Bayer nicht kaltschnäuzig genug

Für Bayer Leverkusen war das diesjährige Europa-League-Abenteuer bereits nach der Zwischenrunde vorbei. Nach der 0:1-Hinspielniederlage waren die Rheinländer im Rückspiel bei Benfica Lissabon bemüht, doch noch das Achtelfinale zu erreichen. Allerdings präsentierte sich der portugiesische Spitzenklub vor dem Tor kaltschnäuziger als der Bundesligist.

Wie im Hinspiel ließ Benfica Bayer das Spiel machen. Im Gegensatz zum ersten Aufeinandertreffen vor einer Woche lief die Werkself jedoch diesmal in Bestformation auf. Nicht mal eine Viertelstunde war gespielt, da hatten die Leverkusener schon zwei gute Möglichkeiten auf ihrer Habenseite. Nach einer Ecke wurde Schürrles Schuss aus dem Rückraum vom gegnerischen Schlussmann Artur Moraes abgewehrt (3.). Neun Minuten später traf Kießling lediglich den linken Pfosten. Benfica, wohl aufgeschreckt von diesen beiden Leverkusener Großchancen, versuchte wieder mehr nach vorne zu tun. Etwa zwanzig Minuten dauerte die Drangperiode der Iberer. In dieser Phase präsentierten sich die Pharmastädter in der Defensive stabil. Die sonst so kombinationsfreudigen Portugiesen versuchten es zunächst oft mit Flanken. Nur eine Hereingabe fand den richtigen Kopf - Gaitan scheiterte an Bayer-Torwart Leno (16.). Beim portugiesischen Renommierklub kam zwar der finale Pass kaum einmal an, aber er war schon zufrieden damit, das Spielgeschehen von der eigenen Gefahrenzone fernzuhalten. Als es den Werkskickern gegen Ende der ersten Halbzeit wieder gelang, das Spiel mehr in die gegnerische Hälfte zu verlagern, wurde es gleich torgefährlicher. Schürrle tauchte alleine vor dem Lissaboner Gehäuse auf, konnte allerdings Artur Moraes nicht bezwingen (38.). Wenig später scheiterte der Nationalspieler am linken Pfosten (40.).

Auch in der zweiten Halbzeit blieb Leverkusen die tonangebende Mannschaft. Sechs Minuten nach dem Wiederbeginn brachte Kießling die Kugel zwar im gegnerischen Gehäuse unter, aber dem vermeintlichen Führungstreffer blieb wegen einer Abseitsstellung zu Recht die Anerkennung verwehrt. Und stattdessen gelang dem portugiesischen Rekordmeister auf der Gegenseite bei einem seiner wenigen Vorstößen der Führungstreffer. John, der in der ersten Halbzeit auf dem rechten Flügel wirkungslos geblieben war, durfte nach der Einwechslung von Salvio auf der linken Außenbahn ran. Der Niederländer ließ Castro sowie Carvajal wie Schuljungen aussteigen und schlenzte dann die Kugel ins lange Toreck (60.). Bayer brauchte ein paar Minuten, um den Rückstand zu verarbeiten. Rolfes mit einer Direktabnahme (67.) scheiterte genauso wie nach der anschließenden Ecke Schürrle am starken Torwart Artur Moraes (68.). Weil die Pharmastädter mit der Hereinnahme eines zweiten Stürmers (Milik) noch mehr nach vorne riskierten, waren sie zugleich hinten anfällig für Lissaboner Konter. Salvio köpfte aus guter Lage Johns Flanke übers Tor (74.). Und im direkten Gegenzug landete ein Abwehrversuch der Portugiesen beim eingewechselten Milik, der Pole legte ab auf Schürrle, und der Nationalspieler brachte diesmal den Ball im Tor unter (75.). Nur zwei Minuten nach dem Ausgleich gerieten die Werkskicker allerdings wieder in Rückstand. Ein Befreiungsschlag vom gegnerischen Schlussmann Artur Moraes flog über die gesamte aufgerückte Leverkusener Mannschaft und landete beim eingewechselten Lima. Der Benfica-Angreifer hatte erst Schwierigkeiten, den Ball zu stoppen, und schlug dann eine Flanke auf Matic, und der Serbe köpfte überlegt zum 2:1 ein (77.). Die Leverkusener warfen nach dem erneuten Gegentreffer alles nach vorne. Doch für Torgefahr sorgten eher Benficas starke Flügelspieler, vor allem Linksaußen John, bei den Kontern. Castro verhinderte bei einem Salvio-Kopfball vor der Linie den vorzeitigen Knockout (81.). 14 Zeigerumdrehungen später, inklusive einer fünfminütigen Nachspielzeit wegen einiger Verletzungsunterbrechungen, stand das Europapokal-Aus der Werkskicker dann fest.

Senthuran Sivananda