Frauen-WM

Neuseeland: Die neue "Macht" Ozeaniens

In loser Reihenfolge stellen wir in den nächsten Wochen die Teilnehmer der Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland vor. - Größter Kandidat auf ein frühes Aus in Gruppe B sind wohl die Damen Neuseelands. Ohne Konkurrenz in der Qualifikation wird der Ozeanienmeister bei der WM auf ganz andere Kaliber treffen; Neuseeland ist klarer Außenseiter.

Als Australien 2006 zum asiatischen Fußballverband (AFC) wechselte, wurde Neuseeland plötzlich zum besten Team Ozeaniens. In den Jahren zuvor hatten sich Football Ferns (NZ) und Matildas (AUS) noch um die Vorherrschaft und WM-Qualifikation gestritten, zum Großteil mit dem besseren Ausgang für Australien. 1975 nahm man als Gastmannschaft an den Asienmeisterschaften teil und konnte diese sogar gewinnen, 1983 wurde Neuseeland ozeanischer Meister. Bei der Qualifikation zur ersten WM der Damen 1991 in China, waren die Neuseeländerinnen in der Lage, sich gegen den mächtigen Nachbarn Australien durchzusetzen und zum zweiten Mal Ozeanischer Meister zu werden. Bei nur drei Teilnehmenden Mannschaften (Neuseeland, Australien, Papua-Neuguinea) gelang dies nur aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber Australien. Danach war es an den Matildas, sich zu qualifizieren und erst nach deren Abgang nach Asien schaffte es die Damen Neuseelands 2007 wieder an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen. Beide bisherigen Teilnahmen endeten mit dem Ausscheiden in der Vorrunde, und nur ein einziges Tor (1991, beim 1:4 gegen China) konnte erzielt werden.

2010 dominierte Neuseeland die ozeanischen Meisterschaften. In der Gruppenphase wurden Vanuatu (14:0), die Cookinseln (10:0) sowie Tahiti (7:0) bezwungen, im Halbfinale besiegte man die Salomonen mit 8:0. Im Finale wurde Papua-Neuguinea mit 11:0 überrannt, Neuseeland sicherte sich seine vierte ozeanische Meisterschaft und die Qualifikation zur WM 2011.
Torschützenkönigin der Meisterschaften wurde Amber Hearn (26, Ottawa Fury Women, Kanada), die zwölf Tore erzielte. In Deutschland wird sie während der WM in der Offensive vor allem von Hayley Moorwood (27, Chelsea L.F.C.) und Ali Riley (23, FC Gold Pride, USA) unterstützt; in der Abwehr hat Rebecca Smith (29, VfL Wolfsburg) das Sagen. Hearn, Moorwood und Smith sind erfahrene Spielerinnen, die den Sprung nach Europa bzw. Nordamerika geschafft haben, das größte Potenzial bringt allerdings Riley mit, die 2010 zum „Rookie of the Year“ (beste neue Spielerin der Saison) in der US-Profiliga gewählt wurde.
Trainer John Herdman steht bei der WM vor dem Problem, mit einem in seinem Verband nunmehr konkurrenzlosen Team antreten zu müssen. Ohne Australien hat Neuseeland in der Konföderation keinen ernstzunehmenden Gegner, was zwar so gut wie eine Garantie auf die WM-Qualifikation ist, der Mannschaft sportlich allerdings nicht hilft. Platz 23 in der FIFA-Weltrangliste spiegelt diese Situation wider. Durch die Überfliegerstellung im eigenen Verband sammeln die Ferns ordentlich Punkte, eine wirkliche Einstufung des fußballerischen Könnens der Neuseeländerinnen ist mit einem Blick auf die Rangliste allerdings nicht möglich. Im Großen und Ganzen fehlt Herdmans Elf die internationale Erfahrung und vor allem eine Vorbereitung auf WM-Niveau. Zwar sollten Riley & Co. für das ein oder andere Tor gut sein, ein Überstehen der Vorrunde wäre dennoch eine Sensation.

Lisa Ramdor