Das hatte der Club nicht verdient: Nach weitgehend hektischer erster Halbzeit steigerten sich die Franken gegen die balltechnisch überlegenen Portugiesen zu einer couragierten, mit zwei Toren belohnten Mannschaftsleistung. Der Last-Minute-Knockout saß tief.
Pereiras Warnschuss aus der fünften Minute (knapp drüber) gab dem Club schon einen Vorgeschmack auf das, was kommen könnte: Es galt nicht nur, den 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel wettzumachen, sondern auch in der Defensive gegen die technisch starken Portugiesen höllisch aufzupassen. Mit dieser Belastung waren die Franken zunächst überfordert. Zahlreiche Fehler im Aufbauspiel zerhackten den Spielfluss; und mussten die Akteure in die Zweikämpfe, zogen sie regelmäßig den Kürzeren. Zumal gegen den baumlangen Luisao, der hinten nichts anbrennen ließ. Ärgerlich aus Nürnberger Sicht waren zudem die Ungenauigkeiten im Abspiel, mit denen die Gastgeber ihre Angriffe bereits im Ansatz selbst entschärften. Erst als der Halbzeitpfiff in konkrete Nähe kam, wurde der Club ernsthaft gefährlich. Ein Doppelpass zwischen Koller und Saenko riss Benficas rechte Abwehrseite auf und der Russe flankte scharf nach innen auf Charisteas, dessen Direktabnahme aber deutlich über den Kasten ging (40.). Lissabon bot sich auf der Gegenseite eine gute Tormöglichkeit, doch Petits Schuss bestrafte die Nürnberger Abwehrtändeleien nicht (43.). Dann fasste sich Engelhardt ein Herz, marschierte auf links bis an die Grundlinie durch, bediente mit genauem Pass Saenko, dessen Schuss aus zwölf Metern jedoch noch von einem Portugiesen vor der Linie abgeblockt wurde (45).
Ob die beiden guten Aktionen vom Schluss der ersten Hälfte die Nürnberger ermutigt hatten oder Thomas von Heesen in der Pause die richtigen Worte gefunden hatte: Der Club kam offensichtlich verändert aus der Kabine zurück. Die Hektik der Auftakthalbzeit war abgelegt und obwohl Benfica nach wie vor bereits im Mittelfeld seine engmaschige Defensiv-Strategie praktizierte, fanden die Clubberer plötzlich Lücken. Und das Timing stimmte - wie Mnari mit seiner Bogenlampe auf Charisteas unterstrich. Die genaue Vorlage nutzte der Grieche, um Benficas Schlussmann Quim zum 1:0 zu tunneln (58.). Ein solches Erfolgserlebnis hatte der Club gebraucht, denn nun wurden weitere Kräfte freigesetzt. Pinola entzückte das wach gewordene Publikum mit einem herrlichen Distanzschuss aus halblinker Position. Quim war ohne jede Chance, aber der Ball knallte vom Pfosten zurück ins Feld. Nur eine Minute später aber durfte wirklich gejubelt werden, denn Benfica zeigte Wirkung ob der Nürnberger Steigerung. Felipe vergurkte das Leder am eigenen Fünfer, Saenko roch den Braten, schnappte sich die Kugel, ließ Quim aussteigen und erzielte raffiniert noch gegen Felipes Lauf das 2:0 (66.). Benfica-Coach Camacho reagierte mit einem Doppelwechsel. Der junge Paraguayer Cardozo ließ wenige Minuten nach der Einwechslung seine Gefährlichkeiten aufblitzen, als er, über links eingesetzt, frei aufs Club-Tor zusteuerte. Blazek stürzte heraus, verkürzte den Winkel und Cardozo verzog (74.). Doch von nun an wurde es ein Zitterspiel, denn Benfica reichte ein Tor zum Weiterkommen und wurde erkennbar offensiver. Die Zeit verrann und auf den letzten Drücker kippte die Partie. Der Club bekam das Leder einfach nicht herausgeschlagen und nach diversen Abprallern fiel der Ball Cardozo vor die Füße, der per Droppkick zum 1:2 traf (89.). Es wurde ruhig im Stadion und obwohl der Club sich noch zu einer Gegenwehr aufraffte, gelang die Wende nicht. Benficas Ausgleichstreffer zum 2:2 (Di Maria), tief in der Nachspielzeit, verwehrte den Franken sogar den 2:1-Sieg, der, obwohl nicht fürs Weiterkommen ausreichend, allemal verdient wäre.
André Schulin
Auch größenmäßig ist es der größte Nachteil, dass die Torhüter in Japan nicht die Allergrößten sind.
— Klaus Lufen.