Anpfiff zur zweiten Halbzeit

von Günther Jakobsen14:43 Uhr | 14.01.2011

Die kurze Winterpause ist beendet und die Liga lockt gleich wieder mit hoch interessanten Paarungen. Durchs offene Transferfenster schlüpften bislang keine spektakulären Neuzugänge in die Liga, die mit Dzeko, Ba und Almeida jedoch drei markante Stürmer durch Wechsel verlor.

Sehr viel brisanter hätte die Rückrunde kaum starten können: Der Drittplatzierte Bayer Leverkusen empfängt Spitzenreiter Borussia Dortmund. Derweil bei den Gastgebern über ein Comeback der Routiniers Hyypiä und Ballack spekuliert wird, kreiselt die Personaldiskussion bezüglich der BVB-Aufstellung hauptsächlich um die Frage, wer die Position des beim Asien-Cup weilenden Kagawa besetzt. Mittelstürmer Barrios, zwischenzeitlich von einem Erkältungsvirus befallen, steht zumindest für einen Teilzeiteinsatz bereit.

Etliche Fragezeichen sind dem Spiel Werder Bremens gegen 1899 Hoffenheim vorangestellt, was die Verfassung beider Teams zum Rückrundenstart betrifft. Die Vorbereitungsspiele der Grünweißen konnten nicht als Mutmacher herhalten, dass die Werderaner eine kompaktere Einheit bilden, als in der Hinserie. Und die Kraichgauer unterzogen sich bekanntlich mehr oder minder freiwillig einem Lifting: Dem umstrittenen Verkauf Gustavos in der Winterpause folgte als Konsequenz der Rücktritt Ralf Rangnicks. Demba Bas unrühmlicher Abgang (Wechsel zu Stoke City) beraubt Hoffenheim eines wichtigen Angreifers, in Bremen fehlt zudem der Gelb-gesperrte Salihovic. Der VfL Wolfsburg muss in der schweren Begegnung gegen den FC Bayern erstmals antesten, wer sich nach dem Abgang Edin Dzekos (Manchester City) als bester Chancenverwerter im Sturmzentrum anbietet und Münchens überraschendste Personalrotation (Kraft für Butt) fordert. Grafites Stärken kamen eher zum Ausdruck, wenn er mehr Raum hatte.

Schalke sitzt dem Hamburger SV tabellarisch direkt im Nacken. Mit einem Dreier wäre Felix Magath an seinem hanseatischen Stammverein vorbeigezogen. Unter besonderer Beobachtung wird selbstverschuldet Farfan (verspätete Anreise und Wechselabsichten) stehen. Von besonderer Bedeutung wäre ein erfolgreicher Rückserienstart für die Teams vom Tabellenende. Der VfB Stuttgart (Rang 17) hat auf eigenem Platz die Möglichkeit den Hebel umzulegen. Gegen die Mainzer Überraschungself, die sechs ihrer elf Siege auswärts einfuhr, ganz gewiss kein Selbstgänger. „Das ist eine Topmannschaft“, würdigt Bruno Labbadia den Gegner. Schlusslicht Borussia Mönchengladbach hat indes die Auswärtsaufgabe beim 1. FC Nürnberg zu schultern. Zur Stärkung der Defensive holte man in der Winterpause den bundesligaerfahrenen Stranzl (von Spartak Moskau), vorne soll Hanke (von Hannover 96) den „Fohlen“ zu mehr Torgefahr verhelfen. St. Pauli (gegen den SC Freiburg) hätte eigentlich auch eine Auffrischung im Angriff nötig, will aber den Klassenerhalt mit „Bordmitteln“ schaffen. Gästecoach Robin Dutt erwartet ein kampfgeprägtes Duell: „Die Mentalität und die Leidenschaft sind auf St. Pauli immer Thema. Da werden wir erstmal komplett auf Augenhöhe mithalten müssen …“

Zwei mit dem Verlauf der Hinserie zufriedene Teams treffen im ersten Sonntagsspiel aufeinander. Weniger zufrieden ist Gastgeber Eintracht Frankfurt vor dem Spiel gegen Hannover 96 allerdings mit der Verletzungsproblematik der Abwehr, die jüngst durch einen etwa vierwöchigen Ausfall Vasoskis (Muskelbündelriss) verstärkt wurde. Die 96er sind frei von personellen Engpässen. Der 1. FC Köln hat neben der Installierung Volker Finkes als neuem Sportdirektor (ab Februar) auch die Mannschaft durch fünf Neuverpflichtungen verändert. Im Gastspiel beim 1. FC Kaiserslautern wird von den Neuen ganz sicherlich Michael Rensing in der Startformation stehen, als Nachfolger des in die USA gewechselten Mondragon. Bleibt der Trend erhalten, wird Kölns Keeper einiges zu tun bekommen, denn die Betzenberg-Bilanz der Kölner ist wenig ermunternd: Drei Auswärtssiegen stehen 22 Niederlagen gegenüber.



Das Leben ist eines der härtesten.

— Franz Beckenbauer