Wie in der Bundesliga wackelte der Rekordmeister auch in der Königsklasse zu Anfang bedenklich. Kaum aber erzielte Ribery wie aus dem Nichts das 1:0, änderte sich der Spielverlauf komplett und aller Druck der letzten Wochen entlud sich in einer gewaltigen Explosion. Als der Rauch verzogen war, hatte ein bedauernswertes Sporting die Klatsche seines Lebens kassiert. Und die Bayern waren wieder die Alten.
Nicht nur für einen historischen Auswärtssieg gab es im ersten Durchgang keinerlei Anzeichen, sondern auch dafür, dass die Klinsmann-Elf überhaupt ein Tor erzielen könnte. Statt dessen spielte zu Anfang nur Lissabon, das mit seinen flinken Spitzen Derlei und Liedson mehr als einmal Bayerns pomadiger Abwehr davon laufen konnte. Nach elf Minuten kam es zu einem Schlüsselmoment. Durch einen Fehler von Lucio kam Anderson Polga nach einer Ecke zum Schuss und drosch den Ball präzise ins Toreck, wo jedoch der aufmerksame Lahm bereitstand, um die Gefahr zu bereinigen. Noch eine ganze Weile lag das 1:0 für die Heimelf, die viel mehr in die Partie investierte, jedoch trotzdem in der Luft. Die Klinsmann-Elf befreite sich kaum und ließ in mehreren Szenen erkennen, dass ihr die Pleiten der letzten Wochen durchaus zugesetzt hatten. In Minute 35 ergab sich so für Joao Moutinho die nächste Torchance für Sporting. Dann aber wurde plötzlich alles anders. Als sich ein erstes Mal nun die Heimelf einen fürchterlichen Fehlpass leistete, zeigten die Bayern sich kaltschnäuzig genug, daraus direkt auch Kapital zu schlagen: Nach einem gewaltigen Zwischenspurt stand Ribery plötzlich allein vor dem Tor, schob noch Mitspieler Toni beiseite und tunnelte Sportings Torwart zum völlig überraschenden 0:1 (42.). Noch war nicht zu erahnen, was dieser Treffer alles bewirken sollte.
Gut zehn Minuten blieben dem portugiesischen Vizemeister noch, dann wurde aus einem halbwegs normalen Schlagabtausch ein sportliches Inferno. Soeben hatte Derlei noch eine Halbchance auf den Ausgleich vertan (55.), da bediente auf der anderen Seite Toni Sturmpartner Klose zum 0:2 (57.). Dass der Treffer aus einer Abseitsposition fiel, war bezeichnend für die gesamte Partie, denn Sporting musste nun alle Glücklosigkeit ausbaden, die den Münchenern zuletzt widerfahren war. Mit der Sicherheit und dem nun beeindruckenden Spielfluss kehrte vor allem so die Effektivität ins Spiel der Klinsmann-Elf zurück, derweil Lissabon in der gleichen Geschwindigkeit in sich zusammenfiel. Durch den klarsten Elfmeter der Welt, den Rochemback voller Frust an Lahm verursachte, markierte Ribery zunächst das 0:3 (63.). Schon dieser Spielstand wirkte eigentlich zu hoch, doch konnten die Bayern nicht mehr anders, als sich nun auch noch vollständig auszutoben: Zweimal Luca Toni, der damit auch seinen persönlichen Knoten platzen ließ, schraubte das Ergebnis mit einem Doppelpack (84./90.) schließlich noch auf ein historisches 0:5, das auswärts in der Champions League noch keine Mannschaft jemals hinbekommen hatte und das zudem alle übrigen Resultate des Abends überstrahlte.
Maik Großmann
Fehler sind keine Option.
— TV-Experte Matthias Sammer beim Champions-League-Viertelfinale Manchester City gegen Bayern München (3:0).