Länderspiele

Verspielt und erfolgreich

Obwohl auch andere Nationen erfolgreichen und schönen Fußball bieten, steht der Begriff „brasilianisch“ spielen als Synonym für beste Technik und Spielfreude. Natürlich haben auch die Zuckerhutkicker mittlerweile zu kämpfen gelernt, dennoch repräsentieren sie nach wie vor die verspielte Variante des Fußballs.

Der Rekordweltmeister
Der frisch gebackene Copa America-Sieger (Südamerikameisterschaft) Brasilien, der diesen Titel durch einen 6:4-Finalsieg (n. E.) über Argentinien zum siebten Mal errang, steht der Deutschen Nationalelf zum 19. Vergleich gegenüber. Die Ballkünstler vom Zuckerhut haben in diesem Duell die Nase klar vorn: Elf Mal gewann Brasilien, vier Partien endeten Unentschieden; nur drei deutsche Siege stehen zu Buche. Kurioserweise trafen die beiden bei Weltmeisterschaften erfolgreichsten Teams - Brasilien spielte als einzige Nation bei allen 17 WM-Endrunden (fünf Titelerfolge), Deutschland nahm 15 Mal teil (drei Titel) - erst im Endspiel 2002 zum ersten Mal bei diesem Topturnier aufeinander.

Spielerisch zum Erfolg
Die „Infizierung“ Brasiliens mit dem Fußballspiel ist sicherlich nicht auf eine Person zurück zuführen. Als ein wichtiger „Missionar“ gilt jedoch Charles Miller, ein Brasilianer mit englischen Wurzeln. Nach Beendigung des Studiums in England kehrte er 1894 in seine Heimat zurück, einige Bälle sowie diverse Fußballartikel mit sich führend - der Anfang des Fußballfiebers in der Region São Paulo. 1914 wurde der nationale Verband Confederação Brasileira de Futebol (CBF) gegründet; 1923 folgte der FIFA-Beitritt. Früh kristallisierte sich die technisch-spielerische Leichtigkeit des brasilianischen Fußballs heraus, die sich mit dem WM-Titel 1958 in Schweden erstmals im Ergebnis erfolgreich niederschlug. Seinerzeit ging auch der Stern von Pelé auf, dem wohl populärsten Fußballer überhaupt.
Brasilianer in der Bundesliga
Der Meidericher SV (heute MSV Duisburg) hatte den ersten Bundesliga-Brasilianer unter Vertrag (1964-1966): Raoul Tagliari. Richtig Fuß fassen konnte der Stürmer jedoch nicht. Obwohl seine Statistik von vier Treffern in seinen neun Spielen nicht so schlecht klingt. Mit Ailton in der abgelaufenen Saison (28 Treffer), sowie Giovane Elber und Marcio Amoroso, die die Torjägerkrone errangen, liefen erfolgreichere Nachfolger in der BL auf. 70 brasilianische Profis fanden bislang ihren Arbeitsplatz in der deutschen Eliteklasse; bei Etlichen führte mangelhafte Akklimatisierung nach nicht allzu langer Zeit zur Trennung. „Dauerbrenner“, mit mehr als einhundert Einsätzen, wurden nur acht. Giovane Elber kam in 256 Spielen zu der höchsten Bundesliga-Präsenz.

Genug gutes Personal
Zé Roberto (FC Bayern) wird ebenso wie sein Vereinskollege Lucio beim Länderspiel gegen Deutschland fehlen. Da die Münchner und der AC Mailand die Abstellung ihrer brasilianischen Kicker zum Freundschaftsspiel gegen Haiti nicht genehmigten, strich Nationalcoach Carlos Parreira die Spieler vorerst aus der Selecao. Probleme, eine schlagkräftige Truppe zusammen zu bekommen, hat Brasilien dennoch nicht. Neben den in Spanien spielenden Superstars Ronaldo, Roberto Carlos (beide Real Madrid) und Ronaldinho (Barca) stehen im Aufgebot noch weitere Hochkaräter. Ganz ohne Bundesliga bleibt der Kader auch nicht. Leverkusens Abwehrspieler Juan und Roque Junior, beide „Copa“-Gewinner, sind ebenfalls nominiert.

André Schulin