Frauen-WM

Schweden im Glück

Durch zwei Standardsituationen und die am Ende bessere Chancenverwertung entschied Schweden das Duell um den Gruppensieg in Gruppe C für sich. In einem hochklassigen und zu jeder Zeit spannenden Spiel gegen die USA gewannen die Skandinavierinnen mit 2:1 und entgingen somit einem Viertelfinalspiel gegen Brasilien.

Nach zwei Siegen in zwei Spielen standen sowohl Schweden, als auch die USA vor dem letzten Gruppenspiel bereits im Viertelfinale, es ging also lediglich um den Gruppensieg. Da Brasilien als Sieger der Gruppe D bereits feststand, waren allerdings beide Teams darauf erpicht, Platz zwei zu entgehen, was bedeutet hätte, dass man in der nächsten Runde auf den Südamerikameister treffen würde. Als zweifacher Weltmeister gingen die USA als Favorit in dieses Spiel und wurden dieser Rolle zu Beginn auch gerecht. Erste Chancen durch Cheney (5.) und Lloyd (7.) strahlten zwar Gefahr aus, fanden aber den Weg ins Tor nicht. Die größte Chance der Anfangsphase hatte dann jedoch Schweden, als Superstar Lotta Schelin nach einem Fehler in der amerikanischen Defensive allein auf Torhüterin Hope Solo zulief. Schelin schloss flach ab, doch Solo konnte per Fußabwehr parieren. Nach 14 Minuten lief Schelin erneut allein aufs Tor zu, doch bevor sie abschließen konnte, wurde sie von le Peilbet zu Boden gerissen. Diese hatte Glück, dass sie dafür von Schiedsrichterin Etsuko Fukano (JPN) nur die gelbe Karte sah, den fälligen Elfmeter verwandelte Lisa Dahlqvist (16.). Die USA wirkten trotz des Rückstandes unbeeindruckt und hatten in der 20. Minute die Chance zum Ausgleich, der Schuss von Cheney strich jedoch haarscharf am linken Pfosten vorbei. Nur eine Minute später war es erneut Cheney, die abschloss, dieses Mal touchierte der Ball die Oberkante der Latte. Schweden agierte eher zurückhaltend und mit langen Bällen auf die schnelle Schelin, die immer wieder für Aufruhr in der amerikanischen Abwehr sorgte. Nach 32 Minuten erspielten sich die USA die nächste Großchance: Zu einem Zweikampf zwischen Rohlin und Rodriguez gesellte sich überraschend Torhüterin Lindahl, Rodriguez erkannte die Situation und hob den Ball schön über sie hinweg, traf aber erneut nur die Latte. Wenige Minuten später konnte Therese Sjögran nur durch ein Foul gestoppt werden, sodass es ca. 25 Meter vor dem amerikanischen Tor Freistoß für Schweden gab. Spielführerin Nilla Fischer trat an und schoss den Ball an der Mauer vorbei aufs Tor. Hope Solo bewegte sich schon in die richtige Richtung, als le Peilbet den Ball für sie unhaltbar in die linke Torecke abfälschte. Überraschend und an den Möglichkeiten gemessen glücklich nahmen die Schweden diese 2:0-Führung mit in die Pause.

Die USA kamen ambitioniert aus der Kabine, waren im Abschluss aber zu überhastet und ließen vor allem Übersicht vermissen. Schweden ließ den Gegner vorerst kommen und begnügte sich mit Standardsituationen, die ihnen jedoch nicht viel einbrachten. Nach einer Stunde Spielzeit hatten die Amerikanerinnen erkannt, dass Lindahl so ihre Probleme mit Distanzschüssen hatte, aus den Bällen, die die schwedische Torhüterin prallen ließ, konnten Abby Wambach und Co. aber kein Kapital schlagen. Die Partie hatte nach 60 Minuten an Fahrt verloren und vor allem die USA, von denen man aufgrund des Rückstandes ein Offensivfeuerwerk erwartet hatte, enttäuschten auf dem Weg nach vorne. So musste auch für die Elf der schwedischen Trainerin Pia Sundhage ein ruhender Ball herhalten, um den Anschlusstreffer zu erzielen: Nach einem Eckball war es Wambach, die im Gewühl wohl als letzte an der Kugel war und sie unkonventionell, aber erfolgreich mit dem Oberkörper in die Maschen beförderte. Vor den Augen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der deutschen Nationalmannschaft, die in Wolfsburg ihr Viertelfinale bestreiten würde, machten die Amerikanerinnen nun wieder mehr Druck, Schweden wusste sich meist nur durch lange Bälle zu helfen. Kurz vor Ende des Spiels erarbeiteten sich die USA noch einmal eine große Chance zum Ausgleich, doch die eingewechselte O´Hara schob den Ball nach toller Vorarbeit von Cheney aus kurzer Distanz am Tor vorbei. Die letzte nennenswerte Chance gehörte noch einmal Schweden und Lotta Schelin traf aus halbrechter Position auch das Tor, der Treffer wurde aber aufgrund einer Abseitsposition nicht gegeben. Die Skandinavierinnen zitterten sich zum Gruppensieg und würden im Viertelfinale auf Australien treffen. Die USA mussten sich vorwerfen, beste Chancen nicht genutzt zu haben und hatten in ihrem Spiel in der Runde der letzten Acht mit Brasilien eine Mammutaufgabe vor sich.
Lisa Ramdor