Der 22. Vergleich zwischen Belgien und Deutschland steht unter ungleichen Vorzeichen. Während DFB-Teamchef Rudi Völler sich Erkenntnisse für die bevorstehende EM-Endrunde verspricht, kann sich sein Kollege Aime Anthuenis gelassen dem Einbau junger Talente widmen, da Belgien die EM-Qualifikation verpasste.
Stolperstein DFB-Team
Von der aktuell auf Rang zehn abgerutschten Deutschen Nationalelf sind die auf dem 16. Rang platzierten „Roten Teufel“ aus Belgien nicht allzu weit entfernt. Der Länderspielvergleich spricht jedoch deutlich zugunsten der DFB-Kicker: Von den 21 Spielen konnten die Belgier nur vier gewinnen und ein Remis herausholen, 16 Mal mussten sie sich dem größeren Nachbarn beugen. Die Deutschen waren es auch, die Belgien die größte Chance auf einen Titelerfolg verbauten. Im EM-Finale 1980 behielt die DFB-Auswahl mit 2:1 die Nase vorn. Bei der EM 1972 scheiterte Belgien bereits im Halbfinale, ebenfalls durch ein 1:2, an Deutschland. Zweimal beendeten die Deutschen Belgiens Hoffnungen bei Weltmeisterschaften: 1934 (2:5) und 1994 (2:3) jeweils im Achtelfinale.
EM-Teilnahme knapp verpasst
Aime Anthuenis löste Robert Waseige, der mit Belgien bei der WM 2002 in Japan/Korea das Achtelfinale erreichte und dort unglücklich am späteren Weltmeister Brasilien scheiterte, nach der WM ab und sollte das Nationalteam zur EM nach Portugal führen. Ein Unterfangen, das knapp misslang. Belgien wurde in der Qualifikationsgruppe 8 nur Dritter (16 Punkte), hinter den punktgleichen Kroaten und Gruppensieger Bulgarien (17 Punkte). Als Vereinstrainer war Anthuenis erfolgreicher. Mit dem RC Genk (1999) und RSC Anderlecht (2000 und 2001) wurde er Belgischer Meister, was ihm jeweils die Wahl zum „Trainer des Jahres“ in Belgien einbrachte und auch die Berufung zum Nationaltrainer, als er Eric Gerets und Rene Vandereycken aus dem Feld schlug.
Chance für den Nachwuchs
Für das Testspiel gegen Deutschland muss Belgien auf seine derzeit prominentesten Akteure, die Stürmer Wesley Sonck (Ajax Amsterdam) und den Ex-Schalker Emile Mpenza (Standard Lüttich) verzichten, die verletzt ausfallen. Mit von der Partie ist hingegen Emiles Bruder Mbo Mpenza (Excelsior Moeskroen), der mit 47 Einsätzen zu den Routiniers in Anthuenis Team zählt. Weitere bewährte Kräfte in Belgiens Auswahl sind Torwart Frederic Herpoel (AA Gent), die Abwehrspieler Timmy Simons (FC Brügge) und Eric Deflandre (Olympique Lyon), sowie die Mittelfeldakteure Walter Baseggio (RSC Anderlecht) und Philippe Clement (FC Brügge). Ansonsten hat Anthuenis viele junge Spieler ins Team berufen, wie das bei Ajax Amsterdam unter Vertrag stehende Abwehr-Talent Jelle Van Damme und Stürmer Luigi Pieroni (Excelsior Mouscron), die im Hinblick auf die WM 2006 in die Fußstapfen der abgetretenen van Kerckhoven und Wilmots treten können.
André Schulin
Ich habe mich neu in mein Hobby verliebt. Schon bei der EM wieder das Publikum zu haben, war geil - und jetzt wieder.
— Lukas Hradecky, Bayer Leverkusen, nach der Rückkehr der Zuschauer in die BayArena, beim Rhein-Derby gegen Gladbach.