Frauen-WM

Norwegen: Altmeister mit neuen Hoffnungen

Weltmeister, zweifacher Europameister, Olympiasieger, bei jeder WM dabei gewesen – die Bilanz der norwegischen Frauenfußballnationalmannschaft liest sich gut. Zum Leidwesen der Fans in Norwegen liegt mit dem Olympiasieg im Jahre 2000 der letzte Erfolg jedoch elf Jahre zurück. Doch die Skandinavierinnen haben wieder an Selbstvertrauen gewonnen und wollen 2011 zeigen, dass sie immer noch zur Weltelite gehören.

Seit 1978 gibt es in Norwegen eine Frauennationalmannschaft. Die Mannschaft ließ früh erkennen, dass man langfristig mit ihr zu rechnen haben würde, auch wenn das allererste Länderspiel mit 1:2 gegen Schweden verloren ging. Der skandinavische Nachbar stellte sich früh als Erzrivale aber auch Vorbild heraus - bei Freundschaftsspielen oder Europameisterschaftsqualifikationen zog Norwegen meist den Kürzeren, was natürlich dazu anspornte, sich weiter zu verbessern. Ihren ersten Titel verbuchten die Norwegerinnen dann 1987, als sie mit einem 2:1-Erfolg (und dem ersten Sieg über Schweden überhaupt) Europameister wurden. Es folgten zwei EM-Finalniederlagen gegen Deutschland 1989 und 1991 und ein zweiter Platz bei den Weltmeisterschaften 1991. Nachdem die Skandinavierinnen dreimal in Folge kurz vor dem Titelgewinn standen, zeigten sie bei der EM 1993 und der WM 1995, dass sie auch den letzten Schritt gehen konnten. Nach erfolgreicher Qualifikation für die Endrunde (die damals noch mit nur vier Teams stattfand), gewann Norwegen sein Halbfinale gegen Dänemark mit 1:0 und setzte sich dann im Finale ebenfalls mit 1:0 gegen Gastgeber Italien durch. In Europa noch eher minimalistisch zu Erfolg kommend, drehten die „Gresshoppene“ bei der Weltmeisterschaft ´95 so richtig auf. Ein erstes Ausrufezeichen setzten sie mit klaren Ergebnissen in der Gruppenphase - Nigeria (0:8), England (0:2) und Kanada (0:7) hatten keine Chance. Ein 3:1 über Dänemark brachte Norwegen ins Halbfinale, das knapp mit 1:0 gegen Titelverteidiger USA gewonnen werden konnte. Im Finale sicherte man sich mit einem 2:0 über Deutschland den Titel, außerdem gewann Ann Kristin Aarønes mit sechs Treffern die Torjägerkanone. Doch mit dem WM-Titel in der Tasche wollte es den Norwegerinnen lange nicht mehr gelingen, einen weiteren Titel zu gewinnen; einzig der Olympiasieg 2000 ließ die Frauenfußballwelt noch einmal aufhorchen.

Seit 2009 ist Eli Landsem als erste Frau Trainerin der norwegischen Nationalmannschaft. Unter ihrer Führung bestritt man eine erfolgreiche Qualifikation zur WM 2011: In der Gruppenphase (mit den Niederlanden, Weißrussland, der Slowakei und Mazedonien) sprangen bei acht Spielen sieben Siege und ein Unentschieden (gegen die Niederlande) sowie ein Torverhältnis von 39:2 heraus. Die darauf folgenden Play-Off-Spiele gegen die Ukraine gewann Norwegen mit 3:0 (1:0; 2:0) und erreichte somit die direkte Qualifikation für das Turnier in Deutschland.
Erfolgreichste Torschützin der Qualifikation war Isabel Herlovsen (23, Lillestrøm SK Kvinner), die neun Treffer erzielte. Die Tochter von Ex-Bundesligaspieler Kai Erik Herlovsen wird im Sturm vor allem von Leni Larsen Kaurin (30) vom VfL Wolfsburg unterstützt. Im offensiven Mittelfeld wirbelt Lene Mykjåland (24, Røa Idrettslag), die ein Jahr in der US-amerikanischen Profiliga vorweisen kann (Washington Freedom, 2010), wo sie in 19 Spielen 15 Tore erzielte. International am erfahrensten sind Mittelfeldspielerin Ingvild Stensland (29, Olympique Lyon) mit 102 Länderspielen und Abwehrspielerin Trine Rønning (29, Stabæk FK) mit 113 Länderspielen.

Nach einer souveränen Qualifikation und einem 5:1 im Vorbereitungsspiel gegen Finnland wollen die Damen um Trainerin Landsem an vergangene Erfolge anknüpfen. Die neue Trainerin hat frischen Wind in die Mannschaft gebracht, das Team selbst bringt eine gute Mischung aus internationaler Erfahrung und „jugendlichem“ Selbstbewusstsein mit. Im Vorbereitungsspiel gegen Deutschland wurde dann allerdings deutlich, dass die Norwegerinnen zwar ambitioniert sind, mit den besten Teams der Welt aber nicht ganz mithalten können. Zu wenig eigene Ideen und Offensivaktionen ließen Norwegen das ganze Spiel über nicht gut aussehen und brachte ihnen am Ende eine verdiente 0:3-Niederlage ein. In der Form des Deutschlandspiels werden die Skandinavierinnen in einer Gruppe mit Brasilien, Australien und Äquatorial Guinea einen schweren Stand haben, das Viertelfinale ist dennoch das Minimalziel des Altmeisters.

Lisa Ramdor