Schwyzer EURO-Splitter (Teil 6): Bern wirkt Wunder
von Günther Jakobsen
„Bern wirkt Wunder“ lautet der offizielle Slogan der Euro 08 Host City Bern. Jedes Kind weiß, was damit gemeint ist. Zumindest jedes deutsche Kind! Genau 54 Jahre ist es nämlich her seit dem „Wunder von Bern“. 1954 plus 54 ergibt 2008. Klar, dass die Berner nicht lange überlegen mussten, unter welches Motto sie ihre Euro stellen wollen. Ein neues „Wunder von Bern“ sollte heraufbeschworen werden. Zwar spielt die Deutsche Nationalmannschaft nicht in Bern, ja nicht einmal in der Schweiz, und sie haust auch nicht in Spiez, wo sie sich vom „Geist von Spiez“ hätte beeinflussen lassen können, aber immerhin logieren Jogis Recken im Tessin, ein paar Berge weiter südlich.
Bisher haben sich die Berner eher schwer getan mit ihrem „Wunder“. Schon die Umbenennung des Wankdorfstadions in „Stade de Suisse“ zur Wiedereröffnung 2005 kam einem kleineren Verbrechen gleich. Zwar wurde als gut Schweizerischer Kompromiss der fakultative Namenszusatz Wankdorf geduldet, aber das war reine Taktik. Mittlerweile ist er aus der Presse praktisch verschwunden. Die jüngere Generation von Fans kann mit „keiner wankt…“ nichts mehr anfangen.
Ähnlich ging es der alten Stadionuhr. Sie wurde kürzlich vor dem Stadion, inoffiziell abschätzig Quartierplatz genannt, in einem hässlichen Betonrahmen wieder aufgebaut. Man stelle sich vor, welche Chance verpasst wurde, indem man das alte Uhrtürmchen nicht ins neue Wankdorf integriert hatte. Nicht nur als Fotosujet für deutsche Touristen, sondern auch als Denkmal für die Deutschen in der Schweiz. Davon gibt es einige: auf 6 Mio. Schweizer kommen nämlich über 200.000 Deutsche. Jährlich wächst diese Zahl um 30.000, Tendenz steigend. Das ist mit Abstand die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe hierzulande. Nun zeigt die alte Longines-Uhr am Wankdorf vorbei die stehen gebliebene Zeit 20.15 Uhr und den Spielstand Ungarn 2, Deutschland 3.
Für die Ungaren ist dies natürlich bitter. An der Euro 08 sticht der Schmerz besonders heftig. Nachdem ihre Kandidatur mit Österreich, quasi als Wiederbelebung der K und K-Monarchie, 2004 gegen Portugal verloren ging, erwirkte unser alter Sportminister und UNO-Sonderbeauftragte für Sport, Adolf Ogi, die Partnerschaft mit Österreich für das aktuelle Turnier. Ogi hatte dank der Abfuhr von Sion gegen Turin für die Olympischen Winterspiele 2006 Erfahrung in verloren gegangenen Kandidaturen und wusste was er vermeiden musste, um Erfolg zu haben. Diesen hatte er dann bekanntlich auch. Etwas von vielem, das wir dem Berner Oberländer zu verdanken haben.
Nun sitzt das Longines-Zifferblatt wie ein Stachel im Fleisch der Ungarn. Aber Achtung: Ist Longines nicht ein falscher Sponsor! Die Uhrenmarke unterstützt das Tennisturnier von Roland Garros, wo unser Aushängeschild Roger Federer schon wieder den Finalsieg verpasst hatte. Aber nicht aus Scham vor dieser Schlappe, sondern aus Angst vor nicht zahlenden Trittbrettfahrern im Sponsoringbereich wurde die Schrift fein säuberlich abgedeckt. Nicht etwa nur die Schrift über der Uhr, nein, auch das kleine Emblem auf dem Zifferblatt selber wurde mit Isolierband abgeklebt!
Bern wirkt Wunder! Die UEFA auch! Die beiden passen gut zusammen. Beide zeigen nicht das geringste Gespür für die Historie und beide reagieren völlig überhitzt auf vermeintliche Ansprüche der Sponsoren und tragen diesen letztlich vor allem Antipathien ein. Egal: wir kennen die Uhr! Wir wissen, wer sie gebaut hat und wir kennen das Resultat, das sie anzeigt. Wir kennen auch das Wankdorf und wissen, dass es noch am selben Ort steht wie 1954. Die Ungarn werden überhaupt kein Spiel bestreiten und die Deutschen keines in Bern. Die Franzosen hingegen werden froh sein, dass das unaussprechliche Wankdorf „Stade de Suisse“ heißt und Michel Platini auch. Hoffentlich verwechseln sie es nicht mit dem „Stade de Genève“. Wobei: Nicolas Sarkozy ist ja Sohn eines Ungarn und seine Mutter war im zweiten Monat schwanger mit ihm, als Helmut Rahn zum zweiten Mal traf! Er wird im Bauch mitbekommen haben, wie sein Vater litt! Und Carla Bruni? Für wen leidet eigentlich sie? Für Frankreich oder Italien? Wohl für beide, wenn sie überhaupt kommt.
Andreas Beck
Bisher haben sich die Berner eher schwer getan mit ihrem „Wunder“. Schon die Umbenennung des Wankdorfstadions in „Stade de Suisse“ zur Wiedereröffnung 2005 kam einem kleineren Verbrechen gleich. Zwar wurde als gut Schweizerischer Kompromiss der fakultative Namenszusatz Wankdorf geduldet, aber das war reine Taktik. Mittlerweile ist er aus der Presse praktisch verschwunden. Die jüngere Generation von Fans kann mit „keiner wankt…“ nichts mehr anfangen.
Ähnlich ging es der alten Stadionuhr. Sie wurde kürzlich vor dem Stadion, inoffiziell abschätzig Quartierplatz genannt, in einem hässlichen Betonrahmen wieder aufgebaut. Man stelle sich vor, welche Chance verpasst wurde, indem man das alte Uhrtürmchen nicht ins neue Wankdorf integriert hatte. Nicht nur als Fotosujet für deutsche Touristen, sondern auch als Denkmal für die Deutschen in der Schweiz. Davon gibt es einige: auf 6 Mio. Schweizer kommen nämlich über 200.000 Deutsche. Jährlich wächst diese Zahl um 30.000, Tendenz steigend. Das ist mit Abstand die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe hierzulande. Nun zeigt die alte Longines-Uhr am Wankdorf vorbei die stehen gebliebene Zeit 20.15 Uhr und den Spielstand Ungarn 2, Deutschland 3.
Nun sitzt das Longines-Zifferblatt wie ein Stachel im Fleisch der Ungarn. Aber Achtung: Ist Longines nicht ein falscher Sponsor! Die Uhrenmarke unterstützt das Tennisturnier von Roland Garros, wo unser Aushängeschild Roger Federer schon wieder den Finalsieg verpasst hatte. Aber nicht aus Scham vor dieser Schlappe, sondern aus Angst vor nicht zahlenden Trittbrettfahrern im Sponsoringbereich wurde die Schrift fein säuberlich abgedeckt. Nicht etwa nur die Schrift über der Uhr, nein, auch das kleine Emblem auf dem Zifferblatt selber wurde mit Isolierband abgeklebt!
Bern wirkt Wunder! Die UEFA auch! Die beiden passen gut zusammen. Beide zeigen nicht das geringste Gespür für die Historie und beide reagieren völlig überhitzt auf vermeintliche Ansprüche der Sponsoren und tragen diesen letztlich vor allem Antipathien ein. Egal: wir kennen die Uhr! Wir wissen, wer sie gebaut hat und wir kennen das Resultat, das sie anzeigt. Wir kennen auch das Wankdorf und wissen, dass es noch am selben Ort steht wie 1954. Die Ungarn werden überhaupt kein Spiel bestreiten und die Deutschen keines in Bern. Die Franzosen hingegen werden froh sein, dass das unaussprechliche Wankdorf „Stade de Suisse“ heißt und Michel Platini auch. Hoffentlich verwechseln sie es nicht mit dem „Stade de Genève“. Wobei: Nicolas Sarkozy ist ja Sohn eines Ungarn und seine Mutter war im zweiten Monat schwanger mit ihm, als Helmut Rahn zum zweiten Mal traf! Er wird im Bauch mitbekommen haben, wie sein Vater litt! Und Carla Bruni? Für wen leidet eigentlich sie? Für Frankreich oder Italien? Wohl für beide, wenn sie überhaupt kommt.
Andreas Beck