Frauen-WM - News

Australien: Waltzing Matilda?

von Günther Jakobsen11:24 Uhr | 20.06.2011

Mit Australien tritt bei der WM ein Team an, das zu allem fähig ist, aber dennoch eine Außenseiterrolle einnimmt. Durch den Wechsel zum asiatischen Verband haben die „Matildas“ ihre internationale Konkurrenzfähigkeit verbessert, der große Wurf wird ihnen aber wohl nicht gelingen.

Bereits 1983 gegründet, dauerte es ein volles Jahrzehnt, bis die australische Frauennationalmannschaft bei ihrer fünften Teilnahme den ersten Erfolg bei den Ozeanienmeisterschaften erzielen konnte. 1994 setzten sich die „Matildas“ gegen den Erzrivalen Neuseeland durch und entwickelten seitdem eine Vormachtstellung im ozeanischen Verband. Auch die Meisterschaften 1998 und 2003 konnte man für sich entscheiden, was jeweils die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaften bedeutet. Sowohl 1995, als Australien das erste Mal an einer WM teilnahm, als auch bei den folgenden Turnieren 1999 und 2003 war jedoch immer bereits in der Vorrunde Schluss für die Australierinnen. Dies ist sowohl den starken Gruppengegnern (1995: USA, China, Dänemark; 1999: China, Schweden, Ghana; 2003: China, Russland, Ghana), als auch der Tatsache, dass man innerhalb des eigenen Verbandes außer Neuseeland kaum Konkurrenz hat, geschuldet. Um der fehlenden Klasse zu entkommen und sich auf internationaler Ebene mit gleichwertigen Gegner messen zu können, wechselte Australien 2006 zum asiatischen Verband und nimmt seitdem an den Asienmeisterschaften teil. Dort wurde man 2006 direkt Zweiter, was die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2007 bedeutete; 2008 landete man auf Platz vier. Kaum spielten die Australierinnen bei der Qualifikation auf einem anderen Niveau, gelang ihnen bei der WM 2007 der Sprung ins Achtelfinale. Dort war nach einem knappen 2:3 gegen Brasilien zwar Schluss, aber die Mannschaft zeigte nach einem 0:2-Rückstand große Moral und auch fußballerisches Können, kam zum Ausgleich und Brasilien gewann nur dank der größeren individuellen Klasse einzelner Spielerinnen.

Für die Weltmeisterschaft in Deutschland qualifizierte sich Australien über eine erfolgreiche Asienmeisterschaft. Als eines der fünf besten Teams Asiens (FIFA-Weltranglistenplatz elf), entkamen die Australierinnen einer Vorrunde und erreichten automatisch die Endrunde. Dort traf man in der Gruppenphase auf Vietnam (2:0), Südkorea (3:1) und China (0:1) und erreichte als Gruppenzweiter das Halbfinale. Dort wurde Japan mit 1:0 besiegt und man zog ins Endspiel ein. Gegen Nordkorea stand es nach Verlängerung 1:1, doch nach einem 5:4 im Elfmeterschießen setzte sich Australien erstmals die asiatische Krone auf.

Offensivspielerin Samantha Kerr (17, Perth Glory) machte sich mit erst 16 Jahren zur australischen Heldin, als sie im Asienmeisterschaftsfinale die Führung erzielte. Kerr ist eine von vielen Juniorinnen, die 2011 im australischen Kader stehen. Trainer Tom Sermanni setzt vor allem auf ihre Frische und Unbekümmertheit. Mit Lisa de Vanna (26, magicJack) und Heather Garriock (28, Malmö FC) sind jedoch auch zwei auf internationalem Niveau erfahrene und erfolgreiche Spielerinnen dabei. De Vanna und Garriock sind die einzigen Spielerinnen im WM-Kader, die außerhalb Australiens aktiv sind und sie stellen mit 23 Toren in 62 Spielen (De Vanna) großes Offensivpotenzial sowie langjährige Erfahrung (Garriock mit 113 Länderspielen) dar.

Australien kommt als Asienmeister mit viel Selbstvertrauen nach Deutschland. Sie können sich damit rühmen, die WM-Teilnehmer Japan und Nordkorea besiegt (wenn auch knapp) und dazu beigetragen zu haben, dass sich China erstmals nicht für eine Frauen-WM qualifizieren konnte. Das junge Team hat jedoch den Nachteil, dass bei der Weltmeisterschaft noch stärkere Mannschaften auf sie warten und ihnen, von de Vanna und Garriock abgesehen, die internationale Erfahrung fehlt. In einer Gruppe mit Brasilien und einem wieder erstarkten Norwegen werden es die Australierinnen mehr als schwer haben; Äquatorial Guinea sollte für die „Matildas“ eine lösbare Aufgabe darstellen. Ein Überstehen der Vorrunde ist keinesfalls utopisch, aber trotz aller Ambitionen und allen Selbstbewusstseins wird der Tanz ins Viertelfinale für Australien ein heißer.

Lisa Ramdor



Ich schwöre als Zeuge Yeboahs Stein und Bein, dass Borowka Roth sieht, dass Herzog als einsamer Rufer in der Wüste Waldstadion herumhobscht und Olli sich vergebens nach den Bällen reckt.

— Ein Gedicht von Klaus Toppmöller.