Auf der Suche nach einem zweiten Hitzfeld

von Günther Jakobsen17:04 Uhr | 14.11.2009

„Wir wollen einen Trainer, der eine Mannschaft über drei, vier Jahre aufbaut“, sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß bei der Vorstellung von Jupp Heynckes als Interimstrainer im April 2009 und meinte damit eigentlich Louis van Gaal. Der scheint es jedoch genauso wenig zu werden wie zuvor Jürgen Klinsmann. In den vergangenen 18 Jahren erfüllte nur ein Bayern-Trainer die von Hoeneß gewünschte Laufzeit: Ottmar Hitzfeld.

Und so einen bräuchten die Münchner auch jetzt wieder. Einen, der mit den auf Vorrat und im Überfluss gekauften Stars umzugehen weiß. Das van Gaal’sche Leistungsprinzip mag teilweise gerechtfertigt sein, teilweise aber auch zu hart – vor allem für die Starauswahl des FC Bayern. „Wenn man dann einmal von Anfang an spielt, hat man gleich unglaublichen Druck, alles richtig zu machen“, begehrte selbst der als pflegeleicht geltende Ivica Olic auf. Vize-Kapitän Philipp Lahm ließ mit seinem außerhalb der Grenzen der Säbener Straße viel beachteten Interview vom vergangenen Wochenende die Diskussion um den gestrengen Übungsleiter van Gaal neu entbrennen: „Viele haben noch so eine Mischung aus Respekt und Angst.“ Und in der Tat: Ein Anatoliy Tymoshchuk, der in Donezk und St. Petersburg noch eine fast perfekte Symbiose aus Abräumer und Spielmacher war, spielt bereits seit der Vorbereitung nur noch Sicherheitspässe. Mario Gomez traf in seinen ersten neun Pflichtspielen für den neuen Arbeitgeber sechsmal, trotzdem wurde der teuerste Einkauf der Münchner Vereinsgeschichte am siebten Bundesliga-Spieltag aus der Startformation genommen und seitdem nur noch mehr oder minder sporadisch eingesetzt. Den Weltmeister Luca Toni erzürnte van Gaal sogar so sehr, dass der Italiener nach seiner Auswechslung zur Pause im Heimspiel gegen Schalke 04 (1:1) vorzeitig und ohne Rücksprache mit dem Verein das Stadion verließ und nach Hause fuhr. Dafür entschuldigte er sich zwar beim Klub, bei seinen Teamkollegen und bei den Fans, aber beim Trainer nicht: „Mein impulsives, falsches Verhalten ist bedingt durch die Zermürbung von vier langen Monaten voller Entbehrungen und Unverständnis mit dem aktuellen Trainer.“

Viel besser als mit schon ausgewachsenen Stars kann van Gaal mit jungen Spielern umgehen. Das war schon bei Ajax Amsterdam und beim FC Barcelona der Fall und ist es auch bei Bayern München. Die vom neuen Trainer aus der Drittliga-Mannschaft beförderten jungen Talente Holger Badstuber und Thomas Müller gehören zu denjenigen, die ihre Stammplätze noch am sichersten haben.

Van Gaal und den Verein Bayern München eint eine Vision: die vom besseren, schöneren Fußball, wie er beim Münchner Vorbild, dem amtierenden Champions-League-Sieger FC Barcelona, gespielt wird. Eine Vision, die Zeit braucht. Zeit, die beim FC Bayern bereits Klinsmann nicht hatte und van Gaal auch nicht haben wird. „Wenn er jedes Jahr Meister wird, hat er fünf Jahre Zeit, die Champions League zu gewinnen“, sprach Manager Uli Hoeneß schon vor Saisonbeginn seine Rückendeckung für den Trainer nur unter Vorbehalt aus.

Senthuran Sivananda



Zu 50 Prozent gehört das Tor Mahdavikia, zu 50 Prozent Ketelaer, aber geben wir Yeboah auch noch ein paar Anteile.

— Jörg Wontorra, premiere, über ein Tor von Mehdi Mahdavikia beim legendären 4:4 des HSV gegen Juventus Turin.