvio Schröter, zuletzt in Diensten von Hannover 96, und Abwehrspieler Olivier Veigneau (AS Monaco) verpflichtete Klubboss Walter Hellmich auch Bruno Hübner als neuen Sportdirektor. Der ehemalige Bundesligaprofi war bisher beim Zweitligaaufsteiger Wehen Wiesbaden tätig und soll an einer erfolgreichen Zukunft mitarbeiten. Ob der Weg des MSV zunächst ins Unterhaus führt, dürfte sich schon zu Beginn der Rückrunde abzeichnen.
Christian Brackhagen