Mit großem Herz und endloser Hartnäckigkeit rannte Werder auf die Rangers ein und erspielte sich Chancen im Minutentakt. Weil einzig Diego aber das Tor auch wirklich traf und alles Übrige an der Abwehrwand zerplatzte, zogen nach brutaler Aufrechnung beider Ergebnisse doch die Schotten in die nächste Runde. Bremens Hinspielsünden wogen zu schwer.
Frank Baumann und Clemens Fritz waren beide noch kurzerhand erkrankt. Ansonsten schickte Thomas Schaaf, inklusive der in der Liga gesperrten Mertesacker und Diego, eine stattliche Mannschaft auf den Rasen. Wie erwartet lief das Spiel auch nur in eine Richtung. Mehr noch über Aaron Hunt als über Diego trieben die Grün-Weißen das Leder vom Anpfiff weg pausenlos vorwärts und wussten sich bald schon drückend überlegen. Ausnahmslos jeder der Bremer Offensiven - ob Rosenberg, Almeida, Hunt, Borowski oder Diego - kam in der ersten Halbzeit irgendwie auch zum Abschluss, was den Eindruck erweckte, das ersehnte Wunder bahne sich wahrhaftig seinen Weg. Wirklich hochkarätige Chancen ließen die Schotten allerdings nicht zu. Die Rangers hatten nie einen Hehl daraus gemacht, ihren seltsamen Vorsprung mit stumpfer Mauerei nur verteidigen, und nicht etwa ausbauen zu wollen. Entsprechend plump waren nun ihre Mittel. Mit zwei eisenschweren Abwehrketten sicherten sie das Tor von Allan McGregor ab und vernichteten viele Bremer Versuche so schon in der Entstehung. Wann immer der Keeper doch eingreifen musste, bei Schüssen von Rosenberg (14.) und Jensen (23.) etwa, parierte er fehlerfrei oder aber klärte im Zweifel einfach zur Ecke. In den meisten Fällen schossen oder köpften die Werderaner ohnehin daneben, weil sich Lücken zu wirklich guten Möglichkeiten einfach nicht boten. Alle schicke Überlegenheit war daher zur Pause völlig wertlos.
Wie der Hamster im Laufrad gab Werder auf der Stelle wieder Gas, das Bild aber blieb unverändert: Hunt, Jensen und Owomoyela bekamen das Tor nicht richtig ins Fadenkreuz. Entweder Dynamit oder ein Geniestreich mussten deshalb her, und so nahm sich dann Diego der Sache an. Einen Meter vor dem Strafraum pflückte der Brasilianer einen Ball aus der Luft, lupfte ihn elegant an zwei Schotten vorbei, um ihn schon halb im Fallen dann mit dem linken Fuß ins Tor zu dreschen – nach 57 Minuten stand es endlich 1:0. Die Rangers überlegten nun kurz, ließen ihren Plan einer Gegenoffensive nach zwei brotlosen Vorstößen aber gleich wieder Fallen, um der Heimelf nicht noch in die Karten zu spielen. Tatsächlich hatte die Schaaf-Elf es dadurch kaum leichter. Nach wie vor blieben der Strafraum und das Glasgower Tor ohne Lücke zugepflastert. Wie hochkonzentriert die Gäste-Spieler außerdem waren, zeigte sich besonders bei der Unmenge an Eckbällen, die Werder in den Strafraum schlug, denn kein einziger brachte wirklich Gefahr. Für einen winzigen Moment noch öffnete sich das Tor zum Viertelfinale allerdings doch: Der eingewechselte Sanogo war es, der nach Vorarbeit von Rosenberg aus kurzer Distanz frei zum Schuss kam. Mit einer schieren Heldentat warf sich McGregor aber davor, lenkte den Ball noch an die Latte und verhinderte damit die Verlängerung (85.). Er, der im Hinspiel keinen einzigen Schuss hatte halten müssen, war am Ende somit Glasgows einziges Argument zum Weiterkommen. Tim Wiese wiederum blieb an diesem Abend völlig beschäftigungslos. Seine Fehler von Glasgow jedoch konnten die Kollegen trotz aller Mühen nicht mehr begradigen und schieden somit als eindeutig bessere Mannschaft tragisch aus.
Maik Großmann
Wir haben Top-Spieler und, entschuldigen Sie, wenn ich arrogant bin, wir haben einen Top-Trainer.
— Jose Mourinho