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Australien lange auf Augenhöhe

von Günther Jakobsen19:59 Uhr | 18.06.2006

Ein vor allem im zweiten Durchgang bärenstarkes WM-Spiel mit offenem Visier begeisterte das volle Haus in München. Brasilien machte zwar die Tore, doch ansonsten zeigte sich Australien als gleichwertiger Gegner, nutzte die vielen Einschussmöglichkeiten aber nicht.

Keine drei Minuten durften die Kicker vom fünften Kontinent warten, ehe die Brasilianer erstmals das Tor anvisierten, doch Kakas Direktabnahme auf Vorlage von Ronaldo hüpfte einen Meter am linken Pfosten vorbei. Allerdings testete auch Viduka, nur zwei Minuten später, sein Schussglück aus, doch Dida hatte keine Mühe. Die nächste Möglichkeit ergab sich wieder für die Südamerikaner, aber Roberto Carlos hämmerte einen Freistoß aus 20 Metern halbrechter Position einige Meter über den linken Giebel (11.). Australien hielt in bekannt robuster Art gegen das technisch feine Spiel des Favoriten und erwies sich als unbequemer Brocken. Auch bis zur 25. Minute war den Südamerikanern wenig Erbauliches in der Offensive eingefallen, wobei es die Aussies allerdings auch gut verstanden, die Räume eng zu machen und sich in den Zweikämpfen geschickt anzustellen. In der 26. versuchte es dagegen Culina aus der zweiten Reihe - Dida hielt problemlos. Im Gegenzug deuteten Ronaldinho und Ronaldo kurz Gefahr an, doch der Torschützenkönig der WM 2002 wurde im letzten Moment erfolgreich geblockt. Nach einer guten halben Stunde kamen fleißige Beobachter nicht umhin festzustellen, dass sich die Brasilianer gegenüber dem Kroatien-Spiel kaum verbessert hatten. Allerdings fehlte es auch bei Viduka & Co. am genauen Pass in den Strafraum, so dass echte Torgelegenheiten vor beiden Gehäusen ausblieben. Vor der Pause gab es noch einen Schussversuch von Ronaldo (42., zwei Meter rechts vorbei), der immerhin eine leichte Steigerung gegenüber seinem katastrophalen Auftritt gegen die Kroaten hinlegte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff visierte der eingewechselte Bresciano zwar nochmals den Kasten von Dida an, die Kugel indes zischte einen knappen Meter drüber.

Weltmeisterliches gab es erst in der dritten Minute nach der Pause zu sehen. Ronaldo passte vor dem Strafraum quer nach rechts auf Adriano, der seinen kleinen Raum sogleich zu einem Flachschuss nutzte, der rechts im unteren Eck, ohne Chance für Schwarzer, einschlug. Nach diesem Treffer begann Brasilien plötzlich mit effektivem Forechecking, was der Partie gut tat. Die Australier jedoch steckten keineswegs zurück und hatten kurz hintereinander vier exzellente Möglichkeiten, versagten aber im Abschluss jeweils nur überaus knapp. Dabei schwamm die Deckung um FCB-Crack Lucio teilweise bedenklich. Und der Außenseiter machte weiter Druck und kam in der 68. Minute durch einen gekonnten Weitschuss des eingewechselten Kewell zu einer weiteren Chance: wieder knapp rüber. Auf der Gegenseite sorgte weiterhin nur punktuell Kaka für Brisanz (71., Schwarzer meisterte seinen Flachschuss), ehe Silva und Robinho eingewechselt wurden, um für erneuten Schwung zu sorgen. Kaum auf dem Platz fegte gleich ein Robinho-Geschoss über den Kasten von Schwarzer (73.). Auch in der 77. Minute hatte der wieselflinke Angreifer Brasiliens eine große Szene vor dem Tor, doch sein Scherenschlag landete von oben auf dem Netz. Ähnlich lag Bresciano drei Minuten später quer in der Luft, doch Dida flog ins richtige Eck. Die Partie wog nun hin und her, hatte mittlerweile großes Format, da die Australier ebenbürtig waren. Nach zwei tollen Möglichkeiten für Adriano und Kaka (82., Pfostenkopfball) flog Vidukas Nicker nach Bresciano-Freistoß hauchdünn an Didas Kiste vorbei und in der 86. Minute ein Heber des Aussie-Kapitäns auf das Tor von Brasilien. Inzwischen war der Ausgleich längst eine große Option im Münchener Fifa-Stadion, doch in der 90. Minute schob der eingewechselte Fred die Kugel nach einem Pfostenknaller von Robinho über die Torlinie. Kaka wäre kurz vor dem Abpfiff beinahe noch das 3:0 gelungen, was den tatsächlichen Kräfteverhältnissen allerdings nicht entsprochen hätte. Ein letztlich zu hoher Erfolg für den Favoriten, der über weite Phasen des zweiten Durchgangs nur mit viel Glück einem Gegentor entkam. Australien hielt über die gesamte Spielzeit mehr als gut mit, hatte aber im Abschluss nicht den Biss der Brasilianer.

Ulrich Merk



Ich bin jetzt seit 34 Jahren Trainer, da habe ich gelernt, dass 2 und 2 niemals 4 ist.

— Leo Beenhakker