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Anrennen ohne Lohn

von Günther Jakobsen20:01 Uhr | 08.06.2008

Ein frühes Elfmetertor genügte clever verteidigenden Kroaten, um die österreichischen Veranstalter zu bezwingen. Doch vor allem in der zweiten Halbzeit zeigte Austria ein couragiertes Angriffsspiel, erhielt allerdings nicht den verdienten Lohn.

Der Auftakt für die favorisierten Ballkünstler aus Kroatien lief wie auf dem Reißbrett entworfen ab: Nach ersten schnellen Spielzügen über die linke Außenbahn, meist von Spielmacher Modric ausgehend, drang Olic in den 16er der Gastgeber über halblinks ein und wurde von Aufhauser regelrecht ausgehebelt. Der Pfiff blieb demzufolge nicht aus und Modric verlud beim nachfolgenden Elfmeter Torwart Macho (4.). Als Antwort fiel den Österreichern offensiv nur das Mittel Distanzschüsse ein. Versuche von Säumel (8.), Prödl (19.) und Aufhauser (24.) brachten allerdings wenig ein. Da wirkte ein Prödl-Kopfball nach 27 Minuten (zwei Meter vorbei) schon etwas gefährlicher. Das Spiel beherrschten allerdings die technisch beschlagenen Kroaten, deren Torannäherungen wesentlich zwingender wirkten, da sie meist über die Außen vorgetragen wurden. Allerdings wurde es anfangs nur bei einem Eckstoß von Srna, den Aufhauser von der Torlinie köpfte, wirklich brisant (16.). Bis zur nächsten großen Möglichkeit der Kroaten musste dann allerdings bis zur 35. Minute gewartet werden, als Petric plötzlich halblinks frei stand, die Kugel aber in den dritten Stock wuchtete. Fünf Minuten zuvor hatten die Österreicher großes Glück, dass Pogatetz, der bereits mit Gelb belastet war, nicht vom Platz musste, denn seine Ringereinlage gegen Olic ging allemal zu weit. Ansonsten spielten die Kroaten ihre guten Ansätze im Mittelfeld nicht konsequent in die Spitzen durch, leisteten sich meist den ungenauen „letzten Pass“. In den letzten fünf Minuten vor der Pause wurden die Alpenkicker plötzlich frech, rissen die gegnerische Deckung zweimal gut auf, doch Harnik (41.) und Standfest (42., per Kopf) fehlte die Präzision im Abschluss. Diese Aktionen blieben bei den Österreichern zwar die Ausnahme, machten ihnen aber auch Mut für den zweiten Durchgang.

Das Tempo der Partie blieb auch zu Beginn der zweiten Hälfte hoch, bot intensive Zweikämpfe, aber auch immer wieder den finalen Fehlpass. Ein Heber von Kranjcer übers Tor blieb vorerst die einzige interessante Möglichkeit (46.). Österreich brach zwar zwischen der 50. und 56. Minute dreimal über rechts durch, doch keine der Hereingaben erreichte einen Mitspieler. Nach 65 Minuten war die Partie allerdings wieder etwas verflacht. Die Kroaten wechselten mit Knezevic eine weitere Defensivkraft ein, während bei Österreich zunächst für Säumel Oldie Vastic als Angreifer und der sich quirlig am linken Flügel einführende Neu-Frankfurter Korkmaz kamen. Am recht erfolglosen Sturmspiel des Veranstalters änderte sich zwar wenig, doch die Neuen brachten sichtlich frischen Wind in die Offensivaktionen. Vastic erzwang in den Minuten 78 und 79 immerhin zwei Paraden von Tormann Pletikosa. Die Kroaten waren zu diesem Zeitpunkt einem immensen Druck der Österreicher ausgesetzt, hatten hinten nunmehr Schwerstarbeit zu leisten und mussten fast gänzlich auf Entlastungspielzüge verzichten. Auch Korkmaz prüfte den kroatischen Schlussmann während des andauernden Powerplays der Platzherren nach 87 Minuten. Der Ausgleich lag nicht erst zu diesem Zeitpunkt längst in der Luft. Als Kienast in der Schlussminute der Nachspielzeit einen Kopfball um einen Meter am Tor der Kroaten vorbei setzte, hatten die im zweiten Durchgang überraschend starken Österreicher das verdiente Unentschieden verpasst.

Ulrich Merk



Es war eigentlich bis auf das Spiel ein schöner Ausflug.

— Franz Beckenbauer nach einer 0:3-Pleite in Lyon in der Champions League