Aufsteiger im Soll

von Günther Jakobsen13:44 Uhr | 07.10.2010

Zwischen sechs bis acht Spieltage haben die europäischen Topligen absolviert. Eine erste Etappe im Meisterschaftsrennen also, die, wie nicht unüblich, fast überall einige Turbulenzen mit sich brachte. Ein Blick auf die Aufsteiger zeigt, dass die meisten den Sprung in die höhere Klasse bislang ordentlich bewältigten. Ein absoluter Überflieger ist jedoch nirgends zu entdecken. Andererseits aber auch nur ein einziges Team, das von Beginn an hoffnungslos überfordert scheint.

Ligue 1
Die Kicker des AC Arles stoßen derzeit an ihre Grenzen. Erstmalig hatte der in den vergangenen Jahren prosperierende Verein das Kunststück fertig gebracht, in die höchste französische Klasse aufzusteigen - nun sieht es so aus, als könne man auf diesem Niveau nicht mithalten. Die ersten vier Partien gingen jeweils nur knapp mit einem Tor Unterschied verloren; in den vier Begegnungen danach kassierte das Team, in dem der ehemalige Bundesligastürmer Angelos Charisteas angeheuert hat, jedoch klare Abfuhren. Den Notbehelf „Trainerwechsel“ hat man auch schon strapaziert. Der Bosnier Faruk Hadzibegic ist bereits der dritte Coach (interimsweise zuvor A. Ferhaoui) in der noch jungen Saison. Ob die Maßnahme fruchtet, mag bezweifelt werden. Null Punkte und ein Torverhältnis von 3:20 sind - auch nach erst acht Spieltagen - eine heftige Hypothek. Die beiden anderen Aufsteiger kamen wesentlich besser zurecht. SM Caen belegt mit 12 Zählern einen guten 9. Rang und Stade Brest ist als Fünfter (14 Zähler) der derzeit bestplatzierte Neuling aller fünf Topligen.

Premier League
Newcastle United ist von den drei Neulingen in Englands höchster Spielklasse der Klub mit der besten Reputation aus jüngerer Vergangenheit und stieg als souveräner Zweitligameister (Championship) auf. Mit ihren 7 Zählern (Platz 15) hängen die „Magpies“ jedoch derzeit den beiden anderen Aufsteigern hinterher; gegen den FC Blackpool (Platz 9/10 Zähler) musste man gar eine 0:2-Heimpleite ertragen. Bester Aufsteiger ist jedoch das vom Italiener Roberto Di Matteo gecoachte Team von West Bromwich Albion (6./11), das am ersten Spieltag von Chelsea 6:0 verprügelt wurde, sich jedoch fing und am sechsten Spieltag 3:2 beim FC Arsenal gewann.

Primera Division
Hercules Alicante scheint sich auf die Großkaliber spezialisiert zu haben. Die Mannschaft des Ex-Borussen Nelson Valdez unterlag dem Tabellenführer FC Valencia nur knapp 1:2, bezwang aber den FC Sevilla (2:0) und sorgte mit einem 2:0-Auswärtserfolg beim FC Barcelona für eine faustdicke Überraschung. Nach sechs Spieltagen pendelte man sich im Mittelfeld ein (Platz 12./7), in der Nachbarschaft von Mitaufsteiger Real Sociedad (13./7). Auch der mit drei Niederlagen schlecht gestartete dritte Neuling, Levante UD, rappelte sich auf. Zwei Unentschieden und ein Sieg (1:0 bei Almeria) ermöglichten den Anschluss ans Mittelfeld (17./5)

Serie A
Echte Ausreißer sind in Italiens Topklasse nach sechs Runden nicht auszumachen. Deshalb liest sich der aktuelle 6. Rang von Brescia Calcio (9 Punkte) zwar sehr gut, könnte sich jedoch aufgrund der enormen Dichte der Tabelle binnen Kurzem deutlich verändern. Eine gute Basis ist die Platzierung für den Zweitliga-Rekordhalter Italiens (52 Saisons) allemal. Die Mitaufsteiger US Lecce (8./8) und AC Cesena (16./7) rangieren auf Augenhöhe. Cesenas Blitzstart, als man mit Siegen gegen Milan und Lecce sowie einem Remis bei der Roma die Tabellenspitze stürmte, ist einer gewissen Ernüchterung gewichen.

Bundesliga
Eine Parallele zum AC Cesena findet sich in der Bundesliga, wo der 1. FC Kaiserslautern mit mächtigem Rückenwind in die Erstklassigkeit zurückkehrte. Die Siege in Köln und vor allem gegen den FC Bayern mögen Voreilige schon an die Ausnahmesaison 1997/98 erinnert haben - die Niederlagen aus den drei letzten Spielen sorgten für die angebrachte Erdhaftung (14./7). Mit einem unerwarteten Erscheinungsbild gelang dem FC St. Pauli (9./10) ein guter Saisonstart: Alle Welt rechnete damit, dass die Hamburger Kicker ihre Punkte auf heimischem Geläuf unter der Totenschädelflagge erkämpfen könnten - statt dessen zogen die „Piraten“ ihre Beute auf Kaperfahrt in fremden Territorien an Land. Drei Auswärtssiege kann außer Pauli nur das enteilte Führungsduo der Liga vorweisen.

André Schulin



Beim Football muß man nicht ins Tor schießen, sondern oben drüber. Das konnte ich schon immer ganz gut.

— Axel Kruse, nachdem ihn das Football-Team Berlin Thunder als Kicker eingestellt hatte