Ran an die Sportschau
von Günther Jakobsen
Mit dem Wechsel von „ran“ (SAT 1) zur „Sportschau“ (ARD, samstags) und dem DSF (sonntags) vollzogen die Deutsche-Fußball-Liga (DFL) und ihre Vermarkter eine historische Rückkehr in der TV-Darstellung der Bundesliga. Die Frage stellte sich sofort, ob damit wirklich die gemutmaßte Abkehr vom Show und Reklame durchtränkten Hochgejubel, hin zur biederen Guten-Abend-Allerseits-Gemütlichkeit einher geht.
Neue Fußball-Sachlichkeit
Soviel drang bereit durch: Es soll „journalistischer“ werden, weniger Werbeunterbrechungen (zwei Fünf-Minuten-Blöcke) geben und kein Publikum die Spielberichte, Gäste, Gewinnspiele, Experten und Moderatoren im Studio mit Beifall umrauschen. Gestandene Moderatoren wie Steffen Simon (als Redaktionsleiter) Gerhard Delling, Reinhold Beckmann & Co. feilen derzeit an den Details der neuen Bundesliga-im-TV-Sachlichkeit und sollen einen Sport präsentieren, der vom ran-Team mit Hilfe aller machbaren Privatfernseh-Experimente zu einem bunten Fußball-Bonbon aus- und wieder abgebaut wurde.
Aufgesplittete TV-Fußball-Gemeinde
Der lange Zeit überzuckerte Fußballdrops schmeckte einem großen Anteil der fußballsüchtigen Gemeinde immer weniger. Hardcore-Fans wechselten mit gewissen Magenkrämpfen ins kostenintensive Bezahl-TV-Lager von Premiere und wurden dort fachlich okay bedient. Sparsamere Freunde des Ligafußballs vergnügten sich derweil mit den eingeschränkten, aber immer noch kultigen Radioreportagen, warteten abends auf die arg zusammengeschnittenen Szenen des Sport-Studios mit den zeitraubenden, zumeist wenig erquickenden Talks plus „Torwandschießen-Spektakel“. Von den verbliebenen ran-Zuschauern übte sich ein nicht geringer Teil in der Kunst des Wegzappens, wenn sich die vielfältigen Werbeblöcke ankündigten und nur ein überschaubarer Rest blieb über die gesamte Sendezeit dran an „ran“.
What’s new?
Nun also die „gute alte Sportschau“ plus etwas Werbung, Sponsoring und den aus Länderspiel- und DFB-Pokal-Übertragungen der ARD bekannten und vom Privatfernsehen übernommenen Gewinnspielen der unerträglichen Art. Die Fußball-Netto-Sendezeit soll den trockenen Ankündigen zufolge gegenüber „ran“ gesteigert werden und von der Hansch-Dampfplauderei auf die Mohren-Tristesse und der Rubenbauer-Volkstümelei – also „echtem Sportjournalismus“ - übergehen. Waldemar Hartmann wird in den Stadien seinen Freundeskreis erbarmungslos duzend erweitern und Günther Netzer punktuell mit staubtrockenen Analysen das von ihm vermietete Liga-Geschehen bekannt kritisch-widersprüchlich begleiten. Ein „Hauch Nostalgie“ (ARD-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf) soll die nunmehr „hochmoderne Sportschau“ (wieder Deppendorf) ebenso begleiten. An eine Integration des „Tor des Monats“ in diesem „neuen“ Umfeld scheint allerdings nicht gedacht zu sein. Auf ein „Tor des Tages“ – diesmal aus acht bis neun verschiedenen Kamerasichtweisen präsentiert – muss sich das erwartungsfrohe Fußball-TV-Publikum wohl dennoch einstellen.
Mit heißer Nadel
Der geneigte Fußballfreund wartet also nun mit Spannung auf das tatsächliche „Hoch“ und das besonders „Moderne“ der kommenden Fußballschau, denn aus den noch nicht so prickelnden Vorankündigungen des Senders ließen sich bis dato noch keine optimistischen Rückschlüsse auf das Kreativpotential der Sportschau-Macher herauslesen. Verwunderlich ist in diesem Zusammenhang allenfalls, dass die Sendung scheinbar erst nach dem Zuschlag mit heißer Nadel zusammengenäht wird. Dabei hätte eine Arbeitsgruppe schon während der ja nun wirklich nicht aussichtslosen Zeit der Vorverhandlungen an einem innovativen Konzept mit aufregenden Repräsentanten arbeiten können. Doch das war im Planungsetat dieses ca. 45-Millionen-Pakets wohl nicht drin. Das Resultat wird also eher in Richtung „Neue Fußball-Sachlichkeit“ gehen, anstelle einer wohldurchdachten, schöpferischen Verwirklichung (u.a. mit Maischberger und/oder Lierhaus) eines frischen Formats für Free-TV-Fußball ohne Marktschreier-Peinlichkeiten und drögem Meine-sehr-verehrten-Damen-und Herren-Mief.
Safer Übergang
Ein bisschen ran-Mentalität wird uns allerdings noch erhalten bleiben. Das Deutsche Sport-Fernsehen dürfte die zwei Sonntagsspiele nach den Zweitligaberichten in übersichtlichen Sendeinseln zwischen vielen interessanten Kaufanreizen positionieren, damit sich der Übergang von den ran-Gewohnheiten hin zur New-Sportschau-Euphorie safer gestaltet, als wir es uns insgeheim erhoffen.
Franz Heck
Neue Fußball-Sachlichkeit
Soviel drang bereit durch: Es soll „journalistischer“ werden, weniger Werbeunterbrechungen (zwei Fünf-Minuten-Blöcke) geben und kein Publikum die Spielberichte, Gäste, Gewinnspiele, Experten und Moderatoren im Studio mit Beifall umrauschen. Gestandene Moderatoren wie Steffen Simon (als Redaktionsleiter) Gerhard Delling, Reinhold Beckmann & Co. feilen derzeit an den Details der neuen Bundesliga-im-TV-Sachlichkeit und sollen einen Sport präsentieren, der vom ran-Team mit Hilfe aller machbaren Privatfernseh-Experimente zu einem bunten Fußball-Bonbon aus- und wieder abgebaut wurde.
Aufgesplittete TV-Fußball-Gemeinde
Der lange Zeit überzuckerte Fußballdrops schmeckte einem großen Anteil der fußballsüchtigen Gemeinde immer weniger. Hardcore-Fans wechselten mit gewissen Magenkrämpfen ins kostenintensive Bezahl-TV-Lager von Premiere und wurden dort fachlich okay bedient. Sparsamere Freunde des Ligafußballs vergnügten sich derweil mit den eingeschränkten, aber immer noch kultigen Radioreportagen, warteten abends auf die arg zusammengeschnittenen Szenen des Sport-Studios mit den zeitraubenden, zumeist wenig erquickenden Talks plus „Torwandschießen-Spektakel“. Von den verbliebenen ran-Zuschauern übte sich ein nicht geringer Teil in der Kunst des Wegzappens, wenn sich die vielfältigen Werbeblöcke ankündigten und nur ein überschaubarer Rest blieb über die gesamte Sendezeit dran an „ran“.
Nun also die „gute alte Sportschau“ plus etwas Werbung, Sponsoring und den aus Länderspiel- und DFB-Pokal-Übertragungen der ARD bekannten und vom Privatfernsehen übernommenen Gewinnspielen der unerträglichen Art. Die Fußball-Netto-Sendezeit soll den trockenen Ankündigen zufolge gegenüber „ran“ gesteigert werden und von der Hansch-Dampfplauderei auf die Mohren-Tristesse und der Rubenbauer-Volkstümelei – also „echtem Sportjournalismus“ - übergehen. Waldemar Hartmann wird in den Stadien seinen Freundeskreis erbarmungslos duzend erweitern und Günther Netzer punktuell mit staubtrockenen Analysen das von ihm vermietete Liga-Geschehen bekannt kritisch-widersprüchlich begleiten. Ein „Hauch Nostalgie“ (ARD-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf) soll die nunmehr „hochmoderne Sportschau“ (wieder Deppendorf) ebenso begleiten. An eine Integration des „Tor des Monats“ in diesem „neuen“ Umfeld scheint allerdings nicht gedacht zu sein. Auf ein „Tor des Tages“ – diesmal aus acht bis neun verschiedenen Kamerasichtweisen präsentiert – muss sich das erwartungsfrohe Fußball-TV-Publikum wohl dennoch einstellen.
Mit heißer Nadel
Der geneigte Fußballfreund wartet also nun mit Spannung auf das tatsächliche „Hoch“ und das besonders „Moderne“ der kommenden Fußballschau, denn aus den noch nicht so prickelnden Vorankündigungen des Senders ließen sich bis dato noch keine optimistischen Rückschlüsse auf das Kreativpotential der Sportschau-Macher herauslesen. Verwunderlich ist in diesem Zusammenhang allenfalls, dass die Sendung scheinbar erst nach dem Zuschlag mit heißer Nadel zusammengenäht wird. Dabei hätte eine Arbeitsgruppe schon während der ja nun wirklich nicht aussichtslosen Zeit der Vorverhandlungen an einem innovativen Konzept mit aufregenden Repräsentanten arbeiten können. Doch das war im Planungsetat dieses ca. 45-Millionen-Pakets wohl nicht drin. Das Resultat wird also eher in Richtung „Neue Fußball-Sachlichkeit“ gehen, anstelle einer wohldurchdachten, schöpferischen Verwirklichung (u.a. mit Maischberger und/oder Lierhaus) eines frischen Formats für Free-TV-Fußball ohne Marktschreier-Peinlichkeiten und drögem Meine-sehr-verehrten-Damen-und Herren-Mief.
Safer Übergang
Ein bisschen ran-Mentalität wird uns allerdings noch erhalten bleiben. Das Deutsche Sport-Fernsehen dürfte die zwei Sonntagsspiele nach den Zweitligaberichten in übersichtlichen Sendeinseln zwischen vielen interessanten Kaufanreizen positionieren, damit sich der Übergang von den ran-Gewohnheiten hin zur New-Sportschau-Euphorie safer gestaltet, als wir es uns insgeheim erhoffen.
Franz Heck