Aus Verlegenheit noch gewonnen

von Günther Jakobsen12:25 Uhr | 06.10.2007

Eine weitere Enttäuschung schien unabwendbar, als der Kapitän vom Platz geflogen und ein Remis als letztes Ziel auserkoren war. Mit einem einzigen Glückschuss aber kam der BVB wieder auf die Beine, besiegte kaum schlechtere Bochumer in Unterzahl und gab den Schwarzen Peter weiter.

Dortmund spürte nicht nur den Tabellen-, sondern auch den Zuschauerdruck im Nacken und wirkte anfangs noch entsprechend klapprig. Da auch Bochum nicht vor Selbstvertauen triefte, waren die ersten Minuten kein Hochgenuss. Nachdem die Platzelf bis dahin aber nur planlose Bälle geschlagen hatte, gelang nach einer Standardsituation das 1:0: Dedes Freistoß bekam Wörns mit dem Kopf erwischt und zwang Bochums Torhüter zur Faustabwehr; den Abpraller versenkte Tinga aus wenigen Metern (17.). Beiden Teams gab das Torerlebnis einen Schub, was zunächst in härtere Zweikämpfe und dann zu immer offenerem Spielbetrieb führte. Dortmund kämpfte gut, Bochum aber griff allmählich an. Bechmann (30.) und Dabrowski (32.) brachten Roman Weidenfeller noch nicht in Gefahr, drei Minuten später kam aber Sestak an den Ball, lief völlig unbehindert quer durch Dortmunds Strafraum und legte mit der Hacke ab auf Mieciel; aus halbrechter Lage traf der genau ins lange Eck (35.). Um Borussia war es in dieser Phase schade, weil sie trotz hauchdünner Personaldecke einen ordentlichen Eindruck erweckt hatte. Bochum aber war die Anfangsnervosität losgeworden und hatte nicht einmal viel seltener angegriffen als der BVB. Über das Remis durfte sich niemand beschweren.

Zehn Minuten musste die zweite Halbzeit alt werden, ehe jemand einen Angriff zu Ende spielte und zumindest ins Toraus traf. Dabrowski schaffte dies mit einem Drehschuss. Auf der anderen Seite musste Nöthe, der neben Klimowicz stürmen durfte, von Yahia am Abschluss gehindert (56.). Dortmunds Spiel hatte ohnehin an Feuer verloren, seit dem Ausgleich war der BVB wieder völlig neu auf der Suche. Ein Fauxpas des Kapitäns brachte die Heimelf dann aber richtig aus dem Tritt, denn ausgerechnet der bereits verwarnte Wörns warf sich dem wie wild anstürmenden Sestak in die Beine und flog folgerichtig mit Gelb-Rot vom Platz (58.). Der Vorfall war wie eine Weichenstellung. Bochum witterte Morgenluft und trat entschlossen in die Pedale, während die Borussia nur noch die Verteidigung im Sinn hatte. Bechmann gab mit einer Doppelchance zu verstehen, dass ein Auswärtssieg auf dem Weg war (61./62.). Völlig überraschend aber wendete sich das Blatt, und wieder durch eine Standardsituation. Diesmal war es ein Eckball, der leicht abgefälscht am hinteren Strafraum landete und den Federico mit Vollspann so optimal verarbeitete, dass die Kugel direkt unter der Latte einschlug (70.). Bochum hatte keinen Grund, sich mit dem Rückstand abzufinden, warf sich immer weiter nach vorne, weckte aber auch Dortmunds lang vermisste Kampfeslust. Trotz Unterzahl brachte der BVB es daher fertig, was der VfL durchaus auch hätte schaffen können, nämlich den Abwärtstrend zu stoppen. Statt dessen erlebte Bochum bereits das sechste sieglose Spiel in Folge.

Maik Großmann



Paul Breitner konnte beim Länderspiel in Sofia die Erwartungen nicht erfüllen. Während des Spiels regnete es fast ununterbrochen.

— Der Mainzer Anzeiger über Paul Breitner beim Länderspiel in Bulgarien...