Bayerisch effektiv

von Günther Jakobsen09:52 Uhr | 22.10.2008

Nach dem Befreiungsschlag in der Liga fand der FC Bayern auch in der Königsklasse zu sich und tat einen weiteren Schritt hin zur gesuchten Form. Während ein starker AC Florenz eine Großchance nach der anderen vergab, machte der Meister aus seinen wenigen Möglichkeiten drei wunderschöne Tore und baute mit einem befremdlich hohen 3:0-Erfolg seine Führung in der Gruppe weiter aus.

Im Vergleich zum Sieg in Karlsruhe ließ Jürgen Klinsmann seine Elf nicht nur unverändert, sondern schickte sie damit auch so auf den Platz, wie man sie vor der Saison hatte erwarten dürfen. Auch Luca Toni, der wegen einer Rippenverletzung gewackelt hatte, war gegen sein altes Team mit von der Partie. Und die Mannschaft funktionierte zunächst prächtig. Ribery, Ze Roberto und vor allem Bastian Schweinsteiger nahmen das Heft sofort in die Hand und erspielten sich prompt die ersten Chancen. Zweimal war das Tor von Sebastian Frey bereits in Bedrängnis geraten, als es dann auch schon klingelte. Luca Toni legte einen langen Ball aus der Abwehr wie einstudiert per Kopf in den Lauf von Klose, der seinen Gegenspieler wie in alten Tagen abschüttelte und überlegt zum 1:0 abschloss (4.). Kloses famose Form war eine der Überraschungen des Abends. Eine andere war die Leichtigkeit, mit der sich die Münchener Abwehr trotz der frühen Führung überrumpeln ließ, denn kaum nahm der AC Florenz seinen Spielbetrieb auf, brach in Bayerns Strafraum ein Feuer aus. Knapp 20 Minuten waren es, in denen die Italiener nunmehr schalteten, wie sie nur wollten und in denen zumindest der Ausgleich absolut fällig schien. Zwei mittelgroße (7./9.) und zwei riesige Möglichkeiten (14./21.) ließen die Gäste allerdings aus, worauf wiederum die Klinsmann-Elf eine umso kältere Antwort fand. Ein Konter über Ribery brachte am rechten Strafraum Schweinsteiger an den Ball. Der Nationalspieler ließ zwei Florentiner ins Leere rutschen und drehte die Kugel hochelegant zum 2:0 ins Netz (25.). Dass es zur Pause nicht sogar 3:0 stand, scheiterte an einem fälschlichen Abseitspfiff gegen Miroslav Klose (45.). Selbst ein Zwei-Tore-Vorsprung allerdings entstellte den Spielverlauf immens, zumal auch Mutu (34.) und Gilardino (43.) zwischendurch weitere Chancen verprassten.

Mit Beginn des zweiten Durchgangs hatte Florenz seinen Mut ein Stück weit verloren, bekam von den Bayern indes auch weniger Freiraum als zuvor zugestanden. Nicht mehr stürmisch, sondern lauernd standen sich beide Teams nun gegenüber und warteten auf Fehler des anderen. Mit einer Doppelchance meldeten sich die weißen Gastgeber plötzlich zurück, als erst Demichelis (68.) und gleich nach ihm Klose an Sebastian Frey scheiterten. Bayerns Abwehr jedoch traute man noch immer nicht ganz über den Weg. Hätte Mutu etwa aus kurzer Distanz nicht neben das Tor geköpft (78.), eine heikle Schlussphase wäre der Klinsmann-Elf gewiss gewesen. So aber waren die Gäste selbst Schuld, dass von ihrem teils hochklassigen Spiel im Ergebnis nichts mehr übrig blieb. Im Gegenteil: Als Ze Roberto in der Schlussminute den Ball nach einem Tanz über den Rasen noch ins linke Eck zauberte, stand es am Ende sogar 3:0, was den Münchenern ermöglichte, alle Abwehrprobleme mit ihrer diesmal bärenstarken Offensive letztlich völlig zu überstrahlen. Weil Florenz es nicht verhinderte, konnte der Patient FC Bayern so spürbar gesunden, erinnerte mehr denn je unter Jürgen Klinsmann an das Meisterteam der Vorsaison und tat nicht zuletzt schon einen entscheidenden Schritt zum Erreichen der nächsten Runde.

Maik Großmann



Ein 0:0 ist wie ein Sonntag ohne Sonne.

— Alfredo di Stéfano