Weltmeisterschaft

Spanien und Chile verdient im Achtelfinale

Das Spiel hielt was es versprach. Tempo und Einsatzfreude der Chilenen forderten Europameister Spaniens taktisches Geschick heraus, und die nach zwei Auftritten etwas skeptisch betrachteten Iberer bewiesen, dass sie nach wie vor ein heißer Titelkandidat blieben.

Für die beiden Führenden der Gruppe H stand alles auf dem Spiel. Nicht nur der überraschend lediglich drei Zähler aufweisende Europameister Spanien musste um das Achtelfinale bangen, auch die Chilenen benötigten, um sicher zu sein, noch einen Punkt. Den ersten gefährlichen Moment produzierten die Spanier, als Jara dem einschussbereiten Torres so gerade eben den Ball noch wegspitzeln konnte (5.). Dann jedoch rissen die Südamerikaner mit enormem läuferischen Einsatz die Initiative an sich. Eine erstklassige Kombination aus der 10. Minute fand nur deshalb keinen erfolgreichen Abschluss, weil Gonzales das Leder im spanischen Strafraum nicht unter Kontrolle bekam. Chile machte das Spiel - aber Spanien traf. Ein langer Ball Xabi Alonsos über links sollte Torres erreichen. Chiles Keeper Bravo eilte heraus und kam vor Torres an den Ball, schaufelte ihn jedoch dem ebenfalls mitgelaufenen Villa genau vor die Füße. Der zirkelte das Leder fast von der Außenlinie mit einem Bogenschuss ins verwaiste Tor (24.). Dieser Treffer hatte sich nicht abgezeichnet, und Chile setzte in der Folgezeit seine offensive Gangart fort. Nun begann aber der Europameister seine Klasse aufzuzeigen. Ein schneller Gegenstoß über Torres, Iniesta und Villa versetzte die chilenische Abwehr und Iniesta platzierte den Ball abschließend mit höchster Präzision im rechten Eck (37.). Während dieses Angriffs „verdiente“ sich der bereits verwarnte Estrada den gelb-roten Karton und Chile musste zu zehnt weiterspielen.

Während der Halbzeitpause erholten sich die Chilenen vom 0:2-Rückstand und schlugen in Person des neu eingewechselten Millar kurzfristig zurück. Sein von Sechzehner abgezogener Schuss wurde von einem Spanier noch abgefälscht und schlug unhaltbar für Casillas zum 1:2 ein (47.). Bis etwa zur 60. Minute fiel überhaupt nicht auf, dass Chile in Unterzahl spielte. Die Partie lief weiterhin unter hoher Schlagzahl und erfreute durch die feine Ballbehandlung aller Akteure und die gelegentlich aufblitzenden anarchischen Dribblings von Sanchez, der sich „den Wolf lief“ und in der 65. Minute durch Orellana ersetzt wurde. Allmählich machte sich die ökonomische Spielweise der zahlenmäßig und taktisch überlegenen Spanier bemerkbar, doch Chiles Akteure hielten mit großem Einsatzwillen dagegen. Ab der 80. Minute verebbte dann das bis dahin enorme Tempo. Mit dem Ergebnis konnten beide Teams gut leben, da sich im anderen Gruppenspiel resultatsmäßig nichts tat. Eine Chance noch der Spanier in der 90. Minute (Fabregas säbelte über den Ball) – dann hatten sich Beide für das Achtelfinale qualifiziert.
André Schulin