Bayern und Bayer verlieren - Funkel entlassen

von Günther Jakobsen19:26 Uhr | 02.12.2001

Nach Bayer Leverkusen musste auch Bayern München eine Auswärtsniederlage hinnehmen. Dortmund ist nun wieder an dem Spitzenduo dran, dahinter lauert Kaiserslautern. Das Hamburger Derby gewann der HSV knapp mit 4:3. Hansas Trainer Funkel wurde gestern entlassen.

Im Sonntagsspitzenspiel hatte Hertha BSC Berlin den Tabellenzweiten Bayern München zu Gast. Es lief auf beiden Seiten nicht sonderlich flüssig in Halbzeit Eins. Die Angriffsreihen konnten sich kaum durchsetzen und wenn, waren die Ersatztorhüter Wessels und Fiedler auf dem Posten. Der 2. Durchgang begann mit einem Nico Kovacz-Paukenschlag. Sein Kopfball, der vom Innenpfosten ins Tor prallte (46.), weckte die etwas zurückhaltende Hertha. Ein offener Schlagabtausch folgte. Nach mehreren Strafraumszenen gelang dem eingewechselten Neuendorf aus acht Metern der verdiente Ausgleich. Als Dardei einen schönen Hertha-Angriff zum Siegtreffer abschloss (84.), war Bayern nicht mehr zu einem effektiven Gegenschlag in der Lage. Die Münchener verpassten somit, den Abstand zum Tabellenführer Leverkusen zu verringern. Die Daten.

Im "Derby des Grauens" (Bild-Zeitung) trafen der Hamburger SV und der FC St. Pauli im ehemaligen Volksparkstadion aufeinander. Bereits in der 1. Spielminute Getümmel. Meggle und Albertz erhielten sogleich Gelb. Drei Minuten später spielt Albertz Meijer frei, der lupft über Bulat hinweg: 1:0. Schon vier Minuten später das 2:0. Töfting-Flanke, Trulsen rutscht auf dem nassen Geläuf weg und Fukal trifft per Kopf (8.). Der Rest von Halbzeit Eins war geprägt von Nickligkeiten, Fouls, schwachen Abwehrreihen und vergebenen Torchancen. Benjamin gelang kurz vor dem Halbzeitpfiff das 3:0. Pauli verkürzte zwar sofort nach dem Wiederbeginn, doch Barbarez stellte die alte Differenz postwendend wieder her. Die Kiez-Kicker gaben jedoch nicht auf. Über den Kampf hielten sie mit und Trulsen mit Doppelschlag (79. und 83. per Foulelfmeter) brachte die Gäste heran. Kurz vor dem Abpfiff hätte Trulsen gar noch den Ausgleich erzielen können, doch der stark nachlassende HSV hatte Glück, dass Paulis Abwehrmann in Rücklage geriet. Ein unterhaltsamer Kick - ohne Grauen. Die Daten.

Einen echten Arbeitssieg errang 1860 München im Heimspiel gegen Energie Cottbus. Cottbus-Trainer Eduard Geyer hatte in der Abwehr ordentlich Beton angemischt und ließ von Beginn an mit Mann und Maus den eigenen Strafraum versiegeln. 1860 fand trotz drückender Überlegenheit kaum Möglichkeiten, bis zu Keeper Piplica durchzudringen. Nach dem Wechsel erhöhten die Sechziger mit den eingewechselten Schroth, Agostino und Weissenberger den Druck. Durch den Feldverweis von da Silva (Notbremse gegen Max) entstanden punktuell Durchlässigkeiten in der Energie-Abwehr. Das 1:0 durch Max per Kopf nach Schroth-Vorarbeit war dann auch hochverdient. Cottbus nun seit zehn Spielen ohne Sieg. Die Daten.

Was hatten sich der VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach bei diesem Grottenkick in der ersten Halbzeit bloß gedacht? Fehlpässe, technische Unzulänglichkeiten und keine Torchancen. Eine Zumutung für den zahlenden Zuschauer. Die 2. Hälfte startete früh mit einem wunderbaren Kopfballtor von Verteidiger Wenzel (48. Minute), der eine Balakov-Flanke unhaltbar für Stiel verwertete. Doch auch Gladbach war aufgewacht. Das nun kraftvolle Offensivspiel führte sogar zur leichten Überlegenheit der Gäste. VfB-Konter sorgten aber auch auf der Gegenseite weiterhin für Gefahr. Als sich alle schon mit dem knappen Schwaben-Sieg abgefunden hatten, gelang Van Lent noch die entscheidende Vorarbeit auf den eingewechselten Küntzel, der, somit bestens freigespielt, einen wuchtigen Linksschuss unter die Latte setzte. Ein letztlich angemessenes Remis. Die Daten.

Das Duell der Altmeister 1. FC Nürnberg und FC Schalke 04 war keine Begegnung für Fußballästheten. Auf beiden Seiten war man bedacht, das gegnerische Aufbauspiel bereits im Keim zu ersticken. Da auch das Flügelspiel der Teams ausblieb, entstand "kein Spiel". Kampf in höchster Perfektion war angesagt. Erst eine krasse Fehlentscheidung des Schiri-Teams nach einer Stunde brachte die Entscheidung. Nikls "Handspiel" bedeutete Rot für den FCN-Abwehrcenter und Elfmeter für S04. Hajto verwandelte sicher (60.). Das Spiel wurde nun noch härter. Kos überzog und flog ebenfalls vom Platz. Derart geschwächt gab es zwar noch verzweifelte Nürnberger Angriffsbemühungen mit neun Mann, doch die Tore fielen auf der Gegenseite. Sand vollendete zwei Konter in der Schlussminute eiskalt. Die Daten.

Im Spitzenspiel der beiden zuletzt besten Bundesligateams trafen Werder Bremen und Spitzenreiter Bayer Leverkusen aufeinander. Beide Mannschaften hatten in der Woche ärgerliche Niederlagen in Uerdingen und Turin einstecken müssen, begannen demzufolge vorsichtig. So gab es bis zum Doppelschlag in der 38./39. Minute kaum Erwähnenswertes zu berichten. Schneiders 1:0 und das prompte 1:1 durch Bode (nun mit 98 Treffern bester Werderaner Bundesliga-Torschütze vor Völler und Neubarth) waren dagegen schön anzusehen. Nach der Pause wurde das Spiel zwar besser, doch Schiri Keßler verpfiff kleinlich den aufkommenden Spielfluss. Verlaats Kopfball brachte schon eine gute halbe Stunde vor dem Abpfiff die Entscheidung, denn Leverkusen hatte nach dem schweren Turin-Spiel nichts mehr zuzusetzen und verlor zusätzlich auch noch Nowotny durch Platzverweis (Notbremse?). Werder war heute ebenfalls nicht gut, aber um dieses eine Tor besser. Die Daten.

Der 1. FC Köln, derzeit heimschwächstes Team, musste sich Borussia Dortmund, dem derzeit auswärtsstärksten Team, wie erwartet beugen. Schon früh wurden die Weichen für den Erfolg gestellt. Aus einer sicheren, kompakten Abwehr heraus spielte der BVB über seine brasilianischen Außen Evanilsson und Ewerthon rechts, sowie Dedé und Amorose über links seine technische Dominanz aus. Reebs Foul an Ricken entstand aus diesem Druck. Amoroso schoss seinen dritten Bundesliga-Elfer sicher ein (17.). Köln enttäuschte nicht, doch Lehmann und eigene Unkonzentriertheiten verhinderten den Ausgleich. Wieder war es Reeb, der einen Zweikampf verlor, Rosicky eine Kopfballvorlage ermöglichte, die Ewerthon souverän zum 2:0 nutzte. Die Pause veränderte das Spielgeschehen nicht. Nur Tore fielen nicht mehr. Köln versagte nach gutem Aufbauspiel im Abschluss und Dortmund brachte mit Zweikampfstärke und cleveren Verzögerungen den Vorsprung ins Ziel. Die Daten.

Der 1. FC Kaiserslautern ging gegen den verletzungsgeschwächten SC Freiburg als klarer Favorit ins Spiel. Und richtig, Lautern beherrschte 90 Minuten einen überaus harmlosen Gegner, der heute eigentlich nur damit beschäftigt war, die Niederlage nicht ausufern zu lassen. Über die starken Außen Basler und Malz, dem ideenreichen Lincoln im Mittelfeld und den beweglichen Spitzen Klose und Marschall brachte der FCK laufend Gefahr vor das Breisgauer Tor. Doch erst nach einer halben Stunde fiel das Führungstor. Klose verwandelte eine zu kurze Golz-Parade ins leere Tor (31.). Durch den strammen Ramzy-Schuss (46.) und Kloses zweitem Tor (52.) entschieden die Pfälzer bereits recht früh das Spiel. Nur die eigene Abschlussschwäche verhinderte einen höheren Sieg der Gastgeber, deren Gegner heute maßlos enttäuschte. Die Daten.

Bereits gut eine Stunde nach dem Spiel wurde die Entlassung von Übungsleiter Friedhelm Funkel bekanntgegeben. Hansa Rostock hatte gegen den VfL Wolfsburg verdient 1:2 verloren. Funkel sollte laut Vorstands-Vorgabe aus den zwei Heimspielen gegen Hertha und Wolfsburg vier Punkte holen. Es wurde nur einer. Rostock begann engagiert, doch schon früh fielen technische Mängel und fehlende Ideen im Angriffsspiel auf. Der VfL richtete sich gegen das übersichtliche Hansa-Bemühen ein und wurde langsam selbst aktiver. Ein schneller Konter, links über Petrov, der einen Hill-Fehler nutzte, brachte durch den freigespielten Maric die Führung der Gäste (32.). Auch in der 65. Minute war es ein schneller Gegenstoß der Wölfe, der die Vorentscheidung brachte. Ersatz-Goalgetter Maric setzte sich halblinks durch und traf mit einem platzierten, halbhohen Schuss ins Eck. Unhaltbar für Schober. Beierle gelang kurz vor Schluss zwar noch eine Resultatsverbesserung, doch viel zu spät, um das Spiel noch zu wenden. Die Daten.



Fair Play im Fußball? Das ist mir auch schon ein paar Mal begegnet.

— Ansgar Brinkmann