DFB-Team

Autocorso im November

von dpa17.11.2005 | 10:21 Uhr

Die Schweizer Fußball Nationalmannschaft gewinnt die Relegation gegen die Türkei trotz einer 4:2 Niederlage dank der Auswärtstorregel. Mit dem Erfolg gegen den WM-Dritten sicherte sich die Schweiz die Teilnahme an der Fußball-WM in Deutschland. Für die Türkei war es nach der Niederlage gegen Lettland vor der EM in Portugal bereits die zweite Qualifikation, die in der Relegationsphase gegen einen unterklassigen Gegner verloren ging.

Den Grundstein für den Erfolg legte die Mannschaft unter Trainer Jakob Kuhn beim Hinspiel im Berner Wankdorf durch ihren 2:0 Erfolg. Zwei Tore durch die Verteidiger Senderos (Arsenal) und Behrami (Lazio Rom) deuteten an, dass die Mannschaft geschlossen auftrat und jeder für jeden kämpfte. Die Schweizer zeigten im neuen Nationalstadion eine ihrer besten Leistungen, gegen ein allerdings unter den Erwartungen spielendes türkisches Team.

Dass es im Rückspiel in Istanbul nicht einfach würde, zeigte sich schon beim trotz Entschuldigungsblumen unsportlichen Empfang des CH-Teams am Bosporus. Außerdem war der in Bern starke Stuttgarter Magnin gesperrt, und auf Seiten der Türkei durften wichtige Leistungsträger wie Emre (Newcastle) und Bastürk (Hertha BSC) wieder mittun.

Für die Türkei begann die Partie unglücklich. Bereits in der zweiten Minute verwandelte Frey (Rennes) einen Handelfmeter zur frühen Schweizer Führung. Das Team von Fatih Terim trat aber ganz anders auf als beim Hinspiel und zeigte Charakter. Noch vor der Halbzeitpause konnte es das Spiel wenden und ging völlig verdient 2:1 in Führung. Es fehlten noch zwei Tore zur Qualifikation. Als Schütze wurde beide Male Tuncay angegeben, obwohl der zweite Treffer durch Sükür auch ohne Tuncays Zutun ins Netz gegangen wäre. In der zweiten Hälfte ging der Sturmlauf des türkischen Teams weiter. Ein unnötiges und diskussionswürdiges Foul von Streller führte zum 3:1 durch Necati per Elfmeter. Der Stuttgarter machte seinen Fehler aber wieder gut, indem er den entscheidenden zweiten Treffer markierte, nachdem er und Frey zuvor einige Konterchancen vergeben hatten. Der sicher auftretende belgische Schiri de Bleeckere ließ die Eidgenossen nach dem erneuten Anschlusstreffer durch Tuncay aber noch eine Weile zittern bis zum erlösenden Schlusspfiff.

Unsportlich war auch der Abschied. In den Gängen soll Ersatzspieler Grichting spitalreif geschlagen worden sein und Assistent Burgener bekam ein blaues Auge ab. Die Fifa hatte eine Untersuchung eingeleitet.

Trainer Jakob Kuhn, ein begnadeter Jugendförderer, ist der Löwenanteil an diesem Erfolg zuzuschreiben. Dass am gleichen Abend die sonst so erfolgreiche Schweizer U-21 in Porto die EM-Quali verpasste, wird er aber nach diesem Fußball-Krimi wegstecken können. Er durfte sich mit einem jungen, hoffnungsvollen Team auf die WM in Deutschland freuen, derweil die großen Städte in der Schweiz eine Freinacht feierten. Fatih Terim hingegen hatte zwar äußerst unglücklich verloren, muss sich aber dennoch vorwerfen lassen, aus der Lettland-Pleite seines Vorgängers keine Lehren gezogen zu haben.

Andreas Beck, Bern