Aufbaugegner Hannover

von Günther Jakobsen20:52 Uhr | 23.09.2012

1899 Hoffenheim fuhr gegen Hannover 96 die ersten Punkte in dieser Saison ein. Die Niedersachsen wollten offenbar nach dem Europapokalspiel in Enschede (2:2) unter der Woche Kräfte sparen. Lange Zeit ging diese Taktik auch gut. Erst in der Schlussphase kam die diesmal kämpferisch starke TSG zum verdienten Sieg.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Hoffenheims Torwart Wiese fiel nach 15 Gegentreffern in den ersten vier Pflichtspielen für seinen neuen Verein mit einem Muskelfaserriss auf. Sein Vertreter, der 20-jährige Belgier Casteels, wurde von den Zuschauern mit einem Plakat empfangen: „Casteels, mach´s besser!“ Der junge Torwart war nicht der einzige bei der TSG, der gegen Hannover sein Debüt feierte. Andreas Müller, der unter der Woche als neuer Manager der Kraichgauer inthronisiert worden war, saß gegen die Niedersachsen schon auf der Bank. Der neue sportliche Leiter sah zunächst bemühte Sinsheimer. Die Gastgeber waren in der ersten Halbzeit vor allem auf Sicherheit bedacht, was nach den Ergebnissen zum Saisonauftakt auch zu verstehen war. Die um Huszti (Gelb-Rot-Sperre) und Andreasen (Oberschenkelbeschwerden) geschwächten Hannoveraner agierten zu passiv. Aber die Mannschaft aus der niedersächsischen Landeshauptstadt brauchte nur einmal, das Tempo kurz anzuziehen, und schon fiel das Führungstor. Rausch schlug eine Flanke von der linken Seite, und 1899-Verteidiger Delpierre köpfte den Ball ins eigene Tor (26.). Es hätte zu der bisherigen Saison der Hoffenheimer gepasst, wenn sie nach diesem Glücksschuss der Hannoveraner eingebrochen wären. Doch stattdessen erzielten sie im direkten Gegenzug den Ausgleich. Ausgerechnet Eigentorschütze Delpierre schickte mit einem langen Ball Johnson auf die Reise. Der US-Amerikaner entwischte auf dem linken Flügel seinem Nationalmannschaftskollegen Cherundolo und drang in den Strafraum ein. Dann hob er die Kugel an 96-Goalie Zieler vorbei ins Netz (27.). Nach diesen beiden „Ausreißern“ fiel die Partie jedoch in den alten Trott zurück. Schon vor der Pause wechselte Hannovers Trainer Slomka Ya Konan für Sobiech ein - allerdings nicht, um ein Zeichen zu setzen, sondern weil der Angreifer verletzt war (44.).

Auch nach der Pause wurde die Partie erst einmal nicht unterhaltsamer. Allerdings merkten die Hausherren mit zunehmender Spieldauer, dass für sie mehr drin war als ein Unentschieden. Bei 96 hätte sich nur einer einen Punktgewinn verdient - und zwar Torwart Zieler. Der Nationalkeeper lenkte mit seinen Fingerspitzen einen Rudy-Freistoß über die Latte (54.). Und drei Minuten später strich im Anschluss an einen Eckstoß Usamis Dropkick ohne Zielers Zutun über den Querbalken (57.). Eine knappe Viertelstunde vor dem Schluss passte Beck von der rechten Seite in den Strafraum, aus elf Metern und zentraler Position kam Derdiyok zum Abschluss, aber den Schuss des Schweizers drehte Zieler um den Pfosten (76.). Sechs Minuten später war auch der starke Hannoveraner Schlussmann geschlagen. Wie schon beim ersten Gegentreffer hatte Kapitän Cherundolo nicht gut ausgesehen, der diesmal auf dem linken Flügel den gerade zuvor eingewechselten Volland nicht an der Flanke hindern konnte. Und Salihovic´ anschließenden Kopfball wehrte zwar Zieler ebenfalls ab - allerdings erst hinter der Linie. Die Niedersachsen mussten in der Schlussphase noch einmal ihre Offensive bemühen. Die einzige Chance zum Ausgleichstreffer war jedoch einem gegnerischen Torwartfehler zu verdanken. Nach einer Flanke auf gut Glück in den Hoffenheimer Strafraum ließ der bis dahin kaum geprüfte Casteels den Ball aus der Hand fallen und hatte Glück, dass Abdellaoue lediglich den gegnerischen Schlussmann anschoss (84.). In der Nachspielzeit nutzten die Kraichgauer einen ihrer Konter zur endgültigen Entscheidung. Volland schüttelte drei Gegenspieler ab, und nach seinem Pass brauchte Williams lediglich ins verwaiste Tor einzuschieben.

Senthuran Sivananda



Mit Mode hatte ich nie was am Hut und das sieht man mir auch heute noch an.

— Ansgar Brinkmann