Bundesliga

Was bisher geschah - Platz 12 bis 10

Kein Erstligakonkurrent schnitt auf fremden Plätzen schlechter ab als der VfL Wolfsburg. Köln fand über starke Auswärtsauftritte in eine sichere Spur und Hertha startet mit neuem Coach in die Rückserie

Platz 12: VfL Wolfsburg
„Das ist nicht bundesligareif“. Diesem von Felix Magath nach der 1:4-Pleite in Bremen getätigten Ausspruch, bezogen auf die Auswärtsauftritte der „Wölfe“, ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Vielleicht noch der Vollständigkeit halber, dass Wolfsburg irrwitzigerweise die Saison mit einem Auswärtssieg - dem einzigen in der Hinrunde (3:0 in Köln) - eröffnete. Der vierte Auswärtspunkt sprang beim 1:1 in Hamburg heraus. Mehr als Platz 12 war dementsprechend nach der halben Serie nicht drin - kein Wunder, dass Magath erneut zum Jäger und Sammler wurde. Acht neue Akteure schlüpften in der Winterpause ins Wolfsburger Outfit, deren Bekanntheitsgrad eher dezenter Natur ist: Ferhan Hasani (FK Shkendija Tetovo), Petr Jiracek (FC Viktoria Pilsen), Felipe Lopes (CD Nacional Funchal), Slobodan Medojevic (Vojvodina Novi Sad), Ricardo Rodríguez (FC Zürich), Giovanni Sio (FC Sion), Ibrahim Sissoko (Academica de Coimbra), Vieirinha (PAOK Saloniki).

Der ohnehin üppig bestückte VfL-Kader wurde nochmals aufgebläht, da im Gegenzug nur drei Spieler (Cigerci, Kahlenberg, Hleb) den Verein verließen. Spekulationen um einen Wechsel Helmes‘ (Frankfurt) kochten hoch, auch der Verbleib des erst zu Saisonbeginn verpflichteten Lakic wurde mit einem Fragezeichen versehen, da der Ex-Lauterer - wie Stürmerkollege Helmes - bei Magath wenig Beachtung fanden. Dem Versuch, aus altgedienten Recken (Hleb, Salihamidzic, Hitzlsperger, Kyrgiakos, Chris) Korsettstangen eines funktionierenden Mannschaftsgefüges zu machen, war wenig Erfolg beschieden.
Platz 11: Hertha BSC Berlin
Mit einer fast ausgeglichenen Bilanz (4 Siege/5 Niederlagen/8 Unentschieden) ließe es sich als Aufsteiger im Prinzip ganz ordentlich leben. Der Umgang mit Markus Babbels Vertragssituation - ein Theater, das letztendlich in die vorzeitige Trennung mündete und sowohl den Trainer als auch Berlins Manager Michael Preetz schlecht aussehen ließ - wurde jedoch ohne die gebotene Souveränität abgehandelt und beanspruchte einen viel zu hohen Stellenwert. Die sportlichen Schlagzeilen gerieten darob ins Hintertreffen. Dass die Hertha in den letzten sechs Partien keinen Sieg mehr einfuhr, konnte allerdings auch nicht befriedigen. Ein ganz wichtiger Dreier glückte den Hauptstädtern am 4. Spieltag: Der 1:0-Erfolg über Stuttgart, vom meistens gut aufgelegten Raffael erzielt, beendete die schwaze Serie von 17 sieglosen Bundesligaheimspielen, die in der Saison 2009/10 maßgeblich zum Abstieg beitrug. Jener Raffael zeigte jedoch auch seine Schattenseite: Unbeherrschtheiten, die zu Platzverweisen in Liga- und Pokalwettbewerb führten.

Weitere Fortschritte in Richtung Klassenerhalt soll in der aktuellen Rückserie Coach Michael Skibbe vorantreiben, den die Berliner von Eskisehirspor loseisten. „Ich bin positiv überrascht. Dass spieltechnisch so viel vorhanden ist, dass die Spieler kombinationssicher sind“, zeigte sich der Bundesligarückkehrer nach den ersten Trainingseinheiten angetan. Herthas Viertelfinaleinzug im DFB-Pokal (nach dem 3:1-Erfolg über Kaiserslautern) baute die Hauptstädter zusätzlich auf.
Platz 10: 1. FC Köln
Bei den Domstädtern scheint sich etwas Ungewöhnliches Bahn zu brechen: Stabilität. Die vorige Saison beendete man als Zehntplatzierter im gesicherten Mittelfeld, die gleiche Position hält der FC nach Halbzeit der aktuellen Serie. Für Ausreißer nach oben wie unten sind die „Geißböcke“ allerdings nach wie vor zu haben. Mit erheblichen Schwierigkeiten war beispielsweise der Einstand des neuen Coaches Stale Solbakken verbunden. Der als Konzepttrainer proklamierte Norweger musste in den ersten Wochen häufig lesen, dass seine Schützlinge mit dem 4-4-2-System nicht klarkämen. Unangenehm auch, dass der erste Heimsieg erst im vierten Anlauf gelang (2:0 gegen Hoffenheim). Zwei zuvor spektakulär eingefahrene Auswärtserfolge verschafften Stalbakken jedoch den Kredit, in Ruhe weiterarbeiten zu können: Das 4:3 beim HSV und vor allem der beeindruckende 4:1-Sieg beim Erzrivalen Leverkusen. In überragender Form präsentierte sich bei dieser Gala Lukas Podolski, der mit seinen 14 Toren und 5 Torvorlagen aus dem Team nicht wegzudenken ist. Die Wechselgerüchte, da sein Vertrag 2013 ausläuft, trüben deshalb das unter Solbakken grundsätzlich verbessert erscheinende Klima etwas ein. „Der erste Ansprechpartner ist der FC. Gerüchte kann ich nicht beeinflussen“, erklärte Podolski zu diesem Thema.

Gewisse lokale Bedingungen musste der neue Coach erst kennenlernen: „Es ist unmöglich, in dieser Stadt ein Geheimnis zu behalten. Da müssten wir schon in Sibirien trainieren“, merkte Solbakken im Dezember an. Im Oktober hatte er bereits erkannt, dass seine Mannschaft auch Überraschungen der unerwünschten Art im Repertoire hat. „Das war ein Mysterium“, schlug ihm die peinliche 0:5-Pleite in Dortmund auf den Magen. Ohne den Kader in der Winterpause groß zu verändern, will Solbakken daran feilen, die Negativausschläge zu minimieren. Ein solider Mittelfeldplatz scheint dem FC auf jeden Fall sicher.

André Schulin