Werder war reif genug für die madeirischen Insulaner. Konzentrationsschwächen beschworen allerdings die Gefahr herauf, das Eiland ohne die angepeilten drei Zähler zu verlassen. Pizarro sicherte das Happyend.
Die Kulisse von etwa 3.000 Besuchern ist eines Europapokaltermins unangemessen, im Falle einer Begegnung im Estádio da Madeira jedoch nicht ungewöhnlich, da die auf der Insel Madeira gelegene Heimstätte des portugiesischen Erstligisten Nacional Funchera selbst bei maximaler Auslastung nur 6.000 Zuschauern Platz bietet. In diesem halbvollen Stadion also holte sich Werder Bremen im ersten Gruppenspiel die volle Punktzahl ab; vollauf überzeugend traten Thomas Schaafs Schützlinge dabei nicht auf, da sie den Erfolg unnötig in Gefahr brachten. Ohne Hektik machten sich die ohne den angeschlagenen Özil aufgelaufenen Bremer daran, das Spiel zu dominieren. Nennenswerte Torchancen ergaben sich zunächst kaum, Pizarros Kopfball aus der 18. Minute - von Bracali gehalten - machte die Ausnahme. Nacional konnte Bremens Überlegenheit nur nadelstichartig durchbrechen, sandte durch einen zu Recht nicht anerkannten Abseitstreffer jedoch zumindest ein Warnsignal aus (11., Edgar). Als ausgangs der ersten Halbzeit Alberto ein Foul an Pizarro beging, entschied der Schiri auf Strafstoß und mit etwas Fortune - außerordentlich platziert war der Schuss nicht - brachte Frings die Grün-Weißen in Führung (39.).
Die zweiten 45 Minuten begannen mit verteiltem Spiel; die Gastgeber wirkten etwas offensiver als zuvor. Werder bekam dadurch mehr Raum, was vor allem Marin in seiner Rolle als Ballverteiler gut tat. Der Neuzugang war dann mit einem Pass in die Tiefe auf Hunt auch Ausgangspunkt der feinen Kombination, die zum 2:0 führte. Hunt brach rechts durch und flankte in die Mitte auf Pizarro, für den der Ausbau der Führung nur noch Formsache war (55.). In der 63. Minute tat sich der Peruaner als Vorbereiter hervor, als er innerhalb des Sechzehners mehrere Gegenspieler band und dann einen Querpass zu Bargfrede spielte. Die Idee des Youngsters, das Leder gegen die Laufrichtung des Keepers aufs lange Eck zu zirkeln, war richtig - an der Präzision in der Ausführung haperte es jedoch, wenn auch nur knapp (63.). Nacional brachte die überlegenen Bremer dann doch noch ins Wanken. Zunächst setzte sich Lopes bei einem Eckstoß per Kopf durch und verkürzte auf 1:2 (68.). Richtig unvorteilhaft sah die Grün-Weiße Abwehr aber in der 75. Minute aus, als Amuneke von rechts einen Freistoß in den Bremer Sechzehner gab. Halliche konnte völlig freistehend den Fuß hinhalten und den 2:2-Ausgleich markieren. Immerhin suchte, fand und drückte Werder den Schalter, der die Bremer Position in der Gruppe L wieder erhellte. Schon in der 83. Minute wäre eine weitere Elferchance fällig gewesen, als Hunt im portugiesischen Strafraum von den Beinen geholt wurde. Eine starke Einzelleistung Pizarros machte die Diskussionen dann überflüssig. Der Peruaner setzte sich außerhalb des Sechzehners gegen zwei Gegenspieler durch und haute einen kraftvollen Schuss heraus, der unhaltbar für den sich streckenden Bracali flach im langen Eck einschlug (85.).
André Schulin
Das ist Weltrekord in der Türkei.
— Franz Beckenbauer