Auf Schlusslicht abonniert

von Günther Jakobsen11:05 Uhr | 10.06.2003

Bei den Auslosungen zu den großen Fußballturnieren stellen sie den Gegenpol zu den gesetzten Teams dar: Die Fußballzwerge. Sie werden als Letzte zugelost und beenden meist als Solche auch die Qualifikation. Sieben Mannschaften dieser Kategorie kämpfen in der EM-Quali um Anerkennung.

Angst vor der Blamage
Die „Kleinen“ im Weltfußball, die es laut DFB-Teamchef Rudi Völler eigentlich gar nicht mehr gibt, machen den arrivierten Fußballnationen oftmals das Leben schwer. Dass Länder wie Mazedonien, Wales oder Litauen gegen Schwergewichte wie England, Italien oder Deutschland Punkte holen, ist in der Tat nicht so ungewöhnlich - was ein Blick in die EM-Qualifikation beweist. Richtig blamabel aber droht es für die Fußball-Elite erst gegen die Nationen zu werden, die schon aufgrund ihrer geografischen Fläche und Einwohnerzahl als Fußballzwerge erkennbar sind. Die Färöer (1.399 km², 47.000 Einwohner) nehmen diese Rolle in der EM-Quali-Gruppe der DFB-Elf ein.

Färöer-Coach will eine EM der Exoten
Noch frisch in Erinnerung ist der 2:2-Coup der Färinger gegen „McBertis“ Schotten zum EM-Qualifikations-Auftakt. Auch Deutschlands nur mühselig erzielter 2:1-Sieg in Hannover wertet die Leistung der Feierabend-Profis auf. Trotz dieser Achtungserfolge ist sich Henrik Larsen, der dänische Chefcoach der Färinger, darüber klar, dass sein Team wohl kaum jemals eine EM-Endrunde erreichen wird. Ihm schwebt deshalb vor, „Eine Art Mini-EM der Exoten“ auszutragen.

Exotentreff in Gruppe 1
Das Großherzogtum Luxemburg (2.586 km², 440.000 Einwohner) wäre ein Kandidat für die EM der Fußballzwerge. Das Team um den Gladbacher Abwehrstrategen Jeff Strasser konnte in seinen bisherigen vier Spielen in Gruppe 2 noch kein Tor erzielen, fing sich aber 13 Gegentreffer ein. In Gruppe 1 der EM-Qualifikation wurden gleich zwei „Exoten“ gelost: Malta (316 km², 376.000 Einwohner), das Team von Trainer Siggi Held, rangiert nach sieben Spielen punktlos am Tabellenende. Zypern (der griechisch-zypr. Teil, 5.900 km², 690.000 Einwohner), mit dem eingebürgerten Ex-Bundesligaprofi Rainer Rauffmann (Frankfurt, Bielefeld), brachte es auf immerhin sieben Zähler. Die allerdings wurden in den Vergleichen mit Malta und Israel (1:1) eingefahren.

San Marino noch torlos
Die Enklave San Marino (60,5 km², 26.300 Einwohner) konnte als Schlusslicht in Gruppe 4 bislang weder einen Punkt- noch einen Torerfolg feiern. Anders als Liechtenstein (160 km², 33.000 Einwohner) - das Team von Trainer Ralf Loose, ehemaliger Profi des BVB und Fortuna Düsseldorf, erkämpfte sich bereits einen Zähler beim 1:1-Remis gegen Mazedonien. Das Fürstentum Andorra (468 km², 65.800 Einwohner) verpasste in Gruppe 8 mehrfach nur knapp einen Punktgewinn: fünf Niederlagen, 1:9 Tore. Insgesamt also nimmt sich die bisherige Bilanz der Fußballzwerge, wie erwartet, bescheiden aus. Dies könnte sich ändern, wenn einmal das kleinste Staatsgebilde Europas in das Wettkampf-Geschehen eingreifen würde: der Vatikan (0,44 km², ca. 455 Einwohner). Mit dem Fußballgott im Bunde, könnte so manches Wunder mehr geschehen.

André Schulin



Meine Mutter jammert immer, dass Fußball mehr Unglück und Tränen über die Stewarts gebracht habe als alle Weltkriege und Naturkatastrophen.

— Sir Rod Stewart, Fan von Celtic Glasgow und Beinahe-Profi von Brentford FC