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Au revoir, Zizou!

von Günther Jakobsen16:16 Uhr | 26.04.2006

Nur einmal noch werden wir Zeugen sein können, wie er den Ball streichelt, die Situation antizipiert und dann den Pass spielt, den so kein Zweiter spielt. Wie er das Spiel denkt, ja: wie er es erschafft. Nach der WM wird Zinedine Zidane seine Fußballschuhe für immer ausziehen.

Zidane führte Frankreich 1998 zum Weltmeister- und 2000 zum Europameistertitel. In einer Jahrhundertmannschaft mit dem Recken Laurent Blanc, den Strategen Petit und Deschamps und dem jungen Thierry Henry war er der fabelhafte Dirigent. Wie vor ihm nur Pelé, Beckenbauer und Maradona hob er seine Elf weit über das Niveau der Konkurrenten. Allein im Finale von Paris 1998 schoss er zwei Tore zum 3:0-Sieg gegen Brasilien.

Bei den letzten großen Turnieren aber war er nur noch ein Schatten seiner selbst. In der Vorrunde 2002, als es gegen Dänemark um den Einzug ins Achtelfinale ging, kam Zidane einmal frei zum Schuss, säbelte jedoch über den Ball und fiel sogar hin.

Frankreich schied mit nur einem erbärmlichen Punkt als Tabellenletzter aus. Statt ihm aber mit Häme zu begegnen wie anderen alternden Stars, war die Fußballwelt seltsam gerührt beim Anblick des Genies, das langsam von seinem Körper im Stich gelassen wurde. Zidane selbst wollte sich diese Blöße nicht geben: Nach der EM in Portugal zog er sich aus der „Equipe Tricolore“ zurück. Ein Vakuum entstand. Zwar qualifizierte sich die Mannschaft für die WM, in erster Linie durch die Durchtriebenheit und Zweikampfstärke ihres neuen Anführers Patrick Vieira. Doch die Spannung in Erwartung einer spektakulären Aktion aus dem Nichts, die stets von „Zizou“ ausgegangen war, sie fehlte und wurde schmerzlich vermisst.

Dann endlich, 14 Monate später, im August letzten Jahres, kehrte Zidane zurück und überredete auch seine Wasserträger Lilian Thuram und Claude Makelele, noch einmal ein großes Turnier zu spielen. Nun werden wir ihn also noch einmal bei einem Weltturnier sehen, seine unnachahmlich athletische Eleganz und Kunstfertigkeit. Danach wird er seine Karriere beenden, sogar den noch bis 2007 laufenden Vertrag bei seinem Club Real Madrid auflösen. „Ich muss auf meinen Körper hören. Meine Entscheidung ist endgültig,“ gab er jetzt bekannt – und Frankreich stockte der Atem für einen Augenblick. Als erster konnte Aime Jacquet, der Weltmeistertrainer von 1998, die Gefühle artikulieren: „Ein großer Champion tritt ab. Ich spüre viele Emotionen, darunter ein bisschen Traurigkeit.“ Und Thierry Henry sagte: „Er ist ein Gentleman des Fußballs. Ich werde ihn vermissen.“

Bevor wir alle ihn vermissen, werden wir ihn jedoch noch spielen sehen – mindestens dreimal in den Vorrundepartien gegen die Schweiz, Südkorea und Togo. Wird es zu mehr reichen? Oder müssen wir den großen Zidane noch einmal so unwürdig hinfallen sehen? In Anbetracht seines alternden Körpers ist es ein Wagnis, das Zidane eingeht, indem er die WM zum letzten Kapitel seiner Karriere macht. Danach, soviel steht fest, wird nichts mehr zu relativieren sein. „Ich weiß, wie heiß er darauf ist, eine große WM in Deutschland zu spielen“, raunt der französische Nationaltrainer Raymond Domenech. „Ich bin überzeugt davon, dass er das schönste Kapitel seiner Laufbahn noch schreiben kann, indem er noch einmal Weltmeister wird.“

Dirk Gieselmann



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