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Angola überraschend noch drin

von Günther Jakobsen23:11 Uhr | 16.06.2006

Aus einer überlegenen Anfangsphase zog Mexiko die falschen Schlüsse und nahm Angola in der Folge nicht richtig ernst. Die Afrikaner aber steigerten sich. Im Abschluss zwar fehlte dem Underdog jede Durchschlagskraft, doch Technik, Leidenschaft und Kondition rechtfertigten durchaus den überraschenden Punktgewinn.

Wie schon gegen Portugal ging Angola recht schlafmützig in die Partie. Nicht einmal eine Minute war gespielt, als Salcido unbedrängt Richtung Strafraum marschierte und aus 20 Metern das Tornetz zum zittern brachte – allerdings nur von außen. Mexiko war alles andere als lauffaul und dominierte aus einer kompakten Defensive heraus früh das Geschehen. Viele Ideen verpufften jedoch, weil vor allem Angola immer wieder zu kleineren Fouls greifen musste und eine Unmenge an Freistößen produzierte. Pardos Versuch aus 25 Metern war noch zu plump (11.). Drei Minuten später aber rasierte Marquez aus gut 30 Metern schon mal den Außenpfosten. Angolas Spielweise war wahrlich afrikanisch. Elegante Kombinationen und flottes Kurzpassspiel flackerten immer wieder mal auf. Vor dem Tor aber fehlten Kraft und Präzision fast so sehr wie in der Defensive Übersicht und Disziplin. Man spürte die mangelnde Erfahrung auf der Weltfußballbühne. Immerhin: Was immer man in der Folge als Chance bezeichnen durfte, gehörte Angola. Erst zog Figueiredo aus 20 Metern ab (23.), dann versuchte sich Mendonca an einem indirekten Freistoß (26.) und dann Akwa per Kopf (32.). Mexikos Keeper aber konnte das nicht schrecken, sämtliche Versuche verfehlten das Tor deutlich. Die Mittelamerikaner ließen das Spiel plötzlich neben sich herlaufen, hatten den Eifer aus den Anfangsminuten einfach wieder herausgenommen. Mehr noch an ihnen lag es als am Gegner, dass Angola Sicherheit gewann und immer besser wurde. Fast wäre Mexiko dennoch die Führung gelungen, doch Keeper Ricardo, schlappe 36 Jahre alt und derzeit ohne Verein, konnte Franco den urplötzlichen Ball gerade noch vom Fuß pflücken (45.).

Nach zehn langen Minuten ohne eine durchdachte Aktion ereignete sich die beste Chance des Spiels. Nach einen Konter bekam Franco den Ball völlig allein stehend am Strafraum serviert und hatte nur noch Angolas Torhüter vor sich. Doch Ricardo riss die Fäuste hoch und parierte (55.). Dass der Favorit aus Mittelamerika nicht mehr Druck zu entfachen imstande war, lag schon auch an den tapferen Angolanern, die wirklich aufopferungsvoll kämpften und über ihre gewandten und schneidigen Mittelfeldspieler unzählige Angriffe einleiteten. Trotzdem entstand überhaupt keine Gefahr. Wenn nicht gerade ein Mexikaner dazwischen sprang, schossen die Afrikaner meist viel zu überhastet aufs Tor, was oft in der zweiten oder dritten Etage endete. Mexiko hatte weniger Chancen, dafür aber die besseren. Nach einem Fehler von Jamba kam Bravo frei zum Schuss, doch Ricardo blieb erneut Sieger (65.). Wenig später patzte der Keeper ausnahmsweise, aber seine unterlaufene Ecke wurde nicht bestraft. Die Angolaner hatten ohnehin inzwischen schwere Beine bekommen, als sie sich selbst dezimierten. Der bereits verwarnte Makangá schnappte ohne Not mit der Hand nach dem Ball und musste folgerichtig gehen (79.). Mexikos Raum für Konter wurde dadurch nicht eben schmaler. Der eingewechselte Fonseca scheiterte knapp mit zwei Versuchen (83./85.). Dann drehte der Scheinwerfer wieder auf Ricardo, der zuerst einen 30-Meter-Hammer katzengleich aus dem Winkel fischte und gleich darauf wieder eine harmlose Flanke unterlief. Mexiko war dem Siegtor am Ende erheblich näher, doch mit einer beherzten Leistung und einem bemerkenswerten Torwart schaffte Angola die kleine Sensation.

Maik Großmann



Dem Kampf gegen unsportliches Verhalten soll ja hier der Kampf angesagt werden.

— Heribert Faßbender