UEFA-Cup

Tendenz Nordderby

Mit einer späten Unkonzentriertheit machte Bremen sich eine noch bessere Ausgangslage zunichte. Ansonsten aber konnte Werder gefallen, suchte in der anfangs festen italienischen Mauer geduldig nach einer Lücke und brachte sie mit drei schicken Treffern und einer effektiven Torausbeute schließlich sicher zum Einsturz. Wenn nun kein Unglück mehr geschieht, wartet im Halbfinale tatsächlich der HSV.

Auf seiner langen Reise durch Europa war der SV Werder in dieser Saison schon aufregenderen Mannschaften begegnet als Udinese Calcio. Eben dies aber machten die Gäste sich zunutze und hofften, den Bremern aus der Außenseiterrolle gefährlich werden zu können. Eine gute halbe Stunde lang hatte Udine damit Erfolg und brachte den Favoriten mit seiner engmaschigen und hervorragend organisierten Abwehr gehörig ins Schwitzen. Nur weil Werder sich nicht aus der Ruhe bringen ließ, liefen die mehrfachen Konteransätze ebenfalls ins Leere, obgleich die Angst vor einem Rückstand der Schaaf-Elf durchaus anzumerken war. Entsprechend groß fiel die Erleichterung aus, als Werder etwas plötzlich dann die Führung gelang. Einzig Naldo hatte bislang überhaupt die Chance auf ein Tor besessen, als er aus über 30 Metern mit gewaltiger Wucht an die Latte traf (30.). Fünf Minuten später führte eine andere Einzelaktion dann ins Ziel, wobei Diegos Position zum Tor alles andere als ideal war. Sein traniger Gegenspieler aber hinderte den Brasilianer nicht am Schuss, der präzise wie ein Billardstoß genau in die äußere Tortasche fiel. Werders Ausgangslage für Halbzeit zwei schien damit ideal.

Was folgte, war jedoch ein etwas anderer Spielverlauf als geplant. Udine suchte plötzlich doch den Weg zum Tor und ertappte Werder bei seiner altbekannten Selbstgefälligkeit. Nur weil Quagliarella gleich drei Mal allein vor Tim Wiese nicht die Nerven behielt (47./55./59.), kam die Heimelf in dieser Phase ohne einen Kratzer davon und durfte wie selbstverständlich statt dessen dann sogar erhöhen: An der Seite des Strafraums bekam Diego von Özil den Ball, warf seinen Körper plötzlich zum Tor herum und schlenzte den Ball unwiderstehlich genau in den Giebel (67.). Von der Schönheit des Treffers waren auch die Italiener sichtlich benommen und gaben in diesem Moment ihr Halbfinalticket wohl endgültig bereits aus der Hand. So lief nur zwei Minuten später Hugo Almeida allein aufs Tor zu und nutzte seine einzige Torchance des Spiels auch souverän zum 3:0. Von diesem Moment aus betrachtet verdarb es die Laune schließlich etwas, als Quagliarella seine vierte gute Einschussmöglichkeit doch noch zum 1:3-Anschlusstor nutzte (87.). Ein noch glatteres Ergebnis jedoch wäre aus Bremer Sicht erstens vermessen gewesen. Zweitens stellte die Schaaf-Elf auch so noch deutlich genug klar, dass sie technisch und spielerisch die bessere Mannschaft ist und sollte daher im Rückspiel auch keine Probleme mehr bekommen.
Maik Großmann