Den Klang einer Zweitligapaarung konnte die Partie nach einer Weile abschütteln. Mainz war fast 90 Minuten lang feldüberlegen, spielte den technisch feineren und vor allem chancenreicheren Fußball. Immer zur rechten Zeit aber schoss Aachen ein Tor und ergaunerte sich am Ende nicht nur die Punkte, sondern auch den Platz an der Sonne.
Beide Teams begannen mächtig laufstark und duldeten einander keine Verschnaufpausen, was indes keine Torraumszenen, sondern eine elend lange Abtastphase zur Folge hatte. Nach 14 Minuten erst hoppelte ein erster Schuss aufs Aachener Tor, Absender Amri konnte ihm aber keinerlei Wucht mit auf die Reise geben. Mainz übernahm allmählich die Initiative und versuchte verstärkt, über die Flügel anzugreifen. Nach schöner Flanke von Edu kam Diakité bald aussichtsreich zum Kopfball, hatte seinen Gegenspieler aber vorher weggedrückt (25.). Plötzlich nahm das Spiel dann rasend an Fahrt auf. Erst rutschte Edu hauchdünn an einer Hereingabe von Cha vorbei (27.), dann setzte sich Edu selbst an der Grundlinie durch, fand in der Mitte aber keinen Abnehmer. Unsagbar glücklich ging Mainz dann doch in Führung. Ein Querschläger fiel als Kerze am linken Flügel aus dem Himmel, wo Marco Rose als Erster an den Ball kam. Aus eigentlich ungünstiger Position zog er ab und traf Nicht genau am Hacken, welcher den Ball ins Tor lenkte (29.). Aachen hatte bislang nur verteidigt und kam trotzdem prompt zum Ausgleich. Nach Ecke von links flutschte der Ball zuerst durch Waches Hände, dann auf Roses Oberschenkel und von dort zu Stehle. Aus drei Metern staubte der zum 1:1 ab (33.). Fünf Minuten später dann stand das Spiel vollends auf dem Kopf, als Sascha Rösler aus 28 Metern mit links abzog und in Roberto-Carlos-Manier genau ins lange Eck traf. Mainz suchte direkt nach Antworten, brachte aber nur noch einen scharfen Freistoß zustande, den Christian Nicht glänzend parierte (44.).
Mainz hatte sich bislang nicht viel vorzuwerfen und kam entsprechend giftig aus der Kabine. Reichlich früh schon fror Aachen das Konterspiel ein, konzentrierte sich voll und ganz auf die Verteidigung und verstieg sich dabei zu unfairen Aktionen. Nach einer Stunde brachte Schiri Gräfe die Fans gegen sich auf, als er Sichone nach einer Backpfeife gegen Feuler nur Gelb und nicht Rot zeigte. Nicht weniger dämlich war auch Dums Gelbe Karte wenige Minuten vorher, als er den Abseitspfiff zwar gehört hatte, aber trotzdem den Ball noch wegdonnerte. Ohne dass die Gastgeber große Chancen vergeben hätten, lag der Ausgleich eigentlich spürbar in der Luft. Was dann passierte, war allerdings unglaublich. Ein einziges Mal nahm Aachen sein Schicksal selbst in die Hand und schaffte es, Marius Ebbers allein auf Wache loszuschicken. Nach einem schlauen Haken musste der Aachener nur noch einlochen, doch sein halbhoher Schuss streifte noch Waches Körper, sprang von dort an den Innenpfosten und auf irrem Weg wieder aus dem Tor heraus (67.). Die Großchance schockte Mainz für kurze Zeit, doch dann ging es wieder vorwärts. Christian Nicht entschärfte erst einen Azaouagh-Schuss aus dem Halbfeld (74.) und war kurz darauf fast geschlagen, als Jovanovic den Fuß in eine Friedrich-Hereingabe steckte, aber über den Kasten drosch. Sein Versagen war entscheidend, denn kurz darauf stand es 1:3. Schlaudraff setzte sich auf der rechten Bahn durch, scheiterte an Wache, aber Rösler schob den Abpraller zu Ebbers, der schließlich vollendete (78.). Mainz hatte noch Zeit und blieb bis zum Ende das deutlich überlegene Team, aber Aachen reichten das Glück aus der ersten und das Geschick aus der zweiten Halbzeit, um alle Punkte mitzunehmen und gar als Tabellenführer zu übernachten.
Maik Großmann
Mein Name ist Finken und du wirst gleich hinken.
— Herbert Finken, Tasmania Berlin