DFB-Team

Auf der Suche nach verlorener Stärke

von Günther Jakobsen16:25 Uhr | 11.02.2009

Derzeit steht die Erwartungshaltung gegenüber Norwegens Nationalelf auf einem überschaubaren Level. Das war nicht immer so; vor allem in den 90er-Jahren war der Respekt vor dem Leistungsvermögen der nordischen Kicker - berechtigterweise - größer. Nach den letzten Fehlschlägen in der WM-Qualifikation holte man den Trainer zurück, der in jener erfolgreichen Phase die Richtung vorgab.

Schon bemerkenswert, was Norwegens Nationalcoach Egil Olsen von sich gab: „In meiner Truppe gibt es Spieler, die würde ich in der Fußgängerzone von Oslo nicht erkennen.“ Dieses Bonmot ist durchaus nicht darauf zurückzuführen, dass Olsen die Mannschaft erst seit dem Dezember 2008 interimsweise betreut (drei Spiele wurden vereinbart), nachdem sein Vorgänger Age Hareide wegen anhaltender Erfolglosigkeit das Handtuch schmiss. Vielmehr ist es ein Hinweis darauf, dass dem bereits in früheren Jahren für Norwegen aktiven Trainer (1990 - 98) das Stammpersonal weggebrochen ist und für das Testspiel gegen die DFB-Elf lediglich eine zusammengewürfelte Formation zur Verfügung steht. Zudem fehlt den in Norwegens erster Liga (Tippeligaen) beschäftigten Kickern die Wettkampfpraxis, da zwischen November und März eine Winterpause angesetzt ist.

Die bekannten Namen fehlen, wenn sich die Norweger in Düsseldorf daran versuchen, die unschöne Bilanz gegen die deutsche Nationalmannschaft (13 Niederlagen, 5 Remis, 1 Sieg) etwas aufzubessern: Goalgetter John Carew (Aston Villa) ist nach langwierigen Rückenproblemen noch nicht wieder in Bestform, sein Stürmerkollege Steffen Iversen (Rosenborg Trondheim) kuriert noch eine Knöchelverletzung aus und Abwehrspieler Arne Riise (AS Rom) muss aufgrund einer Bänderdehnung passen. Außerdem stehen die ansonsten als gesetzt zu betrachtenden Daniel Fredheim Holm, Mohammed Abdellaoue (beide Vaalerenga IF), Börre Steenslid (Viking Stavanger) und Tor Hogne Aaröy (Aalesunds FK) nicht zur Verfügung. Hüne Aaröy (2,03 Meter) verschob sein Länderspiel-Debüt, um der Geburt seines zweiten Kindes beiwohnen zu können.

Die Wiedergeburt alter norwegischer Fußballstärke wird vermutlich noch ein bisschen länger auf sich warten lassen - wie die Erfolglosigkeit in der WM-Qualifikation andeutet. In der Gruppe 9 sind die Norweger nach drei Runden als einziges Team noch ohne Sieg und zieren das Tabellenende. Allerdings ist nur das Heimremis gegen Island (2:2) als echte Pleite zu werten, denn der Auswärtspunkt in Schottland (0:0) ist ebenso akzeptabel, wie eine knappe Niederlage gegen die Holländer (0:1) jeder Mannschaft widerfahren kann. In der Summe allerdings führen die Ergebnisse zu der Folgerung, dass die Skandinavier Probleme bekommen werden, die WM-Endrunde zu erreichen. Das Testspiel in Düsseldorf ist für die Norweger in erster Linie eine Chance, sich Alternativen für den Rest des Qualifikations-Programms auszugucken. Stammplätze sollten auf jeden Fall den England-Legionären Brede Hangeland, Erik Nevland (beide FC Fulham) und Morton Pedersen (Blackburn Rovers) sicher sein.

André Schulin



Mir ist zugute gekommen, dass Selbstvertrauen schon immer mein ganz großes Hobby war.

— Ansgar Brinkmann