Getafe und der FC Bayern lieferten sich eines der verrücktesten Gefechte der jüngeren Fußballgeschichte. In der 120-minütigen Spielzeit zogen die Münchner ihren Kopf gleich zweimal in höchster Not aus der Schlinge und stießen schließlich ins Halbfinale vor, wo Leverkusen-Bezwinger Zenit St. Petersburg wartet. Die tapferen Spanier hatten eine große Portion Mitleid verdient.
Da beide Teams vom Start weg in die Vollen gingen, hatte es schon die Anfangsphase in sich. Nachdem Ribery (1.) und Getafes Contra (2.) erste Schüsse abgegeben hatten, wurde Miroslav Klose auf seinem Weg zum gegnerischen Kasten von de la Red zu Fall gebracht. Obwohl mit Cortes noch ein zweiter Verteidiger in der Nähe war, wertete Schiedsrichter Busacca das Foul als Notbremse und zeigte dem Sünder den Roten Karton (6.). Den anschließenden 18-Meter-Freistoß setzte Franck Ribery an den linken Pfosten (8.). In Überzahl hatten die Gäste deutlich mehr Ballbesitz, machten allerdings den Fehler, immer wieder durch das dicht besiedelte Zentrum anzugreifen anstatt das kopfballstarke Sturmduo Klose/Toni mit Flanken zu füttern. So reichte es für die Bayern lediglich zu zwei Chancen durch Demichelis, der nach einer Ribery-Ecke über das Tor köpfte (33.), und Lell, der aus vielversprechender Position deutlich verzog (34.). Geschickter verhielt sich Getafe, das nicht nur gut stand, sondern auch immer wieder die Flucht nach vorne antrat. In der 44. Minute führte einer dieser Nadelstiche zum unerwarteten 1:0. Hinspieltorschütze Cosmin Contra legte einen unwiderstehlichen Tempolauf über den halben Platz und vorbei an van Bommel und Demichelis hin, den er mit einem wuchtigen Zwölf-Meter-Schuss unter die Latte krönte. In der Pause waren die Münchner ausgeschieden.
Nach dem Seitentausch setzte sich das spielerische Dilemma der Hitzfeld-Schützlinge fort. Weil die Spanier nun aber nicht mehr so konzentriert in der Rückwärtsbewegung arbeiteten wie noch im ersten Durchgang, kamen sie dennoch zu einigen hochkarätigen Gelegenheiten. Klose (56./63.), Schweinsteiger, der eine flache Hereingabe von Jansen um Haaresbreite am Pfosten vorbeidrückte (57.), sowie der eingewechselte Sosa (70.) verfügten jedoch nicht über die nötige Zielgenauigkeit. Der behäbige Favorit war auf dem besten Weg, einen der drei anvisierten Titel zu verspielen – zumal Getafe mit fortgeschrittener Zeit wieder zu seinen gefährlichen Gegenstößen ausholte. Glück für die Bayern, dass der neu in die Partie gekommene Braulio, der bereits an Oliver Kahn vorbei war, ausrutschte (68.) und Gavilan die Kugel im Strafraum vertändelte (87.). Nichts deutete mehr auf die Wende hin, als plötzlich ein hohes Zuspiel van Bommels vor den Füßen von Ribery landete, der den FCB mit einem Elf-Meter-Volleyschuss ins rechte Eck in die Verlängerung rettete (89.).
Die Gäste waren noch berauscht von ihrem späten Erfolgserlebnis, da wurden sie von den unermüdlichen Spaniern auch schon kalt erwischt – und das gleich doppelt. Einem Traumtor von Francisco Casquero, der aus der Distanz den linken Innenpfosten und von dort in die Maschen traf (92.), ließ Braulio 120 Sekunden später das 3:1 folgen. Cotelo passte von rechts in die Mitte, wo Lucio ausrutschte und damit den Angreifer ins Spiel brachte, der aus sechs Metern wuchtig abschloss. Die Münchner lagen regungslos am Boden und benötigten nun zwei Treffer, um noch als Gewinner aus dem Duell hervorzugehen. Und tatsächlich rafften sie sich noch einmal auf und machten das scheinbar Unmögliche möglich. Als Getafes Schlussmann Abbondanzieri einen harmlosen Freistoß aus den Armen gleiten ließ, war Luca Toni zur Stelle und schob das Spielgerät über die Linie (115.). In buchstäblich letzter Sekunde war es dann wieder der italienische Weltmeister, der aus acht Metern eine Sosa-Flanke von der linken Seite einköpfte und damit die große Überraschung verhinderte (120.).
Christian Brackhagen
Alexandar Ristics taufrische Alteisenabteilung.
— Reinhold Beckmann über Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf