Die Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln und SC Freiburg drängen auf die sofortige Rückkehr ins Oberhaus, während St. Pauli fast schon aussichtslos am Tabellenende einem weiteren Abstieg entgegentrudelt. Bei Halbzeit können sich bis Platz neun (Greuther Fürth, 25 Punkte) noch die Hälfte der Klubs Aufstiegschancen ausrechnen. Mit den vielen Traditionsvereinen und erfrischenden Aufsteigern bot die Zweite Liga eine sportlich reizvolle und unterhaltsame Hinrunde.
Köln funkelt als einzig ungeschlagenes Team
Von Beginn an machten die Geißbock-Kicker klar, dass sie sich nicht länger als nötig mit der Zweitklassigkeit abfinden wollen. Mit elf Siegen und sechs Remis stellt die Funkel-Elf das einzig ungeschlagene Team im deutschen Profifußball und führt souverän mit sechs Zählern Vorsprung die Zweitligatabelle an. Neben den Routiniers Matthias Scherz (12 Treffer) und Dirk Lottner konzentrieren sich die Hoffnungen der Kölner auf die Nachwuchsleute Florian Kringe und Alexander Voigt, die im Kader der von Uli Stileke betreuten „Team 2006“-Auswahl des DFB auch nach höheren Zielen streben.
Trier überraschte
Neben den Geißböcken bestimmten vor allem die Frankfurter, Volker Finkes „Breisgau-Brasilianer“ aus Freiburg und überraschenderweise Eintracht Trier das Geschehen an der Tabellenspitze. Die in der vorigen Saison so souveränen, im Endspurt aber denkbar knapp am Aufstieg vorbei gerauschten Mainzer konnten bislang nicht an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen, sind gleichwohl aber dennoch zu den heißesten Aufstiegsaspiranten zu zählen. Dass Neuling Eintracht Trier (stieg hinter Wacker Burghausen als Tabellenzweiter aus der Regionalliga Süd auf) derart beherzt und erfolgreich in die Zweitligasaison gestartet ist, muss als größte positive Überraschung gewertet werden. Am fünften Spieltag eroberte das von Paul Linz gecoachte Team sogar die Tabellenspitze, eine Momentaufnahme zwar nur - derzeit belegt Trier den sechsten Platz - aber nichtsdestotrotz können die Rheinland-Pfälzer sogar noch vom Aufstieg in die Erste Liga träumen.
Fans stehen hinter Braunschweig
Nicht nur Eintracht Trier, auch der VfB Lübeck (10.) und Wacker Burghausen (11.) können mit ihrem bisherigen Abschneiden zufrieden sein. Einzig Eintracht Braunschweig vermochte aus dem Quartett der Regionalliga-Aufsteiger in der höheren Klasse noch nicht so recht mitzuhalten. Selbst der Trainerwechsel von Vollmann zu Reinders bewirkte keine Blitzheilung und die Niedersachsen müssen auf dem vorletzten Rang überwintern. Den Weg aus der Krise müssen die Niedersachsen mit dem vorhandenen Personal schaffen - für Verstärkungen sind keine finanziellen Mittel da. Dabei ist die Fußballbegeisterung bei den Braunschweiger Fans immer noch sehr groß. Deutlich mehr als 10.000 Besucher strömen nach wie vor ins Stadion zu den Spielen an der Hamburger Straße.
Der heiße Stuhl
Sieben Vereine betätigten in der Hinrunde die „Notbremse Trainerentlassung“: Auf Georgi Wassilev (Union Berlin) folgte vorübergehend dessen bulgarischer Landsmann Ivan Tischanski. Im November wurde dann Mirko Votava verpflichtet. In Karlsruhe musste Stefan Kuntz wegen Erfolglosigkeit vorzeitig gehen, Nachfolger wurde Lorenz-Günther Köstner. Waldhof Mannheim trennte sich von André Egli, ihm folgte Walter Pradt. Bei LR Ahlen übernahm Uwe Fuchs von Uwe Rapolder. Kurz vor Weihnachten wurde Fuchs von Werner Lorant abgelöst, der versprach, den Ahlenern zum Klassenerhalt (derzeit Platz 16.) zu verhelfen. Bundesliga-Urgestein Uwe Reinders beerbte Peter Vollmann bei Eintracht Braunschweig. Der MSV Duisburg installierte nach der Trennung von Pierre Littbarski zunächst Bernhard Dietz als Interimslösung, dem im Dezember der Ex-Bremer und -Mönchengladbacher Norbert Meier folgte. Zuletzt entschloss man sich beim FC St. Pauli nach der Demission von Dietmar Demuth (im August) auch dessen Nachfolger Joachim Philipkowski freizustellen.
Pauli im Rotlichtbereich
Die Paulianer sind denn auch die negative Überraschung der Hinrunde. Mit gerade einmal neun Punkten (zwei Siege, drei Remis) schnitten die Kiez-Kicker erschreckend schwach ab und etablierten sich von Saison-Anpfiff an im unteren Tabellendrittel. Nach den ersten sechs Partien hatten die Hamburger bereits 23 Gegentore kassiert - im Schnitt fast vier pro Spiel. Diese Horror-Quote konnte im weiteren Saisonverlauf gebremst werden, der Absturz auf den letzten Platz nicht. Zu der sportlichen Flaute gesellte sich am Millerntor ein Zerwürfnis in der Führungsetage, woraufhin Präsident Reenald Koch seinen Rücktritt erklärte. Nachfolger Corny Littmann, er wurde als Boss vom Kiez-Theater „Schmidts Tivoli“ bekannt, verspricht Besserung: „Wenn es eine Führungskrise gegeben hat, dann ist diese heute beendet“. Nun denn. Von einem Tag auf den anderen sind die sportlichen Kalamitäten der Paulianer auf jeden Fall nicht aus der Welt geschafft, dazu braucht es länger. 17 Spieltage haben die Kicker des „etwas anderen“ Vereins noch Zeit, sich an etwas anderes als den Abstieg zu gewöhnen.
André Schulin
Ich habe Herrn Assauer nie als Kaschmirproleten bezeichnet. Ich habe Herrn Assauer Kaschmirhooligan genannt.
— Michael Meier