Weltmeisterschaft

Teamanalyse Paraguay

Das Team begann die WM mit einer starken ersten Halbzeit gegen Südafrika, um im zweiten Durchgang froh sein zu können, mit dem 2:2 noch einen Punkt gerettet zu haben. Gegen Spanien führten die Paraguayos ebenfalls zur Pause, gingen nach dem Wechsel wiederholt sang- und klanglos 1:3 unter. Erst gegen Slowenien lief es andersherum. 1. Halbzeit: Flop. 2. Halbzeit: Top. Wie launig unser Achtelfinalgegner wirklich ist, wollen wir anhand der voraussichtlichen Aufstellung ergründen.

Der Torwart
Grossmaul, etwaiger Präsidentschaftskandidat, erfolgreicher Elfmeter- und Freistoßschütze (53 Länderspieltore), Fliegenfänger, schillernder Rückhalt oder „Abwehrspieler“. Alle Bezeichnungen gelten dem Torhüter des Paraguay-Teams, dem nahezu 37-jährigen Jose Luis Chilavert. Der Mannschaftsführer ist fraglos das Herz der Mannschaft. Im ersten Spiel noch gesperrt, zeigte er gegen Spanien und Slowenien die ganze Bandbreite seines „Könnens“. Auf der Linie große Schwächen und gute Paraden. Im Herauslaufen resolut und schwerfällig. Chilavert 2002? Ein für das Nationalteam Paraguays wichtiger Mann - aber auch sein größtes Problem.

Die Abwehr
Die Zahlen sagen: Die beste Abwehr Südamerikas. Keine Defensivformation musste in der WM-Qualifikation weniger Tore zulassen als Ayala & Co. (13 Gegentore in 18 Spielen). Celso Ayala und Carlos Gamarra sind das Herzstück dieser erfahrenen Deckung. Routiniert, technisch ansprechend, kopfball- und zweikampfstark, sowie taktisch flexibel. Dritter Mann im Bunde ist derzeit Julio Cesar Caceres. Ebenfalls zweikampfstark, aber wie alle drei Abwehrspieler nicht der Schnellste. Trotzdem – der wohl beste Mannschaftsteil Paraguays.
Das Mittelfeld
Francisco Arce und Denis Caniza sind die Außen. Arce der wohl aktuell stärkste Akteur des Teams mit einem riesigen Laufpensum; irre gefährlichen, schrägen Flanken und einem platzierten Schuss (Freistöße beachten!). Caniza bei weitem nicht so stark. Zwar mit allem was ein Außen braucht ausgestattet, aber launig und oft ungenau. Zentral treten Guido Alvarenga defensiv (für den gesperrten Carlos Paredes) und Roberto Acuna als Spielmacher auf. Alvarenga fehlt die Erfahrung, überrascht aber immer wieder mit guten Einfällen. Acuna ist ein „Mister Überall“, die wichtigste Anspielstation, wenn es nach vorne geht. Zudem dribbel- und zweikampfstark, hin und wieder aber auch eigensinnig und fahrig. Das Mittelfeld der Südamerikaner ist kompakt, teils massiv, also oft undurchdringlich. Defensiv somit insgesamt stärker als offensiv.

Der Angriff
Vorne erwarten die Fachleute Diego Gavilan, Roque Santa Cruz und Jose Cardozo, wobei Gavilan aus dem Mittelfeld heraus agiert, meist über rechts im Zusammenspiel mit Arce, somit die gefährlichste Angriffsseite Paraguays vervollständigt. FC Bayern-Stürmer Santa Cruz hatte eine tolle erste Halbzeit gegen Südafrika, wo er als Alleinunterhalter die ganze gegnerische Abwehr beschäftigte. Danach war er allerdings nur noch Durchschnitt. Cardozo konnte bei der WM noch nicht überzeugen, schoss aber in der Qualifikation die meisten Tore. Nelson Cuevas, zweifacher Torschütze gegen Slowenien, ist wahrscheinlich knöchelverletzt und nicht einsatzfähig. Wenn doch: Achtung! Ein junger, fantastischer Dribbler mit herzhaftem Abschluss: Die Geheimwaffe. Auch Jorge Campos, der gegen Slowenien eingewechselt wurde, fiel durch ein schönes Tor und einer engagierten Leistung auf. Ein weiterer beachtenswerter Trumpf in Maldinis Hinterhand.

Fazit
Bei der WM zeigte Paraguay bis heute die ganze Palette an Stärken und Schwächen, die das Team abzuliefern imstande ist. Auf jeden Fall ist die Mannschaft von Coach Cesare Maldini unbequem und kann schnell über sich hinauswachsen, wenn es einmal läuft. Die Schwächen sind aktuell eindeutig im Angriff (normalweise von jeder Bundesliga-Defensive beherrschbar) und in der Person von Torhüter und Idol Chilavert zu finden, der – unter Druck und stark beschäftigt – zu haarstäubenden Fehlern neigt. Also, insgesamt kein Übergegner.