Szabolcs Huszti - gesucht und wiedergefunden
von Günther Jakobsen
Mehr als drei Jahre mehr oder minder abgehangen im russischen Exil (bei Zenit St. Petersburg waren seine Einsatzzeiten beschränkt), feierte Szabolcs Huszti ein glanzvolles Bundesliga-Comeback bei den “Roten”. “Ich bin überzeugt davon, dass er unsere Qualität im Mittelfeld noch einmal erhöht”, hatte sich Mirko Slomka für die Rückholaktion des Ungarn stark gemacht. “Das ist ein sehr komplizierter Transfer. Der Spieler möchte gerne zurück zu Hannover 96. Ob wir das allerdings finanziell stemmen können, kann ich nicht sagen”, war der Trainer vor dem Saisonstart noch skeptisch; doch weitaus günstiger als man ihn 2009 an Zenit transferiert hatte, bekam Hannover seinen Wunschspieler zurück. Was aber noch wichtiger war: Huszti wurde den Erwartungen vollauf gerecht.
Hilfreich mag sicherlich gewesen sein, dass der Ungar auf eine stattliche Gruppe von Mitspielern stieß, mit denen er bereits bei seinem ersten 96-Intermezzo (2006 bis 2009) zusammenspielte: Schlaudraff, Schulz, Andreasen, da Silva Pinto, Rausch, Eggimann und Cherundolo. Verändert aber hatte sich mittlerweile das Selbstverständnis der “Roten.” Unter Mirko Slomka war Hannover zum uneingeschränkt konkurrenzfähigen Europapokalplatz-Anwärter aufgestiegen, mit einer klaren Philosophie und verbesserter spielerischer Potenz. Ein kreativer, torgefährlicher Mittelfeldakteur, passend zur aufs schnelle Umschalten spezialisierten Mannschaft, wurde noch gesucht - und gefunden. Husztis erste Auftritte beim Comeback in der Liga waren geradezu triumphal. Beim 4:0-Auswärtssieg in Wolfsburg gingen sämtliche Torvorlagen auf sein Konto und der direkt darauffolgende 3:2-Sieg gegen Bremen trug in noch ausgeprägterer Weise seinen Stempel. Den Siegtreffer, sein zweites Tor in dieser Begegnung, erzielte der 29-Jährige in der Nachspielzeit mit einem spektakulären Seitfallzieher. Als kuriose Randnotiz kam hinzu, dass Husztis Jubel über den Siegtreffer - quasi als ein fataler Doppelschlag - die Gelb-Rote Karte zur Folge hatte: Einmal Gelb für das Trikot-Blankziehen, das zweite für den Sturm auf den Absperrzaun. “Jetzt habe ich wieder etwas gelernt”, erklärte der Ungar später - und meinte das Wort “Zaun”, das bis dahin nicht zu seinem deutschen Wortschatz zählte.
Das hohe Niveau der ersten Wochen konnte er nicht über die gesamte Hinrunde halten, stellte aber exemplarisch am 16. Spieltag seine Abgezocktheit unter Beweis, als er im Spiel gegen Leverkusen als zweimal elfmeterreif Gefoulter die entsprechenden Strafstöße persönlich sehr souverän verwandelte. Entsprechendes war ihm auch schon während seines ersten Engagements bei Hannover geglückt.
Dass er durchaus auch als eigenwillig bezeichnet werden kann, liest sich an Husztis Nationalmannschaftskarriere ab. Nachdem ihm der damalige ungarische Coach Peter Varhidi während der EM-Qualifikation 2007 eröffnete, keinen Platz für ihn mehr im Team zu haben, reiste der enttäuschte Offensivspieler aus dem Trainingslager ab - was ihm verbandsseitig verübelt und mit einer Sperre geahndet wurde. Seine spielerische Klasse bahnte Huszti kurzfristig den Weg zurück ins Nationalteam, aber im September 2010 erklärte er in einem offenen Brief nach 51 Spielen (7 Tore) seinen freiwilligen Rücktritt, mit der Begründung, sich auf seine Vereinskarriere konzentrieren zu wollen. Mit einigen Begleitumständen in der ungarischen Nationalelf könne er sich zudem ebenfalls nicht identifizieren.
Erste sportliche Trophäen auf professioneller Ebene sammelte Huszti mit Ferencvaros TC: 2003 den nationalen Pokal, 2004 die ungarische Meisterschaft. Im Jahr 2006 kürte man ihn zu Ungarns “Fußballer des Jahres”. Mit Zenit St. Petersburg wurde er 2010 russischer Meister und Pokalsieger. Aber eben keine Stammkraft, und deshalb brauchte er nicht lange überlegen, als ein Rücktransfer nach Hannover im Raum stand. Als “wie nach Hause kommen”, bezeichnete Huszti dann auch sein Comeback als “Roter.”
André Schulin, Dezember 2012
Hilfreich mag sicherlich gewesen sein, dass der Ungar auf eine stattliche Gruppe von Mitspielern stieß, mit denen er bereits bei seinem ersten 96-Intermezzo (2006 bis 2009) zusammenspielte: Schlaudraff, Schulz, Andreasen, da Silva Pinto, Rausch, Eggimann und Cherundolo. Verändert aber hatte sich mittlerweile das Selbstverständnis der “Roten.” Unter Mirko Slomka war Hannover zum uneingeschränkt konkurrenzfähigen Europapokalplatz-Anwärter aufgestiegen, mit einer klaren Philosophie und verbesserter spielerischer Potenz. Ein kreativer, torgefährlicher Mittelfeldakteur, passend zur aufs schnelle Umschalten spezialisierten Mannschaft, wurde noch gesucht - und gefunden. Husztis erste Auftritte beim Comeback in der Liga waren geradezu triumphal. Beim 4:0-Auswärtssieg in Wolfsburg gingen sämtliche Torvorlagen auf sein Konto und der direkt darauffolgende 3:2-Sieg gegen Bremen trug in noch ausgeprägterer Weise seinen Stempel. Den Siegtreffer, sein zweites Tor in dieser Begegnung, erzielte der 29-Jährige in der Nachspielzeit mit einem spektakulären Seitfallzieher. Als kuriose Randnotiz kam hinzu, dass Husztis Jubel über den Siegtreffer - quasi als ein fataler Doppelschlag - die Gelb-Rote Karte zur Folge hatte: Einmal Gelb für das Trikot-Blankziehen, das zweite für den Sturm auf den Absperrzaun. “Jetzt habe ich wieder etwas gelernt”, erklärte der Ungar später - und meinte das Wort “Zaun”, das bis dahin nicht zu seinem deutschen Wortschatz zählte.
Das hohe Niveau der ersten Wochen konnte er nicht über die gesamte Hinrunde halten, stellte aber exemplarisch am 16. Spieltag seine Abgezocktheit unter Beweis, als er im Spiel gegen Leverkusen als zweimal elfmeterreif Gefoulter die entsprechenden Strafstöße persönlich sehr souverän verwandelte. Entsprechendes war ihm auch schon während seines ersten Engagements bei Hannover geglückt.
Erste sportliche Trophäen auf professioneller Ebene sammelte Huszti mit Ferencvaros TC: 2003 den nationalen Pokal, 2004 die ungarische Meisterschaft. Im Jahr 2006 kürte man ihn zu Ungarns “Fußballer des Jahres”. Mit Zenit St. Petersburg wurde er 2010 russischer Meister und Pokalsieger. Aber eben keine Stammkraft, und deshalb brauchte er nicht lange überlegen, als ein Rücktransfer nach Hannover im Raum stand. Als “wie nach Hause kommen”, bezeichnete Huszti dann auch sein Comeback als “Roter.”
André Schulin, Dezember 2012