Begegnung der ersten Meister

Mit Köln und Bremen treffen zwei Teams aufeinander, deren aktuelle Ambitionen höchst unterschiedlich sind. Das Ziel der Geißböcke ist der Klassenerhalt, das der Grün-Weißen minimal ein Champions-League-Platz. In den Anfangsjahren prägten beide die Bundesliga und waren auch an einer der klassischen Fußball-Anekdoten beteiligt.
Köln kein Phönix
Köln gegen Bremen - das ist nicht nur eine Begegnung zweier Bundesliga-Urgesteine, es ist auch das Aufeinandertreffern der beiden ersten Meister (Köln 1964, Werder 1965). Mit 30 Siegen gegenüber 27 Niederlagen (17 Remis) fällt der direkte Vergleich leicht zugunsten der Kölner aus, allerdings konnten die Rheinländer in den letzten neun BL-Spielen keinen Sieg gegen die Werderaner einfahren. Im Laufe ihrer wechselvollen BL-Geschichte sammelten beide Klubs Abstiegserfahrungen, konnten sich aber auch immer mal wieder zur Ligaspitze rechnen. Dies gilt für den 1. FC Köln seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr. Die Saison 1991/ 92 schlossen die Geißböcke als Vierter ab, danach sprang kein einstelliger Tabellenplatz mehr heraus; man musste sogar vier Saisons den Zuschauermagneten in der Zweiten Liga geben. Anders als die Bremer, die ihren Abstieg (1980) zur Regenerierung genutzt hatten und die Rückkehr in die Bundesliga in Phönix-Manier gestalteten, strampelten sich die Kölner nicht so recht aus der Asche heraus. Angesichts der realistischen Gefahr, dauerhaft zur Fahrstuhlmannschaft zu mutieren, ließ sich das lange zaudernde FC-Idol Wolfgang Overath im Jahre 2004 schließlich dazu bewegen, in verantwortlicher Position die Geschicke seines Stammvereins mit zu gestalten.
Allofs traf für beide
Ein anderer Ex-Kölner (177 Spiele/88 Tore), dessen Wirken in der Administration allgemein mit derselben Anerkennung gewürdigt wird, wie seine Künste auf dem Platz, kommt als Angestellter Werder Bremens zum Spiel ins RheinEnergiestadion: Klaus Allofs. Der einstige Stürmer ließ seine Karriere in Bremen ausklingen (78 Spiele/18 Tore) und stand im Juni 1991 in der Werder-Elf, die den 1. FC Köln im DFB-Pokalfinale nach Elfmeterschießen mit 5:4 bezwungen hatte. Allofs trat auch zum Elfer an, scheiterte jedoch am damaligen FC-Keeper Illgner. Ein weiterer Köln-Bremer „Doppelagent“ kam nicht zum Einsatz, obwohl, oder gerade weil er sich total auf diese Begegnung mit seinem Ex-Klub fixiert hatte.
„Mach et, Otze“
Der von Bremen zum FC gewechselte Frank Ordenwitz bat beim damaligen Kölner Coach Erich Rutemöller um die Erlaubnis, sich im Pokal-Halbfinalspiel gegen Duisburg die Rote Karte einfangen zu können, nachdem er in der ersten Halbzeit bereits die Gelbe Karte gesehen hatte. Da dies sein zweites Gelb im laufenden Wettbewerb war, hätte er im Finale gegen Bremen zuschauen müssen. Das damalige Regelwerk erlaubte es allerdings, dass Ordenewitz eine Rote Karte in der Bundesliga hätte aussitzen können und somit das Pokalfinale hätte spielen können. „Mach et, Otze“, signalisierte Rutemöller gönnerisch sein Einverständnis und „Otze“ schlug den Ball kurz vor Spielende, scheinbar auf Zeitschinden aus, in die Botanik. Die Folge: Dunkelrot. Leider, leider beichtete der Trainer der Presse den Coup brühwarm - und nix war’s mit „Otzes“ Finale, da der DFB der Geschichte weniger aufgeschlossen begegnete.
André Schulin