Berichte vom 7. Spieltag, Teil 2

von Günther Jakobsen20:17 Uhr | 23.09.2001

TSV 1860 München - VfL Wolfsburg 2:1 (1:0)
Nach einem grandiosen Fehlstart hatten sich die Löwen in den letzten Spielen wieder
stabilisiert. Der Anschluss ans Mittelfeld wurde erreicht, doch die Leistungen
entsprachen noch nicht den Vorstellungen des Trainers. Die Wölfe konnten noch
keinen Sieg in dieser Saison auf der Habenseite verzeichnen. Während die Medien
schon um eine bevorstehende Entlassung von Trainer Wolfgang Wolf orakelten,
kritisierten die VfL-Verantwortlichen vorwiegend das Auftreten der Spieler. Ein
Trainingslager am Chiemsee sollte neuen Schwung auslösen.

1860 trat ohne die gesperrten Riseth und Dheedene sowie dem verletzten
Mittelfeldstrategen Mykland an. Wolfsburg verzichtete auf die formschwachen Karhan
und Petrov und zwangsläufig auf die angeschlagenen Thomsen und Ifejiagwa, die
schon seit einigen Begegnungen in der Abwehr schmerzlich vermisst wurden.

Mit dem Start in die Partie konnten die Sechziger zufrieden sein, denn bereits in der 5.
Spielminute köpfte der Bulgare Borimirov nach einer Häßler-Flanke das 1:0 an dem
überraschten Reitmeier gegen die Laufrichtung vorbei ins Netz. Auch im weiteren
Spielverlauf zeigten sich die Gastgeber überlegener. Es wurden allerdings kaum
zwingende Torchancen erspielt, denn die Wölfe standen im Abwehrzentrum sehr
kompakt. Nach vorne war jedoch wenig Engagement des VfL festzustellen.

Mit Petrov für Rische brachten die Niedersachsen neuen Schwung aus der Kabine. Erst
ein Schuss aus 20 Metern knapp vorbei (47.) und dann ein 25m-Test für Keeper
Jentsch, doch der lenkte den Ball um den Pfosten (51.). Der Wolfsburger Erfolg der
neuen Aktivitäten brachte nahezu zwangsläufig den jetzt verdienten Ausgleich in der 67.
Minute. Akonnor verwandelte aus kurzer Entfernung nach Vorlage von Rau. Lorant
reagierte umgehend und hatte Glück. Der kurz zuvor eingewechselte Ex-
Torschützenkönig Max liess mit seinem strammen Schuss Torhüter Reitmeier keine
Abwehrchance. Der Ball schlug im langen Eck unhaltbar ein. Mit viel (zuviel) Einsatz
drängten die Wölfe nun auf den Ausgleich. Torschütze Akonnor sammelte
hintereinander Gelb und Gelb-Rot ein. Auch Abwehrcrack Biliskov musste kurz vor Ende
des Spiels nach einer Roten Karte vom Platz. Einzig Madsens Kopfball (79.) brachte
1860 noch einmal in Gefahr. Doch der Ball landete neben dem Pfosten.

Fazit: Eine schwache Partie, in der die Münchener mit viel Glück drei Punkte
einsammelten. Für die Wölfe war ab sofort die Saisonaufgabe klar:
Drinbleiben als Ziel - mehr nicht.

Borussia Mönchengladbach - FC St. Pauli 2:2 (0:0)
Grundverschiedene Vorzeichen bestimmten die Einschätzungen beider Mannschaften
vor dem Spiel. Während Gladbach mit guten Leistungen einen vorzüglichen Platz im
Mittelfeld der Tabelle einnahm, hielt der FC St. Pauli als Schlusslicht die Rote Laterne
fest in der Hand. Somit war die Favoritenrolle vorab eindeutig an Gladbach
vergeben.

MG-Trainer Meyer liess den eigentlichen Stammverteidiger Eberl trotz Genesung
wieder durch Münch ersetzen. Ansonsten gab es keine Änderungen. Pauli trat mit
verstärktem Mittelfeld an und verzichtete beim Spielbeginn auf die Offensivkräfte Rath,
Rahn und Neuling Marcao.

Als nach einer halben Stunde keine Torchance auf beiden Seiten, aber ein "flottes
Spiel" attestiert werden konnte, sah man die Ursache vor allem in dem Abwehrbollwerk
der Paulianer, die die überlegenen Gastgeber selten im eigenen 16m-Raum zum Zuge
kommen liessen. Die Begegnung spielte sich somit vorwiegend im Mittelfeld ab, da der
finale, gute Pass in die Spitzen nicht gelang. Erst in den letzten Minuten der 1. Halbzeit
hätten Baris (38.) für die Hamburger und van Lent für Gladbach (45.)
Einschussmöglichkeiten.

Rasant begann es nach der Pause. Der Gladbacher Druck führte bereits in der 51.
Minute zum 1:0. Meggle foulte Nielsen und Torjäger Van Lent verwandelte den Elfer
sicher. Schon vier Minuten später köpfte der Torschütze wieder aufs Pauli-Tor: Knapp
drüber. Der erste wirkliche Möglichkeit der Paulianer brachte dann den Ausgleich für
die Gäste. Bajramovic staubte die Flanke von Verteidiger Gibbs zum 1:1 ab (66.). Nun
entwickelte sich ein gut anzusehendes Match. Endlich Torszenen: 66.: Hausweiler-
Schuss - Bulat hält;70.: Ulich aus 16m - knapp vorbei;73. Nielsen-Freistoß - Bulat
reagierte toll;75. Meggle prüfte nach Abwehrfehler Keeper Stiel;77.: Mieciel verzog
aussichtsreich. Dann folgte eine dramatische Schlussphase. Van Houdt vollendete
aus kurzer Entfernung zum 2:1 und sah wie der glückliche Sieger aus. Doch die letzte
(erfolgreiche) Aktion ging von Pauli aus. Raths Freistoß aus gut 20 Meter Entfernung
fälschte Meggle zum kaum mehr erwarteten Ausgleich ab und landete im Gladbacher
Tor (90.).

Fazit: Nach einer trostlosen ersten Halbzeit entwickelte sich eine spannende
Partie mit einem aufregenden Finale. Pauli verdiente sich den Punkt durch seinen
nimmermüden Einsatz.



Ich scoute für Watford Spieler, die keiner kennt.

— Sir Elton John, Ehrenpräsident des FC Watford.