Frauen-Weltmeisterschaft

WM-Countdown läuft

Die Fifa-Inspekteure touren derzeit durch die Stadien der WM 2011, der offizielle Spielplan steht und die rund eine Million Tickets sollen am 1. Oktober in den Verkauf gehen: Die Frauenfußball-WM in Deutschland nimmt Konturen an. Bis zum Eröffnungsspiel am 26. Juni 2011 in Berlin wird der DFB auch und vor allem eine Baustelle vorantreiben: einer Sportart, die im Schatten der langen Tradition des Männerfußballs steht, zu mehr öffentlicher Wahrnehmung zu verhelfen.

Wenn derzeit die Fifa-Inspekteure durch die neun WM-Städte reisen, ist der Medienrummel – im Vergleich zu 2006 – überschaubar. Frankfurt, Leverkusens Stadien-Baustelle und Mönchengladbach wurden schon in Augenschein genommen, Trainingsplätze, Teamquartiere und der Stand der Räumlichkeiten sowie Infrastruktur von TV-Übertragungstechnik, Sicherheit, Verkehr und Ticketing geprüft. Bis zum 1. April folgen Bochum, Bielefeld (als Spielort der U20-WM 2010), Wolfsburg, Dresden, Berlin, Augsburg und Sinsheim. Die Tour ist zugleich Werbekampagne, um das Großereignis bekannt zu machen. In der Frauenfußballszene ist 2011 längst ein magisches Datum und WM-OK-Chefin Steffi Jones ist sich sicher: „Es wird eine geile WM.“ Aber beim DFB betont man auch, dass die 6. Frauen-WM kein Selbstläufer sein wird. Zwar ist inzwischen hinlänglich bekannt, dass die DFB-Frauen amtierende Welt- und Europameisterinnen sind. Laut einer aktuellen Sportmarketing-Studie verbinden 88 Prozent der Befragten mit den Spielen der Frauen-Nationalmannschaft „unterhaltsame Spiele“ und der Frauenfußball liegt in der Rangliste der TV-Sendeminuten auf dem achten Platz, vor Ski-Alpin und Leichtathletik. Aber wer als echter Fan die deutsche Bundesliga und damit Frauenfußball regelmäßig verfolgen will, hat schlechte Karten. Da bleibt einzig der Stadionbesuch, um sich ein Bild zu machen (meist sonntags um 11 Uhr). Seit vergangenem Jahr gibt es immerhin auf DFB-TV eine zehnminütige Zusammenfassung eines Spiels pro Spieltag.

Die gute Nachricht dabei: Der Frauenfußball hat Entwicklungspotenzial, in Deutschland und weltweit, sportlich wie medial. Insofern geht es hinsichtlich 2011 um weit mehr als reine Turnierorganisation: Von der WM versprechen sich DFB und Fifa eine nachhaltige Weiterentwicklung des Sports. Das Sommermärchen 2006 ist dabei für das Organisationskomitee Fluch und Segen zugleich: Zum einen verfügt man über wertvolle Erfahrungen, zum anderen ist die Messlatte entsprechend hoch. Dass es um andere Dimensionen geht, ist klar. Aber eine Euphorie möchte man auch 2011 entfachen. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger: „Wir haben neun tolle Stadien und Deutschland wird wie 2006 ein großartiger Gastgeber sein.“ Städte wie Leverkusen planen Fanmeilen. In Berlin wird die deutsche Nationalelf das Eröffnungsspiel bestreiten, seine weiteren Vorrundenspiele in den größten Stadien, das heißt in Frankfurt und Mönchengladbach. 16 Teams und 32 Spiele wird es geben, das Finale am 17. Juli in Frankfurt stattfinden. Halbfinal-Spielorte sind Frankfurt und Mönchengladbach, das Spiel um Platz drei findet in Sinsheim statt. Die endgültigen Spielpaarungen werden im Dezember 2010 feststehen. Am ehrgeizigen Ziel, die Stadien voll zu bekommen, wird jetzt gearbeitet – an der Fußballbasis in den WM-Städten und Vereinen. Man rechne mit einer Auslastung von 75 Prozent, erklärte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach jüngst. Ein ausverkauftes Olympiastadion zur Eröffnung soll gleich zu Beginn einen neuen Europarekord im Frauenfußball bescheren.
Astrid Labbert