Nach 45 Minuten mochte man nicht viel auf den Gastgeber setzen - Mexiko war dominant, verpasste lediglich einen Torerfolg. Nach 90 Minuten hatten die Lateinamerikaner immer noch die größeren Spielanteile, doch die Südafrikaner sich mittlerweile die 1:1-Punkteteilung verdient.
Vom Dröhnen der Vuvuzelas begleitet führte Mexiko den ersten Anstoß der 19. WM aus. Ein Wermutstropfen trübte die Veranstaltung vorab: Der allseits verehrte, ehemalige südafrikanische Staatspräsident Nelson Mandela wohnte aufgrund eines familiären Trauerfalls weder der Eröffnungsfeier noch dem Auftaktspiel bei. Die „El Tri“ beherrschte die Anfangsphase des Spiels ziemlich eindeutig, da die nervös beginnenden Südafrikaner sich äußerst tief staffelten. Alarmstimmung herrschte im Strafraum der „Bafana Bafana“ bereits in der zweiten Minute, als Schlussmann Khune das Leder nach einer Hereingabe von rechts nicht unter Kontrolle bekam. Dos Santos bot sich eine Abstauberchance, doch ein südafrikanischer Abwehrspieler konnte den Schuss noch ins Toraus abblocken. Südafrikas erster Torschuss wurde in der 15. Minute registriert - ein Freistoß Pienaars, der jedoch klar über den Querbalken flog. Mexikos bis dahin beste Tormöglichkeit vergab Dos Santos, der nach einem Konter aus 18 Metern, zentraler Position abzog. Das Leder zischte einen knappen Meter am linken Pfosten vorbei. „Bafana Bafana“ brauchten gut 20 Minuten, um durchdachte Vorstöße gen Mexikos Kasten vorzutragen. Immer anspielbereit dabei Tshabalala. Nach wie vor produzierten jedoch die Lateinamerikaner die zwingenderen Situationen, die sie meist über ihre rechte Seite vortrugen. Eine hochkarätige und stark heraus gespielte Chance vereitelte Südafrikas Keeper Khune, als er Francos Schuss aus kurzer Distanz mit gutem Reflex abwehrte (32.). In der 37. Minute wirbelten die Mexikaner die Abwehr des Gegners erneut durch, Dos Santos´ Schuss wurde jedoch ins Toraus abgefälscht. Ein aus dem Eckstoß resultierender Treffer der Lateinamerikaner wurde wegen Abseits nicht anerkannt. Mexikos Überlegenheit wich erst in den letzten Minuten vor der Pause, als sich Südafrika kurzfristig im Strafraum der „El Tri“ festsetzte.
Ein Krachertor stellte den bisherigen Spielverlauf nahezu auf den Kopf: Mexiko verlor den Ball im Mittelfeld, Dikgacoi spielte einen exzellenten Diagonalpass auf den halbrechts durchgestarteten Tshabalala und der Mittefeldakteur der Kaizer Chiefs hämmerte die Kugel vehement in den linken Torwinkel (55.). Vorbei war es nun mit dem einseitigen Spielverlauf. Mexiko antwortete mit einem gefährlichen Schussversuch von Dos Santos, den Khune sprungstark aus dem linken Winkel fischte (60.). Plötzlich kamen jedoch die Südafrikaner einem Sieg wesentlich näher, da Modise aus kurzer Entfernung das Tor verfehlte (66.) und eigentlich eine Elfmeterchance hätten bekommen müssen. Rodriguez hatte den Südafrikaner im Sechzehner grenzwertig behindert (70.). Mexiko wirkte angeschlagen, profitierte jedoch von einer Abwehrschwäche der „Bafana Bafana“. Guardado flankte von links in den Sechzehner, wo gleich zwei Mexikaner unbewacht lauerten. Marquez fackelte nicht lange und überwand Khune aus kurzer Distanz (79.). Mexiko erarbeitete in der Schlussphase ein optisches Übergewicht, musste letzten Endes jedoch froh sein, den einen Punkt verbuchen zu können. In der 90. Minute setzte sich Mphela im Laufduell gegen zwei Kontrahenten durch - das Leder jedoch gegen den linken Pfosten.
André Schulin
Die Schweden sind keine Holländer – das hat man ganz genau gesehen.
— Franz Beckenbauer