Ein Sonntagsschuss in der Verlängerung ließ Schalkes Titeltraum platzen und zog Königsblau endgültig den Schleier von einer maladen Saison. Schalke fehlte 90 Minuten lang das Feuer, das auch Sevilla nicht in den Beinen, aber auf den Rängen hatte. Als das Elfmeterschießen immer näher rückte, traf Puerta mit der linken Klebe
Nach dem torlosen Remis in Bremen brachte Mirko Slomka den bulligen Asamoah für Hamit Altintop in die Partie; aber auch Lincoln und Kuranyi kannten die Spanier noch nicht, denn die hatten im Hinspiel, ebenfalls torlos, gefehlt. Schalke wurde empfangen wie beim Stierkampf; die 46.000 Zuschauer machten einen ohrenbetäubenden Lärm und peitschten ihren FC bedingungslos nach vorn. Davids Warnschuss nach 30 Sekunden wurde von den Rängen allerdings mehr Ehre angetan als er es Wert war; Frank Rost musste nicht eingreifen. Sevilla ging sehr entschlossen und robust ans Werk, und Schalke konnte zunächst kaum mehr tun, als das Tempo zu drosseln und eng bei den Männern zu bleiben. Das Spiel lebte in erster Linie von der hektischen Atmosphäre und dem brodelnden Vulkan auf den Rängen; Torszenen gab es nur wenige. Nach einer halben Stunde verfehlte Saviola einen Freistoß nur knapp am Fünfmeterraum. Schalke hingegen ging ohne eigenen Torversuch in die Halbzeit.
Auch nach dem Wechsel hatten die Gäste andere Sorgen. Eine Minute dauerte es, bis Saviola aus 20 Metern abfeuerte; Rodriguez aber konnte sich noch dazwischen werfen. Sevilla hatte wenig Lust auf eine Verlängerung, Schalke aber brachte offensiv so wenig auf die Beine, dass ein Elfmeterschießen schon früh die einzige Chance auf ein Weiterkommen schien. Poulsen und der schwache Ernst mussten sich zu sehr aufreiben, um Lincoln bei der Spielgestaltung unterstützen zu können. Auch vom Brasilianer aber gingen keinerlei Impulse aus. Als der Druck der Spanier etwas nachließ, plätscherte das Spiel nur noch dahin. Mit hohen Bällen suchten die Gäste mitunter nach Kuranyi und dem eingewechselten Larsen, aber auch das blieb brotlos. Nach regulärer Spielzeit also stand das dritte Schalker 0:0 in Folge – das Spiel musste in die Verlängerung. Chancen waren weiter Mangelware, bis sich dann nach 100 Minuten Jesus Navas auf der rechten Seite durchsetzte und weit in die Mitte flankte. Puerta stand mit scharrenden Hufen am linken Strafraumeck, traf den Ball perfekt und drosch ihn volley ins lange Eck. Die Knappen bäumten sich noch einmal auf, rackerten plötzlich um jeden Grashalm und brachten noch zwei halbwegs gefährliche Kopfbälle aufs Tor. Doch es half nichts mehr. Der Sonntagsschuss reichte Sevilla zum Sieg und damit zum Ticket nach Eindhoven. Schalkes Ausscheiden war etwas unglücklich; in der Summe beider Spiele war Sevilla aber agiler, ideenreicher und genau ein Tor besser.
Maik Großmann
Warum sollte ich mit den Spielern reden? Ich bin doch kein Pfarrer.
— Werner Lorant