Bundesliga

Neuzugänge passen

In der ersten Bundesligasaison trennte sich der MSV Duisburg, damals noch Meidericher SV, zweimal remis in den Duellen mit dem Reviernachbarn aus Dortmund (3:3 und 0:0). Damals wie heute galten die Zebras als klarer Außenseiter im Vergleich mit den Schwarz-Gelben, beendeten die Saison seinerzeit aber sensationell als Vizemeister. Vergleichbares darf in der neuen Saison nicht von den quergestreift gekleideten Aufsteigern erwartet werden. Nach den Eindrücken aus der Vorbereitung sollte die Bommer-Truppe aber auch keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden. 12.000 Fans zum Trainingsauftakt zeugen von einer breiten Unterstützung an der Basis und der 35-Millionen-Euro-Etat von einer Duisburger Rekord-Investition.

Bangemachen gilt nicht
Die herzliche Verabschiedung der langjährigen Mittelfeldstammkräfte Carsten Wolters (lässt seine Karriere beim MSV II ausklingen) und Alexander Bugera (Kaiserslautern) auf der einen, sowie die Knall-auf-Fall-Trennung von Keeper Georg Koch (zu Dinamo Zagreb) auf der anderen Seite kennzeichnen die markantesten Abgänge zur neuen Saison. Zwölf neue Spieler im Profikader begrüßte Trainer Rudi Bommer bis dato, die helfen sollen, den Verbleib der Zebras in der Erstklassigkeit dauerhaft zu gestalten. Mit zwei Brasilianern, Fernando Santos (Flamengo RJ) und Maicon (Botafogo), eröffneten die Duisburger nach dem sichergestellten Aufstieg den Reigen der Neuverpflichtungen - mit dem dritten Kicker aus dem Sambaland schlossen sie vorläufig die Personalplanung ab: Ailton, das Stürmerunikat mit eingebautem Sympathiemodul, freut sich auf seine vierte Bundesligastation (bislang Werder, Schalke und HSV). „Ich bin topmotiviert und mir außerdem sicher, dass die Mannschaft genug Potential hat, um den Klassenerhalt zu schaffen“, versprüht der BL-Torschützenkönig von 2004 (28 Treffer) Optimismus. Auch Bundesligarückkehrer Christian Tiffert („Wir haben eine gute Mannschaft“) schlägt in die gleiche Kerbe. Coach Rudi Bommer weiß, dass ihm und seinen Mannen in der öffentlichen Meinung nur geringe Chancen auf den Klassenerhalt eingeräumt werden: „Die Ausgangslage als Underdog ist klasse. Die Mannschaft und ich haben es in der Hand, alle Kritiker Lügen zu strafen“, bezieht er die einzig logische Position gegenüber den Pessimisten.

Aufgewacht?
Erste Resultate mit der umformierten Elf stimmen zuversichtlich. In der Saisonvorbereitung schlug der MSV den niederländischen Champion PSV Eindhoven (2:1) und legte eine zufriedenstellende erste DFB-Pokalrunde hin (4:0 beim SV Babelsberg). Erfreulich verliefen die Auftritte der Neuzugänge Ishiaku (FC Brügge), Lamey (PSV Eindhoven) und des 20-fachen bulgarischen Auswahlspielers Georgiev. „Die Mannschaft hat als Kollektiv gut gespielt, aber das erste Tor von Ishiaku war wirklich sehenswert - es war fast Weltklasse“, lobte Bommer sein Team. Auch ohne den noch nicht vollständig fitten Ailton verriet der MSV in der zweiten Halbzeit des Spiels seine Torgefährlichkeit. Torhüterneuzugang Tom Starke bot eine seinem Namen gerecht werdende Leistung, wehrte einen Elfer ab und sicherte sich den neu zu vergebenden Stammplatz zwischen den Pfosten. Unplanmäßig muss Bommer in den ersten Saisonspielen sein Mittelfeld umbauen - Youssef Mokhtari fällt voraussichtlich vier Wochen aus (Bandscheiben-OP). Ob und wie dieser Ausfall kompensiert werden kann, zeigt das Spiel in Dortmund. Jene Partie will Ailton auch abwarten, bevor er einen Tipp auf das Saisonabschneiden des MSV riskiert. „Platz acht bis zehn“, erhofft er sich. In seiner positiven Art passt Ailton gut zu den Vorstellungen von Vereinspräsident Walter Hellmich, der anlässlich der Verpflichtung des Brasilianers frohlockte: „Der schlafende Riese Duisburg erwacht“. Ein anderer, angeblich „schlafender Riese“, die Berliner Hertha, verpennt seit Jahren das Aufwachen. Bei den Zebras sieht es immerhin danach aus, als stünde ihnen keine zum Gähnen anregende Saison bevor.
André Schulin